Die Deutsche Barockgalerie ist eines der Herzstücke des Augsburger Schaezlerpalais. In den Räumen der Enfilade im ersten Obergeschoss des Hauses präsentiert sie vorrangig aus Augsburg und Süddeutschland stammende Gemälde aus der Zeit des 16. bis 18. Jahrhunderts. Vor den Augen der Besuchenden verborgen, schlummern aber noch zahlreiche weitere Schätze in den Depots der Kunstsammlungen & Museen Augsburg, die nicht Teil der Dauerausstellung sind. Die Ausstellung „Barocke Bildwelten – Gemälde aus der Sammlung der Barockgalerie“ stellt von 31. März bis 27. August einen Teil dieser Objekte nun in den Fokus. Kuratorin Julia Quandt präsentiert eine Auswahl von Gemälden des Barock und Rokoko unter anderem aus Augsburg, Süddeutschland und Italien, die die große Bandbreite der Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts veranschaulichen.

Dr. Trepesch: „Selten und noch nie gezeigte Gemälde“
„Wir zeigen Neuerwerbungen, Schenkungen und Wiederentdeckungen aus dem Altbestand. Einige Gemälde wurden bislang selten, schon lange nicht mehr oder sogar noch nie ausgestellt. Zu sehen ist eine Auswahl an Porträts und Charakterstudien ebenso wie Stillleben. Einen besonderen Schwerpunkt bildet eine Auswahl von Bozzetti – kleinformatige Ölskizzen, die als Vorbereitung für Gemälde und Deckenfresken dienten“, erläutert Dr. Christof Trepesch, Leitender Direktor der Kunstsammlungen & Museen Augsburg, die Auswahl der knapp 50 ausgestellten Gemälde.

Kulturreferent Jürgen Enninger: „Bürgerschaftliches Engagement wichtig“
„Sammeln ist eine Kernaufgabe von Museen, daher ist jede Sammlung darauf angelegt, zu wachsen. Durch den Ankauf von Arbeiten oder durch die Schenkung von Objekten wird der Bestand erweitert, das Sammlungsprofil schärft sich. Ganz wichtig ist dafür auch das bürgerschaftliche Engagement. Die Kunstsammlungen & Museen Augsburg dürfen sich glücklich schätzen, die „Freunde der Kunstsammlungen“ an ihrer Seite zu haben. Dank der großzügigen Unterstützung des Vereins konnten seit dessen Gründung 1976 einige wichtige Werke erworben werden“, so Kulturreferent Jürgen K. Enninger.

Der „Augsburger Geschmack“
Im 17. und 18. Jahrhundert war Augsburg eines der führenden Kunstzentren Europas. In Deutschland stand die Freie Reichsstadt sogar an erster Stelle und übte große Anziehungskraft auf zahlreiche Kunstschaffende aus. Im Jahr 1651 ließ sich beispielsweise Johann Heinrich Schönfeld (1609–1684) in Augsburg nieder – einer der wichtigsten deutschen Maler des 17. Jahrhunderts. Die in den 1670er Jahren gegründete Reichsstädtische Kunstakademie war neben Nürnberg die älteste in Deutschland und eine der angesehensten Ausbildungsinstitutionen für Künstler zu dieser Zeit. Die bedeutendsten Künstler der Stadt, wie Johann Ulrich Mayr (1630–1704) oder Johann Georg Bergmüller (1688–1762), waren dort als Direktoren tätig und prägten so das Kunstgeschehen im süddeutschen Raum entscheidend. Im 18. Jahrhundert galt der Begriff „Augsburger Geschmack“ gar als Synonym für das deutsche Rokoko.

Die Entstehung der Deutschen Barockgalerie
Die erste Dauerausstellung der Kunstsammlungen und Museen Augsburg im Schaezlerpalais wurde 1951 eröffnet und umfasste damals auch plastische Arbeiten. In den 1960-er Jahren entwarf der damalige Direktor Bruno Bushart (1919–2012) schließlich das Konzept für die Deutsche Barockgalerie als reine Gemäldeausstellung. Für Bushart war Augsburg der ideale Ort zur Präsentation deutscher Barockmalerei, denn die Freie Reichsstadt zählte im 17. und 18. Jahrhundert zu den führenden Kunstzentren Europas. Vorbereitet durch Sonderausstellungen wie „Augsburger Barock“, die 1968 im Goldenen Saal des Rathauses stattfand, wurde die Deutsche Barockgalerie schließlich im Jahr 1970 eröffnet. Im Zuge der Restaurierung des Schaezlerpalais in den Jahren 2004/05 erfolgte nicht nur eine Sanierung der Räumlichkeiten, sondern auch eine Neukonzeption der Ausstellung. Die Dauerausstellung im 1. Obergeschoss ist an den Museumssonntagen kostenfrei zu besichtigen. Junge Menschen unter 27 Jahren haben immer freien Eintritt.

1.400 Objekte im Bestand der Barockgalerie
Neben dem Altbestand der Stadt Augsburg bildet die Gemäldesammlung des Hofrats Sigmund Röhrer eine wichtige Grundlage der Deutschen Barockgalerie: Im Jahr 1924 ging dessen umfangreiche Sammlung in das Eigentum der Stadt Augsburg über – darunter ein bedeutender Bestand an Ölskizzen und italienischen Gemälden, aber auch Handzeichnungen. Die Dauerausstellung umfasst zudem Werke der Karl und Magdalene Haberstock-Stiftung sowie Leihgaben der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Seit ihrer Gründung ist der Gemäldebestand der Barockgalerie auf rund 1.400 Objekte angewachsen. Neben Ankäufen handelt es sich bei den Neuzugängen der jüngeren Zeit meist um Schenkungen und private sowie institutionelle Dauerleihgaben. Nur ein Teil der Sammlung kann ständig ausgestellt werden – der größte Teil des Bestandes wird daher im Depot aufbewahrt und nur bei Sonderausstellungen präsentiert.