Gabi Blums ortsspezifische Arbeiten verstehen sich als prozesshafte, experimentelle Arrangements. Begehbare Installationen kombiniert sie mit Performance, Malerei und Video. Scheinbar bekannte Kontexte werden so lange verschoben und variiert, bis aus dem Chaos oder der Wiederholung neue Konstellationen entstehen. Making of, Aufbau und Dekonstruktion finden öffentlich statt oder als Dokumentation Eingang in die Arbeit – und nicht selten werden Besucher*innen selbst zu Potagonist*innen.

Im Saal des Kunsthauses entsteht teilweise live vor Publikum eine raumgreifende Installation, die konstant im Wandel zu sein scheint. Das Zentrum bildet ein küchenähnlicher Raum, der als Sinnbild des zentralen Ortes jeder Behausung für gemeinsames Speisen, Sprechen und Austausch steht. Die Installation ist mit verschiedenen Funktionen versehen und wirkt gleichzeitig dysfunktional, fragmentiert. Wände sind nicht fest verankert und scheinbar massive Elemente sind leicht und beweglich. Anknüpfend an den Gedanken der Heimatstube präsentiert sich ein surrealistisches Setting zwischen Diorama, Spielfeld und Filmset. Eine Kulisse, die zum Verweilen einlädt, ein Zufluchtsort, ein geschützter Raum. Nur wer schützt sich hier vor was oder vor wem?

Ist man einmal drin so darf man gerne länger bleiben, manchmal gibt es Kuchen, Suppe oder Gesprächspartner*innen, manchmal gibt es nichts. Die Szenerie scheint verlassen und gleichzeitig in Erwartung der nächsten Veränderung durch die Künstlerin und ihre Gäste. Mit dem ergebnisoffenen Wandel bezieht sich Gabi Blum auch auf die derzeitigen rasanten Entwicklungen und Umbrüche, im Zuge derer vermeintliche Gewissheiten und Übereinkünfte nicht mehr standhalten. Referenzen auf das aktuelle Zeitgeschehen und Stimmungen mischen sich in jeden neuen Auf- und Abbau mit immer weiteren Elementen aus dem Fundus der Künstlerin. Verhältnisse werden umgekehrt, Bilder in Frage gestellt – neue Ansichten ergeben sich.

Zu drei Terminen lädt Gabi Blum künstlerische Gäste sowie das Publikum zu Sit-ins in ihrer Installation mit Performances, Videoscreenings und Gesprächen. Die Rauminstallation wird sich jeweils verändern, es wird um- ab- und angebaut.

Gabi Blum (*1979 Michelstadt) studierte nach einer Ausbildung zur Mode- und Kommunikationsgrafikerin an der Akademie der Bildenden Künste München Bildhauerei. Sie arbeitet als Künstlerin, Kuratorin und Initiatorin von temporären Räumen, Zwischennutzungen (z.B. Kunsthaus Raab, 2018) und im öffentlichen Raum, wobei sie die jeweiligen Kontexte spezifisch einbezieht. Sie erhielt zahlreiche Auszeichungen und Stipendien, u.a. den Bayerischen Kunstförderpreis und das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds. Gabi Blum engagiert sich als Mitbegründerin und Organisatorin der Initiative K&K – Bündnis Kunst und Kind und im Vorstand des BBK München und Oberbayern. Ihre Arbeiten wurden u.a. gezeigt im A.K.T. Pforzheim, bei 16. RischArt_Projekt ...Mischen, im ZIRKA, München, DG Kunstraum, München , Kunstverein Ebersberg, in der Galerie 21, Künstlerhaus Vorwerkstift, Hamburg, in der Städtischen Galerie Böblingen, und der Pinakothek der Moderne, München.

Mit Unterstützung durch die Sparkasse Allgäu.