Der 1986 begonnene Wiederaufbau des Dresdner Residenzschlosses erlebt mit der Eröffnung der Paraderäume Augusts des Starken und des Porzellankabinetts seine Krönung. Die repräsentative Raumfolge im Westflügel – vom Kurfürst-König persönlich als zeremonielles Herzstück seiner Residenz konzipiert – führt das Publikum im musealen Schlossrundgang zum Höhepunkt fürstlicher Prachtentfaltung.

Die aufwendig rekonstruierten Räume werden gemeinsam mit originalen Kunstwerken aus mehreren Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) zu einem einzigartigen musealen Ensemble. Im harmonischen Zusammenspiel von Wandtextilien, Gemälden, kostbaren Prunkmöbeln und Porzellanen, prächtigen Staatsgewändern und den Herrschaftsinsignien Augusts des Starken werden sowohl die europäische Kunstfertigkeit des frühen 18. Jahrhunderts als auch die höfische Repräsentationskultur wieder erlebbar.

Vor genau 300 Jahren, anlässlich des Hochzeitsfestes zu Ehren von Kurprinz Friedrich August und der Kaisertochter und Erzherzogin Maria Josepha von Österreich, waren die Paraderäume im September 1719 durch August den Starken eröffnet worden. 1997 beschloss die sächsische Staatsregierung, die im Krieg völlig zerstörte Festetage soweit wie möglich wiedererstehen zu lassen. Die heutige bis ins kleinste Detail gehende Rekonstruktion der Räume in ihrer historischen Fassung des 18. Jahrhunderts ist die immense Leistung des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) und einer Vielzahl regionaler und internationaler Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen. Dank umfangreicher Überlieferungen war eine Wiederherstellung möglich, die dem Original so nah als möglich kommt. So konnten die monumentalen Deckengemälde von Louis de Silvestre nach Farbfotografien von 1942/44 rekonstruiert werden. Die erhalten gebliebenen barocken Prunktextilien des Audienzgemaches aus Pilastern mit aufwendigen Goldstickereien und Posamenten  konnten restauriert und der karmesinrote Seidensamt anhand eines Fragmentes „fadengenau“ über die gesamte Wandfläche rekonstruiert werden. Verlorene Tapisserien entstanden nach vergleichbaren Vorbildern neu. Insgesamt arbeiteten 300 Handwerksbetriebe aus ganz Europa, die die alten Techniken noch beherrschen, gemeinsam an diesem Projekt.

Dank rechtzeitiger Auslagerungen hat sich eine große Zahl an kostbaren Möbeln aus dem frühen 18. Jahrhundert und den folgenden Jahrzehnten erhalten, die nachweislich zu den Repräsentationsräumen gehörten und seit Ende des Zweiten Weltkrieges unter Verwaltung des Kunstgewerbemuseums stehen: der Audienzstuhl, seltene Augsburger Silbermöbel und französische Prunkmöbel in Boulle-Marketerie. Für diesen Ort bestimmte Gemälde und Supraporten von Louis de Silvestre aus der Gemäldegalerie Alte Meister machen die jetzige Wiedereinrichtung komplett.

In vier Räumen, die wie die wiederhergestellten Paraderäume zum Westflügel gehören, zeigen Exponate der Rüstkammer, mit welch überwältigender Pracht August der Starke seine eigene Person und seine Macht inszenierte. Neben der „Königlichen Garderobe“ und den Herrschaftsinsignien der sächsisch-polnischen Union beeindruckt die Krönungsfigur mit den Regalien von 1697 und dem Gesicht Augusts des Starken nach der Lebendmaske von 1704. Weitere Zeugnisse des Herrschens, wie der Kurhut und die Kronschwerter von Polen und Litauen, lassen die europäische Dimension der sächsisch-polnischen Personalunion sichtbar werden.

Der Weg zu den Paraderäumen führt die Besucher*innen auch durch das 100 m² große Turmzimmer im Hausmannsturm des Residenzschlosses. Zum Zeitpunkt der Hochzeit präsentierte August der Starke darin auf Podesten und Wandkonsolen seine außerordentlich kostbaren monumentalen Silbergefäße. In den 1730er-Jahren wurde aus dem Silberbuffet ein Porzellankabinett, das gut 200 Jahre lang als prominenter Schauraum für die kurfürstlich-königliche Porzellansammlung dienen sollte. Der rekonstruierte Raum nimmt nun mit einer Auswahl an Porzellanen, wie den herausragenden Elementvasen von Johann Joachim Kändler, diese historische Funktion wieder auf.


Öffnungszeiten:
Montag, Mittwoch - Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr
Dienstag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: www.skd.museum

Audienzgemach, virtuelle Rekonstruktion der Paraderäume von 1719, Dresden, 2014 © mic-vis.de, Studio für Visualisierung Berlin / SIB D1
Dauerausstellung

Die Königlichen Paraderäume Augusts des Starken und das Porzellankabinett im Residenzschloss

Staatliche Kunstsammlungen Dresden — Residenzschloss

Taschenberg 2
01067 Dresden