Das Museum der bildenden Künste Leipzig präsentiert eine Auswahl von Arbeiten des in Leipzig geborenen Fotografen Ludwig Rauch (*1960). Wie der Titel Porträt und Abstraktion andeutet, vereint die Schau zwei Werkkomplexe aus dem über 40-jährigen Schaffen des Fotografen: Einerseits sind Porträtaufnahmen von vornehmlich Leipziger Kunstschaffenden zu sehen und andererseits werden Arbeiten vorgestellt, in denen Rauch experimentell die Grenzen seines Mediums auslotet.

Im Schaffen von Ludwig Rauch stellt das Künstler sein ein selbstreflexives Thema dar. Seit den 1980er Jahren hat der Fotograf daher immer wieder den Weg zu Malerinnen und Malern gesucht und, mit feinem Gespür für die Verbindung von Persönlichkeit und Werk, häufig die Kamera in die Ateliers mitgenommen: als ein aufmerksamer Gast, der Künstlerinnen und Künstler inszeniert, und dabei die eigene Position abwägt. Während Malerinnen und Malern mit der Konsistenz und Handhabe ihrer Farben, mit Insistenz auf Formen und mit der Unberechenbarkeit der Fantasie ihre Bilder als Gegenüber angehen, mit dem sie sich so lange auseinandersetzen, bis sie alles „gesagt“ haben, muss der Fotograf jene Grenzen respektieren, die ihm sein Medium setzt; er muss schon im Schauen und Rahmen sowie im Technischen etwas Kunstvolles entdecken und es als Bild hervorbringen.

Rauch gibt etwas von sich preis, wenn er Künstlerinnen und Künstler porträtiert, nämlich die eigene Sehnsucht nach jenen Dimensionen der Erfindung und Empfindsamkeit, die sich beim Malen eröffnen. Und so versteht sich auch der zweite Teil der Ausstellung, der abstrakte Arbeiten versammelt. Diese Werke zeigen, dass auch mit fotografischen Mitteln jene subjektiven und fremden Welten erkundet werden können, die oftmals den Malerinnen und Malern vorbehalten sind.

Dabei ist Rauchs Werk teils von intensivem Kolorit geprägt, seine Farben weisen Transparenz und Tiefe auf, sie besitzen Eigenschaften wie Gewicht und Unschärfe. Andere Werke wiederum erinnern an analytische Feinmalerei oder wirken wie eine mikroskopische Aufnahme vom Inneren der Dinge und machen damit Welten auf, die hinter der Oberfläche liegen.

Ludwig Rauch wurde 1960 in Leipzig geboren. Er studierte von 1986-1989 bei Arno Fischer an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, bevor er im Januar 1989 nach West-Berlin ausreiste. Schon in der DDR war Rauch als Fotojournalist tätig und hatte sein Medium dabei künstlerisch erprobt. Wegen seiner unverstellten, veristischen Aufnahmen von Arbeiter*innen in der Elektrokohle-Produktion erhielt er 1986 ein Veröffentlichungsverbot, das bis zum Fall der Mauer Bestand hatte. 1991 gehörte Ludwig Rauch zu den Mitbegründerinnen und Mitbegründern der Kunstzeitschrift neue bildende Kunst, deren Bildredaktion er bis zur Einstellung der Zeitschrift 1999 innehatte. Der Fotograf lehrt heute an der Berliner Ostkreuzschule.