Das Phänomen der ANGST ist Thema des neusten Gruppenausstellungsprojektes des Künstlervereins Walkmühle in Wiesbaden.

Klima, Seuchen, Krieg und Katastrophen: Endzeitstimmung grassiert. Angst ist das mal unterschwellige, mal dominierende Gefühl der Gegenwart. Angst vor der Zukunft, Angst vor Kontrollverlust, Angst vor dem Zerfall unserer Gesellschaft. Angst vor Diktatoren und der Diktatur. Angst vor Populisten und Hass. Angst vor Krieg und Gewalt, Angst vor dem Klimawandel und dem Verlust unserer Lebensräume. Angst ist Gegenstand psychologischer Forschung und Teil aller religiösen Offenbarungen. 

Angst ist ein vielschichtiges Phänomen. Sie ist Emotion und Urtrieb des Menschen. Wie aber gehen wir selbst und unsere Gesellschaft mit dem Phänomen Angst um? Nehmen die Ängste aktuell zu? Treiben Sie uns an zu handeln, oder lähmen sie? 

In seiner neuen Gruppenausstellung geht der Künstlerverein Walkmühle mit seinem Kuratorinnen-Duo Christiane Erdmann und Stefanie Blumenbecker diesem gesellschaftlich höchst aktuellen und brisanten Thema aus dem erweiterten Blickwinkel der Kunst auf den Grund.An der Ausstellung nehmen nach heutigem Stand sechsundzwanzig Künstlerinnen und Künstler aus zahlreichen Ländern teil, die durch eine öffentliche Ausschreibung, durch gezielte Kuratierung und über das kulturelle Netzwerk des Künstlervereins gewonnen werden konnten. Flankiert wer-den soll die Ausstellung durch ein interdisziplinäres kulturelles und wissenschaftliches Begleit-programm zum Thema.

Projektziele
Wenn sie zur Ohnmacht wird, bedroht Angst nicht nur unseren gesellschaftlichen, sondern auch unseren individuellen, inneren und seelischen Zusammenhalt. Angst kann aber auch dazu führen, dass wir wachsamer werden, Gefahren rechtzeitig erkennen und sie abwenden, indem wir nach neuen Lösungen suchen und notwendige Veränderungen herbeiführen. Zu Beginn dieses positiven Prozesses muss jedoch eine Bewusstwerdung über die Art – und die Erkenntnis über die Ursachen unserer Ängste stehen.

Welche Aufgabe kann die Bildende Kunst hierbei übernehmen? Wie spiegelt sich das Phänomen Angst in den Werken zeitgenössischer internationaler Künstler*innen? Dies zu untersuchen, eine möglichst umfassende Bestandsaufnahme von Aspekten der Angst in der bildenden Kunst zu zeigen und einen Bewusstwerdungsprozess über die Ursachen und Beschaffenheit unserer Ängste anzuregen, ist Kernanliegen des Ausstellungsprojektes. 

Das Thema der Ausstellung betrifft alle Teile der Gesellschaft, bietet daher einen niederschwelligen Zugang zur Kunst, fördert die kulturelle Teilhabe und ist geeignet, einen gesellschaftlichen Diskurs in Gang zu setzen.

Gesellschaftliche Relevanz
Das Phänomen der Angst ist in uns selbst und in der Gesellschaft wieder zunehmend präsent. Es führt oft zu Ohnmacht und Verdrossenheit z.B. gegenüber der Politik, zu psychischer Belastung und Krankheit, oder zu Resignation und persönlichem Rückzug. Die Angst und ihre Folgen bedroht den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dabei sind aktives Handeln und gemeinschaftliches Miteinander angesichts der großen aktuellen Herausforderungen und zur Bewältigung der teilweise globalen Krisen derzeit notwendiger denn je. Um der Angst wirkungsvoll zu begegnen, müssen wir sie individuell und gesellschaftlich erkennen und uns ihre Ursachen vergegenwärtigen. Nur dann können wir sie überwinden und ihre Ursachen wirkungsvoll bekämpfen. Für diese Erkenntnis können Kunst und Kultur, und insbesondere auch diese Ausstellung einen besonderen gesellschaftlichen Beitrag leisten.

Instrumente des Projektvorhabens
Aufgrund ihrer weitreichenden direkten Vernetzung mit Kulturschaffenden sowie Galerien, Sammlungen und Museen ist es den beiden Kuratorinnen mit ihrer Auswahl der sechsundzwanzig Künstler*innen gelungen, neben Inhalten wie Gewalt, Krieg, Unterdrückung, Umweltzerstörung, Depression usw. auch den weniger augenfälligen Aspekten des Themenkomplexes Angst Sichtbarkeit zu verschaffen. 

Flankierend wird zudem ein umfangreiches interdisziplinäres Begleitprogramm in Form von in die Ausstellung eingebetteter Zusatzveranstaltungen stattfinden: Vorgesehen sind neben regulären Führungen und Führungen für Schulklassen auch die »dialogische Führung« eines klinischen Psychologen durch die Ausstellung, dessen Fokus auf der wissenschaftlichen Untersuchung von Angststörungen liegt. An einem weiterern Abend berichtet die Kulturjournalistin und Vizepräsidentin des Deutschen PEN-Zentrums Cornelia Zetzsche über den Mut von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die ihrer Arbeit unter äußerst repressiven und für sie selbst gefährlichen Bedingungen nachgehen. Vorgesehen ist weiterhin die Performance einer Künstlerin, die die Gefühle von Angst und Depression ins Zentrum ihres Stückes stellt und ein Filmabend zum Thema.

SEB AGNEW • JULIA AUTZ • FLORIAN BACHMEIER • DANIEL BEERSTECHER JULIUS VON BISMARCK • GÜNTHER BLAU • BÖHLER & ORENDT • SERGEY BRATKOV • RÜDIGER BREITBART • KOTA EZAWA • PARASTOUFOROUHAR • PABLO GENOVÉS • LUNGISWA GQUNTA • SWAANTJE GÜNTZEL • INK • MARKUS MATTHIAS KRÜGER • WILLIAM LAMSON ALMUT LINDE • NINA POHL • ULRIKE VON QUAST • KHALIL RABAHRENATE SAUTERMEISTER • BURKHARD SCHITTNY • ANNEGRET SOLTAUANNE SOMMER-MEYER • BILL VIOLA • HANNELORE WEITBRECHT


Öffnungszeiten:
Dienstag: 10:00 - 15:00 Uhr
Mittwoch: 17:00 - 20:00 Uhr
Donnerstag: 10:00 - 15:00 Uhr
Freitag: 17:00 - 20:00 Uhr
Samstag: 14:00 - 19:00 Uhr
Sonntag (Feiertage): 11:00 - 19:00 Uhr

Weitere Informationen direkt unter: walkmuehle.net

Bill Viola: »The Raft«, Mai 2004, Video- und Soundinstallation. Foto: Kira Perov © Bill Viola Studio.
31.03. - 25.06.2023

ANGST – Krisenindikator oder Überlebenstrieb?

Künstlerverein Walkmühle e.V.

Bornhofenweg 9
65195 Wiesbaden