Die Künstlerin, Architektin und Designerin Valentina Karga (* 1986 in Chalkidiki, Griechenland) beschäftigt sich in der Ausstellung „Well Beings" im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) mit der Angst vor ökologischen Krisen. Aus eigener Erfahrung mit dieser Angststörung entwickelt sie eine interaktive Installation. Die Besucher*innen sind eingeladen, verschiedene Ausstellungsstücke, die sich an populären „Selfcare-Objekten" orientieren, selbst zu erproben: Umarmungskissen und Gewichtsdecken können ebenso benutzt werden wie überdimensionale Plüschtiere, die von kleinformatigen Figuren aus der Antikensammlung des Museums inspiriert sind.

In Zeiten der Klimakrise sind immer mehr Menschen von der sogenannten Öko-Angst („Eco Anxiety") betroffen - die chronische Angst vor dem ökologischen Untergang. Diese Angststörung kann zu Nervosität, Schlafstörungen, Erstickungsgefühlen und Depressionen führen. Positive Auswirkungen haben vor allem Techniken der somatischen Psychotherapie, die das Nervensystem regulieren. Auf der Basis eigener Erfahrungen ermutigt Karga die Besucher*innen, die von ihr entworfene immersive Umgebung zur Selbstfürsorge zu erleben. Kargas Formensprache lenkt dabei den Fokus auf den Menschen als Haupturverursacher des Klimawandels und Artensterbens. Die Gestaltung der Zukunft, so Karga, bedürfe einer Rückschau auf antike Vorbilder, um uns selbst die Möglichkeit zu bieten, unsere Beziehung zum Lebensraum Erde neu zu verhandeln.

Die Künstlerin tauchte dazu in die Antikensammlung des MK&G ein und setzt ihre Werke in Beziehung zu prähistorischen Figuren, die aus der Zeit zwischen 2000 bis 600 vor Christus stammen. Sie interpretiert die nicht-menschlichen Eigenschaften dieser Idole und orientiert sich an deren Symbolwelten. Damit möchte Karga eine neue Perspektive auf unser Menschenbild eröffnen, um sensible Antworten auf die Klimakrise zu finden und so Angste, Trauma und Schäden zu verringern.

VALENTINA KARGA
Valentina Kargas Kunst bewegt sich zwischen Konzeptkunst, Design, Architektur und sozial engagierter Praxis. Sie ist Gründungsmitglied von Collective Disaster, einer interdisziplinären Gruppe, die an den Schnittstellen zwischen Architektur und sozialem Bereich arbeitet. Karga war von 2011 bis 2013 Stipendiatin an der Graduiertenschule der Universität der Künste Berlin und 2017 Saari Fellow in Finnland. 2015 wurde sie mit der Vilém Flusser Residency for Artistic Research ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im National Museum of Contemporary Art in Athen, in der NEON foundation in Athen in Zusammenarbeit mit der Whitechapel Gallery in London, im Kunstverein Braunschweig, im Pact Zolleverein in Essen, sowie auf der transmediale, der Athen-Biennale, der Moskauer Biennale für junge Kunst und der Thailand-Biennale gezeigt. Daneben organisierte und partizipierte Valentina Karga an diskursiven Veranstaltungen, u.a. am Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Seit 2018 - nach einer Residenz am NTU Centre for Contemporary Art in Singapur - ist sie Professorin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK).