Die Ausstellung Kunst und Leben in Zeiten des Krieges, die vom 17. Juni bis zum 13. August 2023 im Württembergischen Kunstverein Stuttgart zu sehen ist, basiert auf einer Kooperation zwischen dem Kunstverein, der Stuttgarter Plattform für zeitgenössische Zeichnung Linienscharen und der ifa-Galerie Stuttgart. Sie zeigt Werke, Projekte und Netzwerke ukrainischer Künstler*innen, die sich derzeit in oder außerhalb der Ukraine befinden bzw. zwischen der Ukraine und anderen Orten arbeiten.

Im Vordergrund stehen künstlerische Praktiken, die den Situationen und Kontexten von Krieg, Vertreibung und militärischen Konflikten, wie sie in der Ukraine seit 2014 bestehen, mit feministischen, queeren und ökologischen Positionen und / oder mit der Schaffung von Kunsträumen begegnen: Anliegen, die beharrlich dem Leben zugewandt sind und dennoch in Kriegszeiten als sekundär gelten. Die Werke verhandeln den Krieg auf gleichermaßen persönliche wie politische, indirekte wie direkte Weise. Die Neubetrachtung der Vergangenheit, die Auseinandersetzung mit den rasanten Veränderungsprozessen der Gegenwart sowie die Imagination einer anderen Zukunft greifen dabei oftmals ineinander.

Das Kooperationsprojekt umfasst, neben der Ausstellung und diversen Veranstaltungen im Württembergischen Kunstverein, auch einen Workshop für Jugendliche in der ifaGalerie.

Hintergründe
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zählt zu den großen Krisen der Gegenwart. In der Ukraine geht er mit vielschichtigen, alles umfassenden Formen der Gewalt und Zerstörung einher: mit Tod, Massenvertreibung, der Zerstörung von Gebäuden, Infrastrukturen, der Umwelt sowie der gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebensgrundlagen, mit Vergewaltigung und Plünderungen. Er zwingt die ukrainische Bevölkerung zu einem Abwehrkrieg, einem tagtäglichen Überlebenskampf und zur Flucht. In diesem anhaltenden Ausnahmezustand scheinen die Prioritäten klar gesetzt zu sein: militärische Belange sowie die Aufrechterhaltung der Lebensgrundlagen stehen im Vordergrund. Kunst, Feminismus, ökologische Anliegen, Fragen nach gesellschaftlicher Diversität und nach antidiskriminierenden Strukturen spielen dabei vermeintlich kaum eine Rolle.

Tatsächlich haben Künstler*innen in und außerhalb der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 neue Strukturen aufgebaut bzw. bestehende modifiziert, die es ihnen trotz des Ausnahmezustands erlauben, sich auszutauschen und künstlerisch zu betätigen, da dies für sie zu den zentralen Lebensgrundlagen auch und gerade während des Krieges zählt. So sind in der Ukraine beispielsweise verschiedene an die jetzige Situation angepasste Residenzprogramme entstanden. Bereits vor 2022 haben sich ukrainische Künstler*innen auf der Basis feministischer, queerer und / oder ökologischer Positionen mit den militärischen Konflikten und der Vertreibung in ihrem Land auseinandergesetzt – eine Auseinandersetzung, deren Dringlichkeit sie, neben der Aufarbeitung traumatischer Erfahrungen, weiterhin hervorheben.

17.06. - 13.08.2023

Kunst und Leben in Zeiten des Krieges

Württembergischer Kunstverein Stuttgart

Schlossplatz 2
70173 Stuttgart