Die Deutsch-Kolumbianerin Lucila Pacheco Dehne (*1994, Berlin) beschäftigt sich, ausgehend von ihrer bildhauerischen Praxis, mit Themen und Fragen zum Kochen, interkulturellen Austausch, zur Umwelt, zur Wut und Fiktion. Für ihre Werke, die zumeist aus kleinteiligen Skulpturen, Videos und Texten zu Rauminstallationen zusammengesetzt sind, verwendet sie zeitbasierte und fragile Materialien. Mit Skulpturen aus Keramik, Silikon, Schwermetall, Epoxidharz und Lebensmitteln überschreibt sie Geschichten parasitär in den Raum und besetzt selbigen damit.

Mit der Einzelausstellung To All My Roaring Bodies, The Seeds And The Mountains initiiert die Kestner Gesellschaft einen neuen Zyklus in ihrem Ausstellungsprogramm, der unter dem Titel FUTURE SCENARIOS die aktuellen Kunstproduktionen der jüngeren, aufstrebenden Künstlerinnen und Künstler, den „neuen Zeitgenossen“ der vorwiegend lokalen Szene, präsentiert.

Die FUTURE SCENARIOS sind ein nomadisches und parasitäres Format ephemeren Charakters, das auf die Architektur der Kestner Gesellschaft reagiert und eine Strategie der unerwarteten Erscheinung und des Aufbrechens als Operationsmodus verfolgt. Pacheco Dehne erschafft in der Kestner Gesellschaft eine unwirkliche und zugleich surrealistische Szene, in der sich die Gewissheiten der bekannten Welt verrücken.

To All My Roaring Bodies, The Seeds And The Mountains besetzt erstmals den Zwischenraum auf dem Weg zur Küche der Kestner Gesellschaft. Pacheco Dehne zur Wahl des Ausstellungsortes: „Mich interessieren Nicht-Orte und das Dazwischensein. Ich betrachte Architekturen oft als Körper. In dieser Betrachtung wäre die Küche vielleicht das pulsierende Herz eines Hauses, denn sie ist einer der sozialsten Räume. Der verbindende Raum zwischen Küche und dem Foyer wäre also wie die Hauptaorta, diese wollte ich aktivieren, um Küche und Ausstellungshaus aktiv zusammenzunähen ...“

Über die Titelwahl erklärt sie: „To All My Bodies ist ein Gedicht, aus dem der erste Teil des Titels stammt. Dieser bringt die Wut mit sich. Samen verteilen sich über die ganze Ausstellung: Sie bringen das Versprechen auf Entwicklung mit sich. Die Berge sind die Kontinuität. Wut, Wachstum und Kontinuität sind die Zutaten von Widerständen. Solidarität auch!“

Lucila Pacheco Dehne (*1994, Berlin)
Lucila Pacheco Dehne arbeitet und lebt in Hannover. Sie studierte von 2015 bis 2021 Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und 2019 an der Hochschule der Bildenden Künste in Athen. Aktuell betreibt sie ein Studio in Hannover und bringt neben ihrer bildhauerischen Praxis politisch-surrealistische Texte wie „PARANGARICUTIRIMICUARO – Von Frauen, die den Widerstand zubereiten“ (2021) und poetische Rezepte heraus. Pacheco Dehne hatte in der jüngsten Vergangenheit ausgewählte Einzelausstellungen wie Emotional Scarecrows and Soft Soils im Kunstverein Lüneburg (2022) und Pescados Perdidos (A Spineless House) an der HBK Braunschweig (2021). Ihre Werke wurden in zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem an folgenden Ausstellungsorten: Heizhaus Uferstudios, Berlin (2022), Kubus Hannover (2022), Tiny Art Gallery, Den Haag (2021), Mönchehaus Museum, Goslar (2019), Snetha Residency, Athen (2019), Victoria Square Projekt, Athen (2019), Künstlerforum Bonn, Bonn (2018), City-Galerie Wolfsburg (2018), Kestnerschau Marktkirche, Hannover (2018), tête, Berlin (2017), LAGE EGAL, Berlin (2017) und ad/ad - Project Space, Hannover (2017)