Ausstellungen in Innenräumen sind immer eine Auseinandersetzung mit deren Wänden und ihrem Bezug zum Raum. Die Kunstwerke bestimmen die Wahrnehmung der Wände, platziert von Kurator:innen oder von den Künstler:innen selbst. Sie setzen Abstände und Proportionen – inszenieren Verbindungen der Exponate zueinander, bestimmen die Betrachtung. Aber es gibt auch Werke, die nicht gehängt werden wollen, die nicht gerahmt sind, sich aber dezidiert auf die Räume beziehen, als Zeichnungen, Installationen oder Fotografien.

In THE WALLS geht es um den direkten Bezug – um die Wände als Entwurfs-und Arbeitsgerüst. Die Vorgehensweisen der drei Künstler:innen unterscheiden sich in Konzepten, den verwendeten Materialien und Ausführungen.

Anna–Maria Bogner (1984 in Tirol geboren) arbeitet mit minimalen Mitteln, vornehmlich schwarzen Gummibändern, mit denen sie Raumsituationen inszeniert, die den Charakter des Ortes markieren und gleichzeitig die Orientierung darin irritieren. Der Ausstellungsraum wird in ein schwarz-weißes Labyrinth verwandelt. Die Erkundung der vorgefundenen Architektur wird schwierig und das räumliche Sehen wird auf die Probe gestellt. Bei Bogner sind die Wände das Gerüst zur Schaffung eines dynamischen Raumerlebnisses.

Daniela Friebel (1975 in Berlin geboren) arbeitet mit fotografischen Trompe-l’œils, mit optischen Täuschungen. Sie erstellt Fotografien oder generiert aus gefundenen Archivfotos neue Bilder. Den Raum definiert Friebel als Bild, das sich durch den Perspektivwechsel beim Umhergehen im Raum verschiebt. Die Fotografien, die Friebel als Tapete direkt auf die Wand bringt, täuschen  im Zusammenspiel mit der musealen Raumkonstellation eine reale Existenz vor. Das Tapeten-Trompe-l’œil als Teil der Wand verändert den Raum und verunsichert die Wahrnehmung – wo endet das Bild, wo beginnt der Raum?

Frank Neubauer (1952 in Rhynern/Westfalen geboren) widmet sich in seiner Kunst vornehmlich der Zeichnung. Zu dieser Ausstellung hat er für zwei Wände großflächige Graphitzeichnungen erstellt. Er arbeitet mit reinem Graphitpulver, dass aus bergmännisch abgebautem Graphit hergestellt wurde, was ihm feinste Übergänge von Hellgrau bis zu tiefstem Schwarz ermöglicht. Neubauers Zeichnungen sind prozessbetont. Ausgehend von einem weiß grundierten Filzuntergrund entwickelt er im Wechsel klare Flächen und Überlagerungen, dichte und transparente Bildräume, die Tiefe bzw. Durchsichten suggerieren.


Öffnungszeiten:
Donnerstag: 15:00 - 18:00 Uhr
(am 1. Donnerstag im Monat bis 20 Uhr und Art after Work)
Freitag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr

Weitere Informationen direkt unter: https://kunsthaus-goettingen.de