Mit der neuen Wechselausstellung Light-Land-Scapes eröffnet das Zentrum für Internationale Lichtkunst (ZfIL) ab dem 7. Juni 2025 neue Perspektiven auf die Vorstellung von Landschaft. Besucher:innen werden eingeladen, Landschaft nicht länger als Abbild der Natur zu begreifen, sondern als ein sinnliches Spiel aus Licht, Raum und Erlebnis. In den tief unter der Erde liegenden Gewölben der ehemaligen Lindenbrauerei entstehen leuchtende Topografien – keine Abbilder der Natur, sondern begehbare Erfahrungsräume zwischen Kunst, Architektur und Wahrnehmung. Die eigens für die Ausstellung entwickelten Installationen reagieren auf die charakteristische Architektur des unterirdischen Ortes – und gehen sogar darüber hinaus: Sie erschaffen erstmals im ZfIL neue Umgebungen, die Landschaften allein durch Licht sichtbar werden lassen.

Mit Lichtungen entwirft Andreas Schmid eine raumgreifende Lichtinstallation, die den Ausstellungsraum als lebendiges Feld vertikal installierter Leuchtstoffröhren durchdringt. In wechselnden Farben, Rhythmen und Intensitäten entsteht eine visuelle Komposition aus pulsierendem Licht, die den Raum nicht nur inszeniert, sondern ihn gleichsam neu formt. Im Kontrast zur Architektur des gemauerten Gewölbes entfaltet sich Schmids Arbeit als ephemere Konstruktion: nicht statisch, sondern in ständiger Veränderung begriffen. Die Programmierung der Lichteinheiten versetzt den Raum in einen offenen, energetischen Zustand, in dem Wahrnehmung und Bewegung der Betrachtenden selbst Teil der Installation werden. 

Auch bei den Raumarbeiten der südkoreanischen Künstlerin Jeongmoon Choi steht die Linie im Zentrum. Für ihre „drawing spaces“ – Zeichnungen im Raum –, nutzt sie fluoreszierende Fäden, die durch UV-Licht sichtbar werden. Die Abwesenheit von Tageslicht in dem unterirdischen Ausstellungsgewölbe bietet ideale Bedingungen, um das Zusammenspiel von Schwarzlicht und reflektierenden Linien in Floating Horizon eindrucksvoll zu inszenieren. Aus den gespannten Fäden formt Choi eine raumgreifende Installation, die in einen direkten Dialog mit der unregelmäßigen Architektur des Raums tritt – und ihm ein fragiles, fast schwebendes Netz entgegensetzt. In völliger Dunkelheit be-ginnen die fluoreszierenden Linien zu vibrieren, überlagern sich zu geometrischen Flächen und schaffen neue Räume, die Orientierung wie Desorientierung zugleich auslösen. Es entsteht ein schwebendes Gefüge aus Licht: ein Raum-im-Raum. 

Eine andere Annährung an das Zusammenspiel von Licht und Dunkelheit verfolgt Yoana Tuzharova mit ihrer Lichtund Farblandschaft Penumbra. Der Titel – lateinisch für „Halbschatten“ – beschreibt jenen Übergangsbereich zwischen Hell und Dunkel, zwischen Sichtbarem und Verborgenem. Genau in diesem Zwischenraum setzt Tuzharovas künstlerische Erkundung an: Sie begreift die Dunkelheit nicht als Leerstelle, sondern als Ausgangspunkt für eine sinnliche Erkundung von Licht, Farbe und Raum. In ihrer Installation treffen leuchtende Lichtprojektionen auf farbige Flächen und erzeugen ständig neue, changierende Farbwirkungen. Beim Betreten des dritten Wechselausstellungsraums erinnert das Bild zunächst an eine urbane Szenerie – doch mit jeder Bewegung durch die Arbeit verschieben sich Perspektiven und Farbwahrnehmung. 

Im größten Einzelraum des Museums realisiert das Atelier Rosalie | Thomas Jürgens mit STREAM I–III eine monumentale Lichtinstallation, die sich über die gesamte Länge des hallenartigen Raumes entfaltet. Zwischen sieben Meter hohen Pfeilern entsteht ein digitales Flussbild aus modularen Lichtpaneelen, das sich wie ein vielfarbiges Gewässer durch den Raum zieht. Die klare Linienführung der Architektur wird aufgegriffen und in Licht übersetzt – flankiert von vertikalen Kompositionen, die Wand, Raum und Bewegung strukturieren. Inspiriert von Naturbeobachtungen und digitalen Datenströmen, ist die Lichtlandschaft in ständiger Veränderung begriffen: Farbe, Intensität und Rhythmus sind programmierbar und speziell auf den Ort abgestimmt. Je nach Standpunkt eröffnen sich unterschiedliche Perspektiven – vom Weg entlang des Lichtflusses bis zum Blick von oben ins abstrakte Flusstal aus Licht. 

Zentrum für Internationale Lichtkunst (ZfIL) Das ZfIL in Unna zeigt seit seiner Gründung 2001 in den Gewölben der ehemaligen Lindenbrauerei ein vielfältiges Ausstellungsprogramm und verfügt über eine hochkarätige Dauerausstellung mit eigener Sammlung internationaler Lichtkunst. In seiner spezifischen Ausrichtung ist das ZfIL weltweit das erste und einzige Museum, dass sich ausschließlich auf die Präsentation von Lichtkunst fokussiert. Von Beginn an werden wegweisende Positionen versammelt und ortsspezifische, immersive Ausstellungswelten geschaffen.


Informationen zu Öffnungszeiten und Tickets finden Sie hier.

Atelier Rosalie | Thomas Jürgens Modell der Installation Streaming © atelier rosalie | Stuttgart
07.06.2025 - 04.01.2026

Light-Land-Scapes

Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna

Lindenplatz 1
59423 Unna