Das Kunsthaus Göttingen eröffnet am 19. Februar 2022 die Ausstellung Aus Südafrika mit Werken von Santu Mofokeng, William Kentridge und Banele Khoza. Die Kunst Südafrikas ist stark beeinflusst durch die gröen Umbrüche der vergangenen drei Jahrzehnte seit Ende des Apartheids-Regimes 1994. Die Ausstellung im Kunsthaus Göttingen zeigt Arbeiten von Künstlern aus zwei Generationen und gibt Einblicke in unterschiedliche Facetten aktueller südafrikanischer Kunst.

Die Präsentation von Stories spannt erstmals in Deutschland einen vollständigen Bogen über Santu Mofokengs drei Jahrzehnte lange Karriere. Sie basiert auf der gleichnamigen Publikationsreihe – das Ergebnis einer mehrjährigen Zusammenarbeit zwischen dem Fotografen, der Buchmacherin Lunetta Bartz, dem Herausgeber und Kurator Joshua Chuang sowei dem Verleger Gerhard Steidl. Gemeinsam haben sie die Arbeiten Mofokengs sorgfältig ausgewertet und zu 18 "Geschichten" destilliert. Die Themen der Geschichten reichen von der fantastischen Ausdruckskraft in Train Church und Pedi Dancers über Mofokengs komplexe Darstellung der Leibeigenschaft des späten zwanzigsten Jahrhunderts in Labor Tenancies bis hin zu den umkämpften Raumen von Robben Island, Trauma, Landscapes und Billboards. Die ebenfalls in der Ausstellung präsentierte Arbeit The Black Photo Album / Look at Me: 1890 - 1950 wurde ursprünglich als Diaprojektion für die Johannesburg Biennale produziert, 1997 von Okwui Enwezor kuratiert. Für diese Arbeit sammelte Mofokeng private Fotografien, die städtische schwarze Arbeiter- und Mittelklassefamilien in Südafrika zwischen 1890 und 1950 in Auftrag gaben – einer Zeit, in der die Regierung ihre Politik gegen die schwarze Bevölkerungsmehrheit entwickelte. In diesem Werk analysiert Mofokeng die Befindlichkeiten, Bestrebungen und das Selbstverständnis der schwarzen Bevölkerung und ihren Wunsch nach Repräsentation und sozialer Anerkennung in Zeiten der Kolonialherrschaft und Unterdrückung.

Santu Mofokeng wurde 1956 in Johannesburg geboren. Nachdem er als Dunkelkammerassistent für verschiedene Zeitungen gearbeitet hatte, schloss er sich Afrapix an, einem Kollektiv von Fotografen, die sich dem Kampf gegen die Apartheid verschrieben hatten. Sein Interesse an der Darstellung des gewöhnlichen Township-Lebens führte ihn dazu, von 1988 bis 1998 für das Institut für Afrikastudien an der Wits University zu arbeiten. Als einem der wenigen schwarzen Fotografen, die in dem turbulenten Jahrzehnt vor dem Ende der Apartheid aktiv waren, war es Santu Mofokeng möglich, die peripheren südafrikanischen Gemeinschaften hautnah und von innen heraus zu beobachten. Im Jahr 2011 wurde ihm eine Retrospektive im Jeu de Paume in Paris gewidmet, die international auf Reisen ging. 2013 vertrat Mofokeng Deutschland auf der Biennale in Venedig. Santu Mofokeng starb im Januar 2020.

Die Serie Domestic Scenes (1980) von William Kentridge wurde von dem Kunsthistoriker und Druckgrafikspezialisten Warren Siebrits wiederentdeckt, der kürzlich von Kentridge beauftragt wurde, ein sechsbändiges Werkverzeichnis aller Druckgrafiken und Plakate, die William Kentridge von 1975 bis heute geschaffen hat, zu recherchieren und zusammenzustellen. Die darin enthaltenen Radierungen, die der Künstler im Alter von 25 Jahren schuf, zeigen eine Reihe menschlicher Verhaltensweisen in häuslicher Umgebung. Domestic Scenes liefert den ersten visuellen Beweis für Kentridges mühsame, unverwechselbare und inzwischen berühmte "Steinzeit-Animationstechnik", die mit der Herstellung seines ersten Animationsfilms in der Serie Drawings for Projection mit dem Titel Johannesburg 2nd Greatest City After Paris im Jahr 1989 zum Tragen kam. William Kentridge wurde 1955 in Johannesburg geboren und ist einer der prominentesten zeitgenössischen Künstler Südafrikas. Er arbeitet in den Medien Zeichnung, Schreiben, Film, Performance, Musik und vielfach auch über deren Grenzen hinweg. Seine Kunst basiert auf Themen aus Politik, Wissenschaft, Literatur und Geschichte und lässt dabei oft Raum für Widersprüche und Unsicherheiten. Kentridges Arbeiten sind seit den 1990er Jahren international in Museen, Galerien, Theatern und Opernhäusern zu sehen und werden in vielen großen Museen und Institutionen gezeigt. Er erhielt die Ehrendoktorwürde mehrerer Universitäten, darunter Yale und die University of London; zu seinen Preisen zählen der Kyoto-Preis (2010), der Prinzessin-von-Asturien-Preis (2017) und der Praemium-Imperiale-Preis (2019).

Die pärsentierten Grafiken von Banele Khoza unter dem Titel In Pursuit of... werden erstmals in einem Ausstellungshaus außerhalb des afrikanischen Kontinents gezeigt wird. Sie geben einen Einblick in die junge Generation der südafrikanischen Kunstszene.

Banele Khoza wurde 1994 in Swaziland geboren. Das komplexe Innenleben romantischen Begehrens und die Erweiterung des Begriffs von Männlichkeit sind Gegenstand seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Banele Khoza arbeitet heute in Johannesburg und hat dort 2018 das BKhz gegründet – einen Zusammenschluss von offenem Atelier, Projektraum und Galerie –, in dem neben ihm auch andere Künstler*innen seiner Generation wirken. Arbeiten auf Papier in verwaschenen, bunten oder düsteren Farben prägen Khozas figürliche bis abstrakte Bildsprache. Die Figuren in seinen Arbeiten spiegeln nicht nur die Sehnsüchte des Künstlers wider, sondern markieren eine Suche nach zwischenmenschlicher Präsenz und Intimität in einer Zeit, die zunehmend von sozialen Medien geprägt ist.


Öffnungszeiten:
Donnerstag: 15:00 - 20:00 Uhr
Freitag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr

Weitere Informationen direkt unter: kunsthaus-goettingen.de

19.02. - 01.05.2022

Aus Südafrika

Kunsthaus Göttingen

Düstere Straße 7
37073 Göttingen