Das Werk von Anselme Boix-Vives (1899-1969) gleicht einer kreativen Explosion aus spektakulärer Vitalität und Erfindungsreichtum. Heute gilt der Künstler als einer der bekanntesten Vertreter der Art Brut. Innerhalb von sieben Jahren, zwischen seiner Pensionierung 1962 und seinem Tod, malte der Autodidakt mehr als 2.400 Werke. Die Ausstellung im Bochumer Kunstmuseum ist die erste Einzelpräsentation seines Werkes in einem deutschen Museum.

Geboren wurde Anselme Boix-Vives am 3. Januar 1899 auf der Mas de Ferras in Spanien. Als Sechzehnjähriger floh er als mittelloser Bauernbursche vor dem Elternhaus nach Frankreich. Sein kaufmännisches Talent, seine Sparsamkeit und sein Fleiß waren Grundlage dafür, dass er 1926 in der französischen Industriestadt Moûtiers einen kleinen Lebensmittelladen erwerben konnte. Nach und nach baute er sein Geschäft aus und spezialisierte sich auf den Handel mit Gemüse und Früchten, die er selber an seine Kunden lieferte. Ab den 1960er Jahren begann er erste Kugelschreiberzeichnungen anzufertigen. Sein jüngster Sohn bestärkte ihn in dieser kreativen Entwicklung, die bis zu seinem Tod 1969 anhielt.

Anselme Boix-Vives lebte in der Überzeugung durch seine Bilder die Welt verbessern zu können. Als Gemüsehändler, bevor er anfing zu malen, verfasste er Pläne zur Schaffung des Weltfriedens, die er dem Papst, den Vereinten Nationen und vielen namhaften Politikern zu- kommen ließ. Enttäuscht über die mangelnde Resonanz auf seine Ideen, brachte er seine Utopien eines Weltfriedens nunmehr in seine Bilder ein. Seine farbintensiven Werke verkörpern einen einzigartigen Sinn die Umwelt zu sehen, wobei Menschen und Nichtmenschen nah mit einander verbunden sind. Innerhalb seiner kurzen künstlerischen Schaffensphase sind tausende Werke entstanden, die Menschen- und Tierfiguren, Landschaften und abs- trakte Kompositionen zeigen.

Die Ausstellung im Bochumer Kunstmuseum konzentriert sich auf Papier und Skizzenbücher der Sammlung seiner Enkelkinder Julia und Philippe Boix-Vives, die beide eng mit der Ausstellungskonzeption verbunden sind. Gemälde aus öffentlichen und privaten Sammlungen sind zusätzlich hinzugezogen und präsentieren einen umfangreichen Querschnitt seiner utopischen Weltkompositionen. Im Rahmen der Ausstellung ist die Performance „Die Frau mit der Pfeife“ der bildenden Künstlerin Julia Boix-Vives zu einer Werkgruppe ihres Großvaters geplant, ebenso die Uraufführung einer Komposition des Musikers und Komponisten Philippe Boix-Vives, die sich mit dem Friedens- und Welterneuerungsplan von Anselme Boix-Vives auseinandersetzt.

05.09. - 07.11.2021

Anselme Boix- Vives: Malerei für den Frieden

Kunstmuseum Bochum

Kortumstr. 147
44787 Bochum