Erstmals seit seinem Tod widmet das Zentrum für Aktuelle Kunst dem Künstler Clemens Gröszer (*1951 in Berlin, † 2014 ebenda) eine umfangreiche Einzelausstellung in Berlin. Als Maler, Grafikerund Bildhauer gehörte er seit den 1980-er Jahren zu den prägenden Künstlerpersönlichkeiten Berlins, wenngleich er sowohl künstlerisch als auch in Bezug auf seine persönliche Haltung zum Kunstbetrieb immer ein Außenseiter und Querdenker blieb.

Clemens Gröszer studierte von 1972-1976 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee u.a. bei Kurt Robbel und Werner Stötzer. Von 1980-1983 war er Meisterschüler von Wieland Förster an der Akademie der Künste der DDR. Neben der Malerei experimentierte er nicht nur mit Klangobjekten und kinetischer Kunst, sondern er drehte auch Filme, wie den 1980 entstandenen Film Judith und Holofernes, den er mit Künstlerfreunden an der Ostsee und in Berlin produzierte.

Nach einem ersten Schwerpunkt in der Landschaftsmalerei wendete sich Gröszer ab ca. 1979 dem Figurenbild zu und arbeitete vorwiegend mit Lasurtechniken. Darin entwickelte er eine meisterliche Qualität und Finesse, die zum Charakteristikum seiner Kunst wurde. Der Fokus der Ausstellung liegt auf den Portraits, die seit dieser Zeit das malerische OEuvre des Künstlers maßgeblich bestimmt haben. Einen wesentlichen Teil bilden dabei die sensiblen Bildnisse aus dem engeren familiären und freundschaftlichen Umkreis des Malers. Hinzu kommen einige seiner weithin bekannten Portraits von Persönlichkeiten der Berliner Kunstszene wie z.B. der Komponistin Ruth Zechlin, der Kunstwissenschaftlerin Barbara Rüth oder des Schriftstellers Volker Braun, die er in beeindruckenden bildräumlichen Inszenierungen festhielt.

Begleitet von signifikanten grafischen Arbeiten werden rund 60 ausgewählte Gemälde aus öffentlichen und privaten Sammlungen präsentiert. Darunter findet sich neben Gröszers klassischen Portraits, charakteristischen Akten und phantasmagorischen Allegorien auch eine Gruppe von Selbstportraits, in denen sich der Maler immer wieder ebenso selbstbewusst wie selbstkritisch im Kontext seines eigenen Lebensumfelds darstellte.

Alle Arbeiten der Ausstellung lassen den meisterhaften Maler und Zeichner erkennen, der in seinem neo-veristischen Zugriff auf die Kunstgeschichte – auf die alten Meister ebenso wie auf die Kunst des frühen 20. Jahrhunderts - seine eigene unverkennbare Künstlerposition nicht nur in der zu Ende gehenden DDR, sondern auch im wiedervereinigten Deutschland der Nachwendezeit behauptete.

„Clemens Gröszers suggestive Bilder zeigen die Gegenwart in vielfältigen Brechungen derKunstgeschichte ebenso wie der zeitgenössischen Medien. Seit den frühen 1980er Jahren hat er indetailgenauer Malerei (...) Parabeln gegenwärtiger Kultur entwickelt. Nicht zusammengehörige Dingein neue Bedeutungskonstellationen zu treiben, ist ein spätromantisches Prinzip, das er sich zu eigen machte: Entfremdung als Zweckentfremdung, Trivialität als Kunstmittel und zugleich kultureller Befund. Das Faszinosum, daß alles Maske ist, treibt den Maler vor die Staffelei. Und es gelingt ihm immer wieder, hinter den modischen Fassaden und Verkleidungen menschliche Substanz sichtbar und deutbar zu machen.“ Matthias Flügge

Kurator*innenteam: Anna Gröszer, Friederike Kröbel, Ralf F. Hartmann


Öffnungszeiten:
Die Zitadelle ist an 365 Tagen im Jahr geöffnet:
Freitag - Mittwoch: 10:00 - 17:00 Uhr (letzter Einlass 16.30 Uhr)
Donnerstag: 13:00 - 20:00 Uhr (letzter Einlass 19.30 Uhr)

Weitere Informationen direkt unter: zitadelle-berlin.de

06.04. - 28.07.2019

Clemens Gröszer – Die Portraits

Zitadelle – Zentrum für Aktuelle Kunst

Am Juliusturm 64
13599 Berlin