In seiner Einzelausstellung „Anarchy for Her“ bringt René Radomsky drei bildkünstlerische Ausdrucksformen in einen Zusammenhang, die für gewöhnlich nicht gemeinsam Gegenstand kritischer Betrachtung in einer Kunstinstitution sind: Malerei auf Leinwand – aufgetragen sowohl mit Pinsel und Ölfarbe als auch mithilfe des für Tätowierungen verwendeten Stencil Papiers –, Zeichnungen, die in Vitrinen zu sehen sind, sowie Tätowierungen von diesen Zeichnungen

Jenseits der, vor dem Hintergrund seiner Praxis als bildender Künstler und Tätowierer, grundlegenden Frage nach den definitorischen Grenzen zwischen Kunst und Handwerk im allgemeinen, führt diese besondere Kombination figurativer Bildproduktion zu zahlreichen weiteren Überlegungen, die auch das Selbstverständnis einer Einrichtung der Gegenwartskunst berühren: Welchen Stellenwert nimmt Malerei, nach wie vor die Königsdisziplin des Kunstbetriebs, zumindest des Kunstmarktes, in einer solchen Konstellation ein? Wie ist es um das Verhältnis zwischen subkulturell und hochkulturell codierter Bildsprache bestellt? Wird Tätowieren dann zur Kunst, wenn der Tätowierer René Radomsky ausschließlich Motive des bildenden Künstlers René Radomsky im Angebot hat? Oder wird ein solches Motiv erst zu einem „echten“ Radomsky, wenn es als eigenständige Zeichnung in das Werkverzeichnis aufgenommen wurde? Welche Parallelen lassen sich, historisch gesehen, zwischen der Geschichte des Tätowierens und der Malereigeschichte erkennen? Warum ist die Tätowierung einer Zeichnung Radomskys günstiger als die Zeichnung selbst? Wird Tätowieren im kunstbetrieblichen Rahmen per definitionem zur Performance, zum Readymade, zur Intervention? Begegnen sich tätowiertes und gemaltes Bild, Haut und Leinwand auf Augenhöhe? Welche Rolle nimmt die Zeichnung als eigentliches Gravitationszentrum des Ganzen ein? Und überhaupt: Was ist wo und wann Kunst

„Wir alle stehen hier so komisch rum. Es gibt Drinks und Zigaretten, den Geruch von sonnengewärmtem Asphalt und ein bisschen Erde unter den Fingernägeln. Letztere nehme ich mit nach Hause, löse sie mit einer Messerspitze vom Nagelbett, fülle sie in eine kleine Plastiktüte und schreibe “Mutter” drauf. Dann gehe ich wieder vor die Türe und beende mein Leben, indem ich wie alle anderen Steuern zahle, Urlaub mache, Kinder zeuge und mir Auto & Eigenheim gönne. Ich kann nicht glauben, dass es immer wieder funktioniert.“ (René Radomsky)


Öffnungszeiten:
Donnerstag - Sonntag: 14:00 - 18:00 Uhr

Weitere Informationen direkt unter: kunstvereinnuernberg.de

06.05. - 21.05.2023

René Radomsky,: Anarchy for Her

Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft

Kressengartenstraße 2
90402 Nürnberg