Dekonstruktion und Verdichtung. Nach Erfolgen als Kunsthändler und Verleger erwarb Lothar-Günther Buchheim mit seiner zweiten Ehefrau Diethild 1955 in Feldafing ein Landhaus in der Johann-Biersack-Straße 23. Mit Hilfe des Architekten und Künstlers Rupprecht Geiger folgte ab 1957 der Ausbau zu einem 17-räumigen Wohn- und Verlagsgebäudes. Der Hausherr verstarb 2007. Die Witwe folgte 2014. Im Oktober 2017 wurde der verwaiste Bau abgerissen. Auf die Demontage in Feldafing folgte nun die Rekonstruktion in Bernried. Originale Teile des Innenlebens wurden ins Buchheim Museum transloziert.

Kernstück der Neuaufstellung ist das Esszimmer, das von dem Münchner Holzrestaurator Max Knidlberger bis ins kleinste Detail ins Museum transloziert wurde. Der Legende nach war es 1957 in einer einzigen rauschhaften Nacht von Lothar-Günther Buchheim und dem befreundeten belgischen Comicautor Maurice Rosy mit fröhlichen Zirkusmotiven bemalt und beklebt. Ebenso übertragen wurde der Empfangsraum des Hauses, das sogenannte Chinesische Zimmer. Die witzige Wandbemalung darin enthält anektdotische Anspielungen auf die Buchheims. Sie stammt von dem zuletzt in Bamberg wohnenden, hessischen Cartoonisten Hans Fischer (1929-2016). Nur zum Teil konnte sie im Original erhalten werden. Die fehlenden Passagen wurden von dem Münchner Maler Klaus Staps rekonstruiert.

Ziel des ganzen Vorhabens war es, denkmalwerte Ensembles weitest möglich in ihrer Originalsubstanz zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Haus Buchheim wird dadurch als Keimzelle des Museums der Phantasie erfahrbar gemacht. In ihrer Zusammenfügung zielt die Präsentation darauf ab, die kulturelle Lebensleistung Buchheims in verdichteter Form spürbar zu machen: das unermüdliche Eintreten für eine selbstbestimmte und freie Vorstellungskraft, die mit dem Wahrnehmen und Schaffen von Kunst einhergeht. Die Neuinszenierung hat das Buchheim Museum in Zusammenarbeit mit der »FORMATION MÜNCHEN arbeitsgemeinschaft ausstellungsgestaltung« sowie mit Unterstützung der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern konzipiert und umgesetzt. Sie gibt einen einzigartig intimen Einblick in das von Entdeckungsfreude bestimmte Leben Buchheims. Interaktive Wunderboxen laden zum Sehen, Staunen und Spielen ein. Die neue Präsentation öffnet am Samstag, 3. Februar, erstmals ihre Pforten. An diesem Tag bekommen alle Feldafinger und Bernrieder freien Eintritt.