Avantgarde in den Niederlanden – dieses Motto scheint unweigerlich mit De Stijl verknüpft, mit geometrischer Abstraktion und funktionalem Purismus sowie ihren Protagonisten Piet Mondrian, Theo van Doesburg und Gerrit Rietveld. Andere künstlerische Tendenzen der Klassischen Moderne sind hierzulande weit weniger bekannt, wie etwa die 1918 in Groningen gegründete expressionistische Künstlergruppe De Ploeg. Ähnlich wie Die Brücke in Deutschland strebten diese jungen Künstler*innen nach Austausch und Sichtbarkeit. Groningen sollte hinsichtlich der Moderne urbar gemacht werden, daher auch der programmatische Name De Ploeg – zu Deutsch: Der Pflug. Es wurden zahlreiche gemeinsame Ausstellungen, Lesungen und Vorträge organisiert, um die Öffentlichkeit an die aktuellen Entwicklungen in Kunst, Architektur und Literatur heranzuführen. Die Mitglieder hielten Café-Szenen, Interieurs und städtisches Treiben fest, fanden ihre Motive aber auch in der friesischen Landschaft, ausgehend von dem Treffpunkt der Künstlergruppe Blauwborgje außerhalb Groningens. Sie porträtierten sich gegenseitig und kamen regelmäßig zu gemeinsamen Aktstudien mit Modellen zusammen. Durch den regen Austausch entwickelte sich in den 1920er-Jahren in den Reihen von De Ploeg ein variantenreicher expressionistischer Stil, der sowohl regional eingebunden als auch international ausgerichtet war. 

Während diese wegweisende Expressionistengruppe in den Niederlanden große Wertschätzung genießt, ist sie hierzulande nahezu unbekannt. So zeigt die abwechslungsreiche Ausstellung über 100 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafiken, Skulpturen und Kunsthandwerk von 15 Künstler*innen, ausgehend von den Begründern Jan Altink, Johan Dijkstra, George Martens und Jan Wiegers, dem langjährigen Freund Ernst Ludwig Kirchners. Neben diesen vier Groninger Expressionisten der ersten Stunde werden weitere elf wichtige De-Ploeg-Mitglieder mit beispielhaften Arbeiten vorgestellt: Wobbe Alkema, Johan Faber, Job Hansen, Jan Jordens, Ekke Kleima, Henk Melgers, Alida Pott, Hendrik de Vries, Jannes de Vries, Hendrik Werkman und Jan van der Zee. Sie entwickelten alle einen eigenen, charakteristischen Stil und bieten dem Publikum faszinierende Entdeckungen! 

Die Ausstellung wurde durch die Kooperation mit dem Groninger Museum ermöglicht und ist der Auftakt zu einer fast zweijährigen Tournee, beginnend hier im Südwesten, weiterreisend in den Norden zum Wenzel-Hablik-Museum Itzehoe, dann an die Kunstmuseen Erfurt im Osten und schließlich an das Kunstmuseen Ahlen im Westen Deutschlands.


Öffentliche Führungen:
jeden Sonntag, 11.30 Uhr (außer 1. Januar) 

Jan Altink, Der rote Bauernhof, 1924, Collectie Stichting De Ploeg, Leihgabe Groninger Museum, Foto Marten de Leeuw
29.10.2022 - 26.02.2023

Avantgarde in den Niederlanden – Die expressionistische Künstlergruppe De Ploeg

Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen

Hauptstraße 60-64
74321 Bietigheim-Bissingen