Für ihre erste institutionelle Einzelausstellung nutzt die tschechische Künstlerin Klára Hosnedlová die organischen Innenräume der Kestner Gesellschaft, um sie in labyrinthische Innenwelten umzuwandeln. Sie modelliert die Räume mit voyeuristischen Oberflächen – als schräge Spiegel des humanoiden Selbst. Ihre monumentalen und performativen Skulpturen, die wie Wolken aus undurchsichtiger Materie schweben, sind Inkubatoren körperlicher Poesien, großzügige Habitate für Miniaturbilder einer fragmentierten Welt am Rande der Erschöpfung: eine Mise en Scène der Ökologie der Intimität in einer klaustrophobischen Gebärmutter der Überexposition.

Klára Hosnedlová zeigt einen schamanistischen Ritus der Erneuerung und Erlösung, eine alchemistische Erzählung auf dem Operationstisch eines phantasmagorischen Kokons, die Einbettung eines Traums. Wir befinden uns im Reich der Initiierung: eine mögliche und notwendige, neue Genese des Post-Menschlichen und der Post-Natur.

Nähprozesse mit der Präzision von Chirurgen 
Indem Klára Hosnedlová unter die Haut eines Bildfeldes eindringt, führt die Künstlerin eine Fata Morgana des malerischen Bildes vor: erzählerische Gesten eines Nähprozesses, die mit der Sorgfalt und Präzision eines Chirurgen und eines Geschichtenerzählers ausgearbeitet wurden, tricksen die Wahrnehmung aus und täuschen die Sinne, indem sie eine Spannung des Zweifels erzeugen. Akribisch geschichtete Seidenfäden auf der glatten Oberfläche einer Leinwand ähneln den subtilen Bewegungen von Pinselstrichen und erzeugen eine dichte Textur von einzigartiger, entfremdeter Natur, eine Zone der Zerbrechlichkeit mit fast reliefartiger visueller Wirkung. Wir oszillieren zwischen Verborgenheit und Enthüllung, an der Schwelle zum Sichtbaren, in einer autonomen Zone sinnlicher Kontamination, zwischen Widerstandsfähigkeit und Beharrlichkeit, Glamour und Gewalt, Dauerhaftem und Ephemerem.

Klára Hosnedlovás hybride Praxis bewegt sich im Grenzbereich von Handwerk, Mode, Design, Architektur, Skulptur und Performance. Von der modernen und brutalistischen Architektur Mittelosteuropas und den folkloristischen böhmischen Textiltraditionen inspiriert, choreografiert die Künstlerin komplexe, immersive Umgebungen beeindruckender filmischer und theatralischer Qualität, die an Zeitkapseln erinnern und für unbestimmte Momente der Zukunft geschaffen wurden.

Klára Hosnedlová, 1990 in Uherské Hradište (Tschechische Republik) geboren, besuchte die Akademie der Schönen Künste in Prag (2009 - 2016) und promoviert derzeit an der Fakultät für Schöne Künste in Brünn. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt: X Museum, Peking (2022); Art Basel Parcours, Basel (2021); Meyer Kainer, Wien (2021); Baltic Triennial 14: The Endless Frontier, Vilnius (2021); The 54th October Salon Belgrade Biennial (2021); The 7th Athens Biennial (2021); Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin (2020); Berghain, Berlin (2020); Fondation Cartier, Paris (2019); Prager Nationaltheater (2018); Villa Tugendhat, Brno (2017); hunt kastner, Prag (2016); National Gallery Prague (2015). Derzeit nimmt sie an der 16. Biennale von Lyon (2022) teil. In Zusammenarbeit mit Kraupa-Tuskany Zeidler und White Cube.