Jeder Mensch kennt Salz und Zucker aus der Küche. Beide finden sich dort rieselfähig, in Form von feinen kleinen Kristallen. Salz und Zucker sehen sich ähnlich, sind jedoch in ihrem Geschmack und in ihrer Symbolik gänzlich verschieden. Auch für die bildende Kunst bieten sie ein vielfältiges Potenzial.

Die Ausstellung Kristallisationspunkte vereint Boden- und Wandarbeiten, Performances, Fotografien, Installationen, Skulpturen und Videos von 15 Künstlerinnen und Künstlern, die sich diesen Werkstoffen widmen und danach fragen, welche formalen und welche inhaltlichen Perspektiven sie bilden.

Thematisch gliedert sich die Werkschau in zwei Bereiche: Auf der einen Seite werden Salze und Zucker hinsichtlich ihrer bildnerischen Qualitäten untersucht. In Wasser gelöst, zu einem festen Körper gepresst, ausblühend, mit Farbe versehen, gebrannt, gebacken oder als rieselnde Masse können sie unterschiedliche Formen annehmen und bildhauerische Fragen verhandeln.
Mit Patricija Gilyte und Heidemarie Ziebandt widmen sich gleich zwei Künstlerinnen Zuckerwürfeln. Ziebandt färbt die Würfel in sich wiederholenden Mustern ein, verklebt sie miteinander und schafft so ästhetische und gleichsam minimalistische Skulpturen, die gleichsam konkret und sinnlich sind.

Patricija Gilyte lässt sich von Städten inspirieren und schafft subjektive Stadtsilhouetten, die sie mit Würfelzucker an die Wand klebt.

Takaya Fujii lässt Bücher in Salzlaugen kristallisieren und macht sie dadurch haltbar. Helga Franz verfolgt Kristallisationsprozesse in verschiedenen Materialien, die teilweise bereits seit Langem ausblühen.

Auch der niederländische Künstler Kees de Vries überdeckt Körper und Gegenstände mit Salz und hüllt sie in ein weißes, schönes Kleid, das rein und unberührt wirkt.

Neben den bildnerischen Qualitäten der beiden Stoffe stehen in einem zweiten Kapitel die symbolischen und politischen Implikationen im Fokus. Salz ist etwa lebensnotwendig, kann jedoch im Übermaß lebensfeindlich werden. Das zeigt ein Video von Salzwüsten, das Johanna Strobel der Ausstellung beisteuert. Zucker hingegen verweist auf Wohlstand, Konsum und Genuss, aber auch auf Gier und Ausbeutung. Denn vor seiner industriellen Produktion aus Rüben, wurde Zucker aus Zuckerrohr gewonnen, dessen Geschichte mit kolonialer Exploitation verbunden ist. Diesen Aspekt reflektierten Tiago Sant’Ana und Elia Nurvista, die jeweils die koloniale Vergangenheit ihrer Länder, Brasilien und Indonesien, in Videos, Fotos und Wandgemälden reflektieren.

Ergänzt wird die Schau durch Bodenarbeiten von Christine Braun, Tobias Rentmeister und Alice Musiol, ein Video und eine Salzinstallation von Johanna Strobel und eine Performanceinstallation von Fadi al-Hamwi.

Mit Werken von
Christine Braun, Jonas Etter, Takaya Fujii, Helga Franz, Fabian Gatermann, Patricija Gilyte, Fadi al-Hamwi, Nadine Karl, Alice Musiol, Elia Nurvista, Thomas Rentmeister, Tiago Sant’Ana, Johanna Strobel, Kees de Vries, Heidemarie Ziebandt


Öffnungszeiten:
Dienstag: 11.00 - 17:00 Uhr
Mittwoch: 13:00 - 19:00 Uhr
Donnerstag - Sonntag: 11.00 - 17:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kunstmuseum-heidenheim.de

Krees de Vries Hope II, 2020 Konsole, verschiedene Materialien, Salz 90 x 50 x 30 cm Courtesy Galerie Franzis Engels
24.03. - 02.06.2024

Kristallisationspunkte. Salz und Zucker in der Kunst

Kunstmuseum Heidenheim

Marienstraße 4
89518 Heidenheim