Die Videoarbeit Path to the Stars von Mónica de Miranda beleuchtet im Rahmen des 35. exground filmfests mit dem diesjährigen Länderschwerpunkt Portugal die portugiesisch-angolanische Kolonialgeschichte und begegnet dabei nicht nur den Geistern der Vergangenheit, sondern imaginiert gleichzeitig eine zukünftige Heilung. 

Der Film Path to the Stars [port. O caminho das estrelas] von Mónica de Miranda ist nach dem gleichnamigen Gedicht aus dem Jahr 1953 von Agostinho Neto benannt, dem Freiheitskämpfer und ehemaligen Präsidenten Angolas. Die Künstlerin beleuchtet darin die Geschichten unsichtbarer und nicht gewürdigter Stars (dt. Sterne), die für die angolanische Unabhängigkeit gekämpft haben und ist dabei vor allem eine Hommage an die Kämpferinnen von damals und jene Frauen, die heute um Sichtbarkeit ringen. Mónica de Miranda reflektiert mit ihrer filmischen Reise die dialektischen Beziehungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Insbesondere Wasserwege sind für Mónica de Miranda Zeugen der Vergangenheit bis in die Gegenwart. So ist der Kwanza-Fluss einer der längsten Flüsse Angolas; er mündet in den Atlantischen Ozean und bildete den Ausgangspunkt für die portugiesische Invasion. Als Schauplatz zahlreicher Widerstandskämpfe und als Naturgewalt ist der Fluss auf der angolanischen Währung als wichtiges Symbol der Unabhängigkeit abgebildet. Gleichzeitig funktioniert das Bild des Flusses als Analogie zur Geschichte – ist er doch eng mit der kolonialen Geschichte des Atlantiks verbunden, in den er mündet. Die Künstlerin versetzt ihre Hauptfigur in einen utopischen, am Kwanza gelegenen Raum und folgt der Heldin von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Alleine reist diese den Fluss hinunter zum Meer und begegnet dabei nicht nur ihren eigenen Erinnerungen und Geistern der Vergangenheit, sondern auch ihrer zukünftigen Heilung. Der Film ist dabei selbst wie ein Fluss strukturiert, der sich verästelt, dem verschiedene Schichten und Tiefen inne sind. 

Die Künstlerin verwebt persönliche Geschichten und kollektive Erinnerung, um über die Beziehung zwischen Mensch und Natur als mögliche Quelle von Heilung und Wiedergutmachung zu nachzudenken. Der Film befasst sich mit den nie überwundenen kolonialen Strukturen, insbesondere mit den verheerenden Auswirkungen der Ausbeutung natürlicher Ressourcen und regt damit eine wichtige Diskussion über Zukunftsgestaltung im Zeitalter des Anthropozäns an.

Mónica de Miranda (*1986 in Porto, Portugal) ist eine portugiesische Künstlerin, Filmemacherin und Forscherin angolanischen Ursprungs, die in Lissabon und Luanda lebt und arbeitet. Sie arbeitet interdisziplinär mit Zeichnung, Installation, Fotografie, Film, Video und Sound, an der Schnittstelle von Fiktion und Fakt. Mit ihrer forschungsbasierten künstlerischen Praxis untersucht die Künstlerin die Verflechtungen zwischen Politik, Identität, Geschlecht, Erinnerung und Räumlichkeiten und die Komplexität von Identitätskonstruktionen. 

Sie studierte Bildende Kunst und Bildhauerei am Camberwell College of Arts (London) und machte einen PhD in Artistic Studies an der Middlesex University (London). 2019 wurde sie für den New Artist Prize des MAAT und 2016 für den Novo Photo Banco Prize nominiert. Sie hatte zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit, u.a. auf der 12. Berlin Biennale (2022), im Oratorio de S. Ludovico - Nuova Icona, Venedig (2022), auf der Bienar du Sur, MAAC, in Guayaquil, Ecuador (2020), auf der Biennale Lubumbashi, Kongo (2019), in der Tyburn Gallery, London oder auf der Dakar Biennale, Senegal (2016). Sie ist eine der Gründerinnen des künstlerischen Forschungszentrums HANGAR in Lissabon.