Seit November 2022 verfügt das Schloßbergmuseum der Kunstsammlungen Chemnitz über neue Dauerleihgaben, die nach einer bewegten Vergangenheit nun zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten wieder in ihrem ursprünglichen Zusammenhang gezeigt werden können. Im historischen Gewölberaum des früheren Klosters erwarten die Besucherinnen und Besucher knapp 20 Exponate: Skulpturen, Reliefs und Tafelmalerei vom Beginn des 16. Jahrhunderts. Ausführliche Begleittexte und historische Abbildungen vermitteln Einblicke in die teils abenteuerliche Geschichte der einzelnen Objekte.

Die kleine Kriminalgeschichte begann vor mehr als 30 Jahren, als in Oberlungwitz ein spektakulärer Kirchenraub für Schlagzeilen sorgte. Unbekannte waren im Oktober 1990 in die St. Martinskirche eingedrungen und hatten acht Schnitzfiguren entwendet – sechs davon aus der Zeit der Spätgotik, zwei aus dem Barock. Das Entsetzen über den Verlust der wertvollen Kunstschätze war groß, zumal von den Dieben wie auch von der Beute jede Spur fehlte. Die Aussicht, das Diebesgut wieder zu erlangen, war zunächst gering. Umso größer war die Überraschung, als eine der Figuren 2003 im Internet zum Kauf angeboten wurde. Dem Landeskriminalamt gelang es daraufhin, sieben von ihnen ausfindig zu machen. Eine – die Heilige Katharina – blieb bis heute verschollen.

Die spätgotischen Schnitzfiguren mit weitgehend originaler Bemalung und Vergoldung stellen die Heilige Anna Selbdritt (eine klassische Drei-GenerationenDarstellung mit Anna, Maria und dem Jesuskind), die Heilige Katharina, den Heiligen Martin und den Heiligen Johannes dar. Hinzu kommt ein so genanntes Vesperbild (Maria mit dem vom Kreuz abgenommenen Christus auf dem Schoß) sowie eine kniende Maria Magdalena. Das Ensemble gehörte ursprünglich zu einem großen Flügelaltar, den die Gemeinde um 1517 bei dem Zwickauer Bildschnitzer Leonhard Herrgott in Auftrag gegeben hatte. Nachdem die alte Oberlungwitzer Kirche Anfang des 19. Jahrhunderts durch einen Neubau ersetzt worden war, nahm man diesen Altar auseinander und stellte die Figuren in der Vorhalle auf. Von dort wurden sie schließlich gestohlen, ebenso wie auch zwei kleinere Skulpturen – Mose und Aaron –, die wahrscheinlich zu einer 1748 gefertigten barocken Kanzel gehört hatten.

Die Skulpturengruppe wird in der neuen Präsentation ergänzt durch zwei weitere Neuzugänge: Ein Flügelaltar aus Technitz (um 1507) sowie ein großes Schnitzrelief, das die Himmelfahrt und die Krönung der Maria zeigt und um 1500 für die Kirche in Leuben bei Meißen gefertigt wurde. Die außerordentlich bedeutsamen Neuzugänge bereichern die Sammlung nicht nur in quantitativer, sondern vor allem in inhaltlicher Hinsicht, da viele der vorgestellten Motive und Themenkreise bislang noch nicht vertreten sind.


Öffnungszeiten:
Dienstag: 11:00 - 18:00 Uhr
Mittwoch: 14:00 - 21:00 Uhr
Donnerstag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kunstsammlungen-chemnitz.de