Erstmals stellt das MGGU – Museum Giersch der Goethe-Universität den spannenden Künstler Ernst Weil (1919–1981) in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main umfassend vor. Mit etwa 120 Werken von privaten wie öffentlichen Leihgeber*innen wird das vielseitige Schaffen Weils in seiner ganzen Breite präsentiert. Die gezeigten Arbeiten bewegen sich zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit und umfassen dabei Malerei, Zeichnung, Druckgraphik und angewandte Kunst. Basierend auf einer Teilübernahme der 2020 in der Kunstvilla Nürnberg gezeigten Retrospektive von Weils malerischen Arbeiten setzt die Ausstellung im MGGU auf die Sichtbarmachung der fruchtbaren Vernetzung des zeichnerischen und angewandten Schaffens mit den Gemälden des Künstlers. 

„Der Titel der Ausstellung ‚Spontan und konstruktiv‘ bezieht sich auf zwei wichtige Merkmale von Weils Arbeiten, die zwischen spontaner Geste und sorgfältiger Konstruktion des Bildraums changieren. Gleichzeitig zeigen Weils Arbeiten eigentlich immer einen Rückbezug auf die klassischen Bildformen wie Landschaften, Stillleben oder menschliche Figur“, so die Kuratorin der Ausstellung Laura Domes.

Der Präsident der Goethe-Universität Enrico Schleiff kommentiert: „Die Ausstellungen des MGGU bereichern seit Jahren das breite Forschungsspektrum der Goethe-Universität. Die Ausstellung zu Ernst Weil, der einen engen Bezug zur Stadt Frankfurt hat, ist ein weiteres Beispiel dafür, wie eine wissenschaftliche Begleitung eine Ausstellung bereichert und wie diese wiederum zu einem Beitrag der Wissenschaft und auch der Wissenschaftskommunikation unserer Goethe-Universität wird.“ 

ZUM KÜNSTLER 
Nach dem Zweiten Weltkrieg an der Münchener Kunstakademie ausgebildet, verdiente Weil seinen Lebensunterhalt zunächst als Gebrauchsgraphiker und Raumgestalter. Zeitgleich entwickelte er in seinen freien Arbeiten ein eigenes Verständnis kubistischer Darstellung von Landschaften und Stillleben in der Tradition der klassischen Moderne. Von 1957 bis 1965 lebte er in Frankreich, wo er sich in seinen Zeichnungen und seiner Malerei auf die durch schnelle Geste erfasste menschliche Figur konzentrierte. Immer wieder war Weil in dieser Zeit mit seinen Arbeiten bei den Ausstellungen der Künstler*innengruppierung „Frankfurter Sezession“ präsent. 1965 kehrte der Künstler nach Deutschland zurück, um in Nürnberg eine Professur für Freie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste anzutreten. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit der Entwicklung einer eigenen Farbtheorie. In seinen späten Landschaftsdarstellungen und figurativen Bildern betonte er das Gestische und Rhythmische, wobei die Farbe weiterhin eine wichtige Stellung einnahm. Seine Kompositionen verlieren trotz hohem Abstraktionsgrad nie den Bezug zur wahrnehmbaren Umwelt. 

ZUR AUSSTELLUNG
Eigentlich sollte Ernst Weil bereits vor zwei Jahren im MGGU gezeigt werden, als Übernahme der Retrospektive „Ernst Weil – Abstraktion in Nürnberg“ der Kunstvilla Nürnberg. Die Bilder waren sogar schon im Depot in Frankfurt am Main. Dann allerdings sorgten die Corona-Pandemie und die technische Sanierung des Museums für eine Verschiebung der Planungen. Doch nicht immer sind solche Verzögerungen von Nachteil: Durch die zusätzliche Zeit ergab sich die Möglichkeit für eine Erweiterung des Ausstellungkonzepts. So widmet sich die Schau Weils Verbindung zur „Frankfurter Sezession“. Darüber hinaus wurden nun graphische und angewandte Arbeiten in das kuratorische Konzept miteinbezogen, wodurch die Ausstellung die Vielseitigkeit des Künstlers betont. Ernst Weil zeigte keinerlei Berührungsängste und entwarf für die unterschiedlichsten Orte, Techniken und Materialien. In der Ausstellung ergänzen daher knapp 60, zum Teil noch nie gezeigte Zeichnungen, Druckgraphiken und angewandte Arbeiten wie Illustrationen und Trickfilme sowie ein Beispiel einer Raumausstattung die chronologische Übersicht der malerischen Entwicklung. Dabei wird die besondere Bedeutung der Handzeichnungen für Ernst Weil sichtbar: Durch das ständige zeichnerische Erfassen von Seheindrücken gelang es ihm, sich ein Motivrepertoire anzueignen, das ihm in seinen malerischen Arbeiten als stilistischer und thematischer Fundus diente.