In der anlässlich der Preisverleihung konzipierten Ausstellung im Hans-Thoma-Kunstmuseum hat Ulrike Ottinger die Ausstellungsräume in eine vielschichtige begehbare Installation transformiert. Mongolia – Mexico – Europa zeigt Malereien, Skulpturen, Fotografien, Filme und dokumentarisches Material aus unterschiedlichen Schaffensperioden, vor allem die Ergebnisse Ulrike Ottingers Reisen an entlegene Orte der Welt. Sie stellt die unterschiedlichen Kulturen aus Mongolei und Mexiko gegenüber, vergleicht diese mit Europäischem und schafft damit neue Denkräume.

In Ihren Portraits werden alltägliche Vorstellungen und Handlungen aufgezeigt, so zeigen sich Schamaninnen und Schamanen der Mongolei, wie die mexikanische Community in San Antonio, Texas, mit ihren kunstvoll gestalteten ritualgegenständen und Kleidungsstücken. Einige dieser Handlungen, Gegenstände und Symbole finden sich in Ulrike Ottingers Europa-Objekt wieder: die Zeltform, der mächtige Stier oder der magische Kern auch in der abendländischen Kultur.

Ihre Werke sind Ausdruck eines aufmerksamen neugierigen Blicks, der sich sensibel mit der Vergangenheit und deren Auswirkungen auf die Gegenwart auseinandersetzt.
Die Künstlerin zeigt im Hans-Thoma-Kunstmuseum, wie im Nahen Vergleich unterschiedlicher Kulturen Unterschiede und vor allen Dingen Gemeinsamkeiten sichtbar werden, denn räumliche Distanz ist nach Ulrike Ottinger nicht unbedingt ein Hinderungsgrund für Nähe.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebildertes Künstlerbuch im DISTANZ Verlag, mit einem Grußwort von Petra Olschowski, einem Vorwort von Ça?la Ilk und Misal Adnan Y?ld?z sowie Texten von Ulrike Ottinger und Zitaten, die die Künstlerin auf ihren Reisen sammelte.

Ulrike Ottinger: Pop-Art Malerin, Film-Avantgardistin, Bühnenkünstlerin und Fotografin
Ulrike Ottinger, geboren 1942 in Konstanz, eröffnete Anfang der 1960er Jahre ihr Atelier in Paris, wo sie sich als Malerin zu einer der bedeutendsten Repräsentantinnen der Pop-Art in Europa entwickelte. Ende der 1960er Jahre widmete sie sich vermehrt dem Filmen, schrieb Drehbücher und etablierte sich schließlich ab den 1970er Jahren mit ihren experimentellen Film- Dokumentationen und Spielfilmen in der internationalen Filmszene. Ulrike Ottinger ist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. 2011 wurde ihr künstlerisches Gesamtwerk mit dem Hannah-Höch- Preis der Stadt Berlin gewürdigt. Seit 2019 ist sie Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die jährlich die Academy Awards (»Oscars«) verleiht. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Ulrike Ottingers Filme wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesfilmpreis und dem Preis der deutschen Filmkritik. Ihre Werke sind Teil der wichtigsten internationalen Filmfestivals und wurden vielfach in Retrospektiven gewürdigt, zum Beispiel im New Yorker Museum of Modern Art, dem Museo Nacional Reina Sofia in Madrid, dem Centre Pompidou, der Biennale di Venezia und jüngst im Louvre in Paris. 2020 erhielt sie die Berlinale Kamera im Rahmen der 70. Internationalen Filmfestspiele für „Paris Calligrammes“. Ihre Arbeiten waren u.a. auf der Documenta 11, der Berlin Biennale, im Witte de With – Center for Contemporary Art Rotterdam, den Kunst-Werken Berlin und im NTU Center for Contemporary Art in Singapur zu sehen.

Ulrike Ottinger arbeitet auch als Regisseurin und Bühnenbildnerin für Theater und Oper. Sie inszenierte unter anderem Elfriede Jelineks „Clara S.“ an den Staatstheatern Stuttgart (1983) oder „Das Lebewohl“ am Berliner Ensemble (2000). Darüber hinaus widmet sie sich seit Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn der Fotografie und setzt mit ihren Bildern, die meist im Vorfeld oder parallel zu den Filmarbeiten entstehen, eigene visuelle Akzente.

Hans-Thoma-Preis
Der Hans-Thoma-Preis wurde als Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg 1949 zu Ehren des Malers, Akademie- und Galeriedirektors Hans Thoma (1839 bis 1924) ins Leben gerufen. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben und würdigt das Lebenswerk einer herausragenden Künstlerpersönlichkeit, die einen Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens in Baden- Württemberg hat oder hier geboren ist. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und geht mit einer Ausstellung im Hans-Thoma-Kunstmuseum in Bernau im Schwarzwald einher.

Mitglieder der Jury für den Hans-Thoma-Preis 2021 unter Vorsitz von Staatssekretärin Petra Olschowski waren: Christa Näher (Preisträgerin 2019), Dr. Claudia Emmert (Zeppelinmuseum Friedrichshafen), Ça?la Ilk und Misal Adnan Y?ld?z (Direktion der Kunsthalle Baden-Baden, zusammen eine Stimme), Dr. Andrea Jahn (Stiftung Saarländischer Kulturbesitz Saarbrücken), Prof. Nils Büttner (ABK Stuttgart). Margret Köpfer, Direktorin des Hans-Thoma-Kunst Museums, nahm mit beratender Stimme teil.


Öffnungszeiten: 
Mittwoch . Freitag: 10:30 - 12:00 und 14:00 - 17:00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertag: 11:30 - 17:00 Uhr
Montag und Dienstag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: hans-thoma-museum.de

15.08. - 17.10.2021

Hans-Thoma-Preis 2021 – Ulrike Ottinger: Mongolia – Mexico – Europa

Hans-Thoma-Kunstmuseum

Rathausstr. 18
79872 Bernau im Schwarzwald