Die Ausstellung „Von den Vorfahren geleckt“ wurde von den französischen Künstlerinnen Aurélie Ferruel (1988) und Florentine Guédon (1990) konzipiert und verdeutlicht ihre Sichtweise auf Traditionen und Bräuche. Das „Lecken“ symbolisiert den direkten Einfluss der Vorfahren auf die nachfolgenden Generationen, was eine Spur wie Speichel hinterlässt. Dabei bleibt jedoch nicht alles erhalten. Lediglich ein Bruchteil wird weitergegeben, der wiederum neu interpretiert werden kann. Für das Kunstmuseum Bochum realisieren sie eine Gesamtinstallation aus einer Auswahl ihrer Arbeiten der letzten Jahre, wobei Lehm als verbindendes Material eine wichtige Rolle spielt. Dies ist die erste Ausstellung von dem Künstlerinnenduo in Deutschland. Sie planen einen fast 4-wöchigen Aufenthalt in Bochum, währenddessen sie ihre Lehmskulpturen vor Ort kreieren werden.

Aurélie Ferruel und Florentine Guédon, beide Töchter von Landwirten, lernten sich an der Ecole Supérieure des Beaux-Arts in Angers kennen und gründeten 2010 ihr Künstlerinnenduo. Als Erbinnen der Bräuche und Rituale ihrer jeweiligen Heimat (Vendée und Normandie), die über mehrere Generationen weitergegeben wurden, haben sie ihr Wissen vereint und tragen es mit Hilfe ihrer Werke nach außen. Diese Bezüge werden noch deutlicher, wenn ihre eigenen Familienmitglieder durch direkte Partizipation an der Kunstpraxis teilnehmen.

Das Ziel, das Ferruel und Guédon mit ihrer Arbeit verfolgen, besteht in der Observation des Wandels und der unablässigen Neuerfindung von Traditionen, jedoch nicht in ihrer Idealisierung oder Nachahmung. Durch das Teilen von eigenen Erfahrungen und Gefühlen versuchen die Künstlerinnen, die Aufmerksamkeit auf Themen wie das Aussterben von Volkskulturen und –traditionen, die Rolle der Frau auf dem Land, aber auch die Beleuchtung einer einzigen und gemeinsamen, jedoch verkannten Kultur zu lenken. Um das zu erreichen, vermischen sie eigene kulturell geerbte Riten und Zeremonien mit den Identitätscodes anderer außenstehender Gruppen.

Sie zeigen wie Anthropologinnen die Sitten und Gebräuche der französischen Volkstraditionen auf, um sie dann zu interpretieren und seltsam hybride Formen und skulpturale Objekte zu schaffen. Sie stellen unter anderem Lehmskulpturen, Holzschnitzereien, Glasobjekte, selbstgemachte Kleidung und Kopfbedeckungen her, die sie in Performances aktivieren.

04.03. - 17.07.2022

Aurélie Ferruel und Florentine Guédon: Von den Vorfahren geleckt

Kunstmuseum Bochum

Kortumstr. 147
44787 Bochum