Die rumänische Künstlerin Geta Bratescu (1926–2018) gilt heute als eine der herausragendsten Avantgardistinnen Osteuropas. Zeitlebens erforschte sie in einer Vielzahl von Medien mittels serieller Variationen das erzählerische Potenzial abstrakter Formen. Dreh- und Angelpunkt ihres OEuvres bildet die Zeichnung. Das Zeichnen verstand Bratescu als einen physischen Akt, als eine Geste des Körpers, ähnlich einem Tanz, durch den sie die Welt in ihrer Umgebung ergründete. Die Einzelausstellung schlägt einen Bogen von 1967 bis 2018 und stellt mit knapp 50 Arbeiten, darunter zahlreichen seriellen Werken, erstmals in Süddeutschland das facettenreiche OEuvre Batescus vor.

Trotz staatlicher Repression im damals kommunistischen Rumänien besteht Geta Bratescu von Anbeginn unbeirrt auf die Rolle der Künstlerin/des Künstlers als Vertreter:in eines freien Denkens und lustvoll-spielerischen Experimentierens. Immer wieder thematisierte sie, auch durch die Aneignung widerständiger Figuren der Weltliteratur, die Bedeutung der Künstlerin/des Künstlers in der Gesellschaft sowie des Ateliers als Produktionsraum und mentales Kraftzentrum. Ausgangspunkt von Bratescus Collagen, installativen und performativen Fotound Filmarbeiten bildeten gefundene Alltagsmaterialien und ihr eigener Körper. In diesen Arbeiten manifestiert sich Bratescus erweitertes Verständnis von der Zeichnung als konzeptuelle Ausdrucksform. Den Zeichenstift ersetzte sie in ihrem Spätwerk durch die Schere und konzentrierte sich in ihren farbintensiven Papiercollagen auf das freie »Spiel der Formen«.

Es entsteht ein Katalog im Verlag fuür moderne Kunst mit Beiträgen von Sven Spieker und Diana Ursan, der erstmals eine Auswahl von Bratescus eigenen Texten, ihre Reflexion über die Kunst und die Welt, in deutscher Sprache zugänglich macht.

Einzelausstellungen (Auswahl):
FC Francisco Carolinum, »Geta Bratescu. The Woman and the Bird«, Linz, AT (2021), Kunstforeningen GL Strand, »Geta Bratescu. Freedom of Forms«, Kopenhagen, DK (2021), Kunstmuseum St. Gallen, »Geta Bratescu. L’Art C’est un Jeu Sérieux«, St. Gallen, CH (2020), Neuer Berliner Kunstverein, »Geta Bratescu«, Berlin, D (2018), Museum voor Schone Kunsten Gent, »Geta Bratescu. An atelier of one’s own«, Gent, Belgien (2017), La Biennale di Venezia, Rumänischer Pavillon, »Geta Bratescu – Aparitii«, Venedig, IT (2017), Camden Arts Centre, »Geta Bratescu. The Studio: A Tireless, Ongoing Space«, London, GB (2017), Hamburger Kunsthalle, »Geta Bratescu. Retrospektive«, Hamburg, D (2016)