Besondere Orte und sich verändernde Lebensräume sind Ausgangspunkt der fotografischen Arbeiten von Laurenz Berges, denen immer ein mehrjähriger Entwicklungsprozess vorausgeht. Seit den 1990er Jahren zeigen dokumentarische und zugleich poetische Werkserien verlassene oder aufgegebene Gebiete um Etzweiler, Duisburg und im Osten Deutschlands in besonderem Licht.

Mudersbach, der Ort unweit von Siegen und in der Jugend das zweite Zuhause von Bernd Becher, interessierte Laurenz Berges schon lange. Becher stand zeit seines Lebens in Verbindung zu dem Haus seiner Großeltern. Er liebte die Atmosphäre in dem kleinen Ort. Seinem Interesse für biografische Geschichten folgend hat Berges das Fachwerkhaus, in dem nichts verändert werden durfte, in den letzten vier Jahren fotografiert.
Das Projekt bildet den Ausgangspunkt der Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst Siegen, die erstmals Fotografien zweier Becherhäuser einander gegenüberstellt, die unmittelbar mit der Herkunft, den Lebens- und Arbeitsorten von Hilla und Bernd Becher in Siegen und Düsseldorf in Zusammenhang stehen. Mehr als ein Porträt zu leisten vermag, zeigen die Bilder die Arbeits- und Lebensumstände des berühmten Künstlerpaares. Ergänzt werden sie um eine Auswahl an Becher-Typologien, bisher nicht gezeigte Collagen von Bernd Becher und persönliche Sammelobjekte aus dem Becherhaus. Dieses spezifische Innenleben der mit den Bechers berühmt gewordenen Siegerländer Fachwerkhäuser steht damit exemplarisch für die jüngste Vergangenheit in Deutschland.

Laurenz Berges (geb. 1966 in Cloppenburg) lebt und arbeitet in Düsseldorf. Er studierte Kommunikationsdesign an der Universität Essen (1986-1993) und künstlerische Fotografie in der Klasse von Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf (1992-1996). Außerdem assistierte er ein Jahr der deutsch-amerikanischen Fotografin Evelyn Hofer in New York (1988-89). Berges hat an zahlreichen nationalen und internationalen Gruppenausstellungen teilgenommen, beispielsweise im Museum of Modern Art in New York, Museé de l’Art Modern de la ville de Paris, Museum Kunst Palast Düsseldorf, Haus der Kunst München, Huis Marseille Museum for Photography Amsterdam, Palais des Beaux Arts Brüssel, Pinakothek der Moderne München oder der SK Stiftung Kultur, Köln. Letzte Einzelausstellungen hatte der Künstler unter anderem im Museum für Photographie in Braunschweig (2019) sowie zuletzt im Josef Albers Museum Quadrat Bottrop (2020).

Kuratiert von Thomas Thiel
Assistenzkuratorin: Lea März

Die Ausstellung wird von einem umfassenden Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm aus Gesprächen, Lesungen, Führungen und Workshops begleitet. Außerdem erscheint eine Ausstellungsbroschüre mit einem Interview des Künstlers. Zur erstmals präsentierten Werkserie „Das Becherhaus in Mudersbach“ ist im Verlag Schirmer/Mosel ein gleichnamiges Fotobuch erschienen, mit einem einleitenden Essay von Hanns-Josef Ortheil.

Gefördert durch die Kunststiftung NRW