Kreuzung Friedrichstraße x Torstraße, in Laufweite des n.b.k.
Mit dem Werk TOUCH (1962/2025) setzt der n.b.k. die Zusammenarbeit mit Yoko Ono und ihrem Studio im Rahmen der Reihe n.b.k. Billboard fort, nachdem im September 2024 zur Berlin Art Week das Werk FLY (1963/2024) den Auftakt bildete. Die seit den 1960er Jahren realisierten Billboard-Aktionen der Künstlerin erinnern an ihre Anleitungen (instructions) – in minimalistischer Sprache und mit klaren Botschaften laden sie zur aktiven Teilnahme ein: IMAGINE PEACE; DREAM; TOUCH; FLY.
Multisensorische Erfahrungen sind neben dem experimentellen Umgang mit Sprache und einem starken partizipatorischen Ansatz ein essenzieller Teil in Yoko Onos medienübergreifender künstlerischer Praxis. Das Wort touch fungiert – ähnlich wie fly – als eine Art Schlüssel im konzeptuellen Grundgedanken der Künstlerin und ist Ausgangspunkt mehrerer Arbeiten. Anfang der 1960er Jahre stellte Ono ihre erste Serie von Touch Poems in kleinen Heften zusammen. Die Inhalte – teilweise aus Haarsträhnen und Papierstreifen gebildet – werden durch den Akt der Berührung „gelesen“. „Ich dachte darüber nach, Gedichte zu schreiben, die man durch Berührung in den Körper aufnimmt“, so Yoko Ono. Diese Form von Dichtkunst vermittelt zusätzlich zu den visuellen auch haptische Informationen und lädt dazu ein, den Inhalt durch die eigene Vorstellungskraft zu erweitern.
Wie fly ist auch das englische Wort touch mehrdeutig und kann sowohl den Akt der Berührung auf der physischen, wie auch auf der Gefühlsebene adressieren. Zu letzterer gehört ein „sich berührt fühlen“ („to feel touched“) oder der sprachliche Ausdruck „to keep in touch“ („mit jemanden in Verbindung / in Kontakt bleiben“). Dies spiegelt das Interesse der Künstlerin an der Mehrdimensionalität zwischenmenschlicher Kommunikation und an der Überwindung von gesellschaftlicher Isolation und Entfremdung wider. In den 1960er und 1970er Jahren wurde die Performance Touch Poem for Group of People (1963) mehrfach aufgeführt, der Anweisung (instruction) der Künstlerin „Touch each other“ („Berührt einander“) folgend, die auch als Text in ihrem Künstlerinnenbuch Grapefruit (1964) erschien. Eine weitere Variation, das Touch Piece mit der minimalistischen instruction „Touch“, erschien in einer späteren Ausgabe der Publikation.
In ihrer bahnbrechenden multidisziplinären Praxis, die Musik, Poesie, Malerei, Zeichnung, Performance, Film und Installationen umfasst, hinterfragt und erweitert Yoko Ono bestehende Kunst- und Denkformen. Essenziell für ihr Werk ist eine konzeptuelle Anwendung von Partituren (scores) und Anleitungen (instructions), die zur aktiven Teilnahme anregen, sowie ihre Überzeugung, dass Gedanken, Taten und Sprache die Macht besitzen, Frieden zu stiften. Ihr Aktivismus nimmt unterschiedlichste Formen an, sei es als Film – wie ihr ursprünglich zensierter Film No. 4 (Bottoms) (1966–1967), der für die Künstlerin eine Friedenspetition darstellte – oder als Event – wie ihre bed-ins for peace, die sie zusammen mit John Lennon als gewaltfreien Protest gegen Kriege realisierte. „Es gefällt mir, das Establishment mit Methoden zu bekämpfen, die so weit vom Establishment-Denken entfernt sind, dass das Establishment nicht weiß, wie es sich wehren soll“, kommentierte Ono das BED PEACE (1969) von ihr und Lennon.
2025 zeigen gleich drei Institutionen in unterschiedlichen Ausstellungsformaten das Werk der Künstlerin in Berlin – einer Stadt, die Yoko Ono besonders am Herzen liegt und die sie regelmäßig besuchte. Das n.b.k. Billboard TOUCH wird parallel zu Onos Überblicksausstellung YOKO ONO: MUSIC OF THE MIND im Gropius Bau (11. April bis 31. August 2025) und zu YOKO ONO: DREAM TOGETHER in der Neuen Nationalgalerie (11. April bis 14. September 2025) präsentiert.
Biografisches:
Yoko Ono (*1933 in Tokio, lebt und arbeitet in New York) wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, u. a.: Goldener Löwe für ihr Lebenswerk auf der Biennale Venedig (2009); Internationaler Menschenrechtspreis Dr.-Rainer-Hildebrandt-Medaille (2012); Oskar-Kokoschka-Preis (2012). Ihr Werk wurde zuletzt u. a. gezeigt: Tate Modern, London (2024); Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf (2024); Nobel Peace Center, Oslo (2023); CIRCA / Serpentine (2022); Museum der bildenden Künste Leipzig (2019); Museum of Modern Art, New York (2015).
Öffnungszeiten:
Dienstag - Mittwoch: 12:00 - 18:00 Uhr
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Freitag - Sonntag: 12:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen
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