November 2022 bis zum 26. Februar 2023 rund 50 Werke der Wiener Künstlerin und Designerin
Vally Wieselthier (1895-1945). Die Künstlerin gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen der Wiener Werkstätte. Trotzdem ist ihr Werk weniger bekannt als das Ihrer männlichen Kollegen. Dabei zeugen Ihre Keramiken, Stoff-, Spielzeug- und Tapetenentwürfe sowie ihre Buch- und Plakatkunst von einer unbändigen Experimentierfreude. Wieselthiers Werdegang ist in seinem kompromisslosen Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein beispiellos. Wertvolle Leihgaben aus dem Museum für Angewandte Kunst Wien sowie ausgewählte Gebrauchskeramiken aus Wiener Galerien und Privatbesitz spiegeln auf eindrückliche und humorvolle Weise ihren unbeirrbaren Gestaltungswillen in einer patriarchalischen Gesellschaft wider. 

Die Ausstellung
Vally Wieselthier gilt als die Diva der Wiener Werkstätte. Die Mitbegründerin der Keramischen Plastik besticht in ihren Werken mit einer expressiven Farbwahl. Ihre zumeist weiblichen Akte sind zugleich humorvoll und von selbstbewusster Sinnlichkeit. Zudem kreierte Wieselthier Gebrauchskeramik u.a. Lampenfüße, Blumenvasen und Teeservice. Die Schau zeigt zum einen, wie sehr ihre Arbeiten die Grenzen von angewandter und freier Kunst verwischen bzw. aufheben. Zum andern positioniert sie Wieselthiers Schaffen im Zusammenhang der Sammlung angewandter Kunst im mpk und setzt die Künstlerin damit in den Kontext ihrer Kolleginnen und Kollegen, wie Hertha von Bucher, Walter Bosse, Lotta Calm, Diana Kuhn, Kitty Rix. Dabei werden auch die unterschiedlichen Bewertungen herausgestellt, mit denen man das Schaffen insbesondere der Künstlerinnen abwertete. Das mpk zeigt über 50 exemplarisch ausgewählte Beispiele ihrer Keramik- und Entwurfskunst, darunter die 1938 in New York entstanden 1,34 Meter hohe „Salome“. Mit der Salome-Thematik verbindet sich Gewalt und Schönheit. Wieselthier zeigt sie als beredtes Beispiel für den Konflikt vom gesellschaftlichen Anspruch an die Frau und der großen Kraftanstrengung, sich als solche im Berufsleben zu behaupten. 

Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft mit einem Text von Svenja Kriebel.

Biographie
Wieselthier, ein eigenwilliges Multitalent, wird 1895 in Wien geboren. Sie sticht als Schülerin im Sport hervor, ungewöhnlich für ein Mädchen der gehobenen Gesellschaft. Mit zwölf Jahren gewinnt sie Meistertitel im Schwimmen und Tauchen, mit 14 zählt sie zu den Jahrgangsbesten in Tennis und Hockey, und im Skifahren. Den Besuch der „Kunstschule für Frauen und Mädchen“ bricht sie ohne Wissen der Eltern ab, und wechselt zur Wiener Kunstgewerbeschule. Dort besucht sie die Fachklassen Textil, Architektur und Keramik. Josef Hoffmann, der Mitbegründer der Wiener Werkstätte und Michael Powolny, ihr Lehrer für Keramik, erkennen ihr Talent und fördern sie. Bereits 1917 kommt sie zur Wiener Werkstätte. Sie erhält früh Preise für ihre Arbeiten und eröffnet 1922 ihre eigene „Keramische Werkstätte Vally Wieselthier“; weiterhin beliefert sie die Wiener Werkstätten, arbeitet aber auch mit zahlreichen anderen Keramikmanufakturen zusammen. Wieselthier verkauft viel nach Deutschland und in die USA. 1927 tritt sie wieder in die Wiener Werkstätte ein und leitet bis 1929 die dortige Keramikwerkstätte. 1928 stellt sie erstmals in den USA aus und erhält eine überwältigende Resonanz von der Kritik; es folgen weitere Ausstellungen, ihre Stoffentwürfe kommen in amerikanische Produktion. Als erste Frau wird sie Mitglied der Künstlervereinigung CONTEMPOA, New York. Nach Schließung der Wiener Werkstätten (1932) emigriert sie (1933) endgültig nach New York. Sie ist dort national bestens vernetzt und stellt beispielsweise 1934 für Ford Motor Co., Chicago ein riesiges Wandrelief fertig. Sie arbeitet für Sebring Pottery, Ohio; Gerneral Cermamics, New Jersey oder Dunkrik Glass Works in N.Y.C. und nimmt an zahlreichen Ausstellungen und Messen teil, u. A. 1939 an der Golden Gate International Ceramic Exhibition in San Francisco und an der Weltausstellung in New York. 1945 stirbt Vally Wieselthier in New York. 

Zur Reihe
Im mpk widmet sich die Ausstellungsserie „Golden Girls“ dem Schaffen von Kunsthandwerkerinnen, die Außergewöhnliches geleistet haben und beleuchtet zugleich die Schwierigkeiten, mit denen Künstlerinnen allein aufgrund ihres Geschlechts zu kämpfen hatten und mitunter noch heute haben.
Mit dem Reihentitel „Golden Girls“ zitiert Kuratorin Svenja Kriebel den Grundgedanken einer amerikanischen Sitcom der 1980er Jahre: Ältere Damen diskutieren über Themen der Gesellschaft, insbesondere auch über die Emanzipation. «Golden Girls» wurde zu einer Marke für den ungebeugten weiblichen Geist.


Öffnungszeiten:
Dienstag: 11:00 - 20:00 Uhr
Mittwoch - Sonntag: 10:00 - 17:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: mpk.de

Vally Wieselthier © Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
22.11.2022 - 26.02.2023

Vally Wieselthier: Golden Girls No. 2

Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern

Museumsplatz 1
67657 Kaiserslautern