In diesem Frühjahr präsentiert der Kunstverein München die erste posthume institutionelle Einzelausstellung von Pati Hill in Europa. Hill (1921–2014) hinterließ ein künstlerisches Werk, das sich über 60 Jahre erstreckt und verschiedene Disziplinen umfasst. Ohne Kunstausbildung begann sie Anfang der 1970er Jahre einen Fotokopierer als künstlerisches Werkzeug zu nutzen, wobei sie ein umfassendes Oeuvre schuf, welches das Verhältnis zwischen Bild und Text untersucht. Neben diesem umfangreichen xerographischen Werk veröffentlichte sie vier Romane, ihre Memoiren, mehrere Kurzgeschichten, Künstlerinnenbücher und schrieb Gedichte. Darüber hinaus wurde Zeichnen zu einem integralen Bestandteil ihrer Praxis.
Indem sie den Kopierer – ein Instrument, das klischeehaft mit Sekretariats- und damit weiblicher Arbeit verbunden war – benutzte, um alltägliche Gegenstände wie einen Kamm, eine sorgfältig gefaltete Männerhose oder ein Kinderspielzeug zu dokumentieren, entwickelte Hill eine künstlerische Praxis, mit der sie eine programmatische Übersetzung von unsichtbarer Hausarbeit in eine visuelle, öffentliche Sprache begann. Ausgehend von diesem bildnerischen Werk wirft die Ausstellung zudem einen Blick auf Hills Schreiben, Publizieren und Editieren als Praktiken, die das visuelle Schaffen der Künstlerin sowohl befragen als auch begleiten. Als fragmentierter, notwendigerweise unvollständiger Index ihrer Auseinandersetzung mit Bild- und Text(re-) produktion umfasst die Schau neben den Xerographien veröffentlichte Romane, Gedichte, Skizzenbücher, unveröffentlichte Manuskripte und Briefe.
Im Rahmen der Ausstellung wird ein Nachdruck von Hills Publikation Letters to Jill. A Catalogue and Some Notes on Copying von 1979 erhältlich sein. Darin erläutert sie ihrer New Yorker Galeristin Jill Kornblee in ihren eigenen Worten den Status des Kopierers und ihren Arbeitsprozess. Die Texte setzte sie in Relation zu Auszügen und Beispielen von früheren Projekten, was die Publikation heute zu einer wertvollen Dokumentation ihrer Autorschaft macht, die sowohl Produktion als auch Rezeption umfasste – eine Dualität, die das Zentrum von Hills künstlerischem Schaffen bildete.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 12:00 - 18:00 Uhr
Montag undFeiertage: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kunstverein-muenchen.de

12.05. - 16.08.2020

Pati Hill: Something other than either

Kunstverein München e.V.

Galeriestr. 4
80539 München