Als Herzog Johann Casimir seinen ebenso kleinen wie erstaunlich glanzvollen Hof aufbaute, profitierte auch die Musik: Im Winter 1602/1603 trat der junge Melchior Franck das Amt des Coburger Hofkapellmeisters an, das für ihn zur Lebensstelle werden sollte. Franck hinterließ weit über 1.400 weltliche und geistliche Kompositionen. Sein Werk, das an der Schwelle zwischen Renaissance und Barock steht, verbreitete sich zu seinen Lebzeiten im gesamten deutschsprachigen Raum. Manche Musikstücke, die am Vorabend und während des Dreißigjährigen Kriegs entstanden, waren speziell „zur Fröligkeit componirt“ und „zur Abwendung melancholischer Traurigkeit dienlich“ – so formulierte Franck es selbst. Viele seiner Arbeiten gewähren unmittelbar Einblick in die Zeitgeschehnisse, etwa der „Musicalische Frewdenschall“ zum hundertjährigen Reformationsjubiläum oder die Vertonung des 122. Psalms zur Einweihung der Kapelle auf Schloss Callenberg – Originaldrucke beider Motetten sind in der Studioausstellung zu sehen.
Die kleine Schau entstand im Zusammenhang mit dem aktuellen Jahrbuch der Coburger Landesstiftung, das Melchior Franck gewidmet und bereits im Dezember erschienen ist. „Die Jahrbuch-Beiträge erweitern unser Bild von Franck mit zahlreichen neuen Erkenntnissen. Die Ausstellung bietet dagegen einen stärker sinnlichen Zugang zum Thema“, erklärt Kurator Dr. Niels Fleck, der das Franck-Projekt gemeinschaftlich mit der Musikwissenschaftlerin Dr. Angelika Tasler entwickelt hat. Im Zentrum der Präsentation stehen die Musikinstrumente aus Francks Zeit, die anhand einer Auswahl von Originalen sowie originalgetreuen Nachbauten vorgestellt werden. „Dazu zählt zum Beispiel der Zink, ein ganz besonderes Blasinstrument, das lange vergessen war und von dem wir ein sehr schönes Exemplar in den Kunstsammlungen bewahren“, so Fleck. Um eine bessere Vorstellung davon zu geben, wie die historischen Instrumente gespielt werden, wurde eigens ein Film produziert. Darin führt der Experte für Alte Musik Arno Paduch den Zink vor, und auch Francks Musik kommt zu Gehör.
„Da unser eigener Bestand an Musikinstrumenten recht begrenzt ist, waren wir hier verstärkt auf Leihgaben angewiesen“, betont Dr. Sven Hauschke, Direktor der Kunstsammlungen. Großzügige Unterstützung erfährt die Ausstellung in Form von Leihgaben der Leipziger Städtischen Bibliotheken sowie verschiedener Instrumentenbauer und des Coburger Ensembles Melchior-Franck-Kreis als wichtigem Kooperationspartner. Der Melchior-Franck-Kreis, der maßgeblich an der Wiederentdeckung des Coburger Hofkapellmeisters beteiligt war und in mittlerweile über fünfzigjähriger Tätigkeit Francks Musik einem breiteren Publikum nähergebracht hat, wird ebenfalls in seinem Wirken dargestellt.
Doch nicht nur auf der Veste steht Franck 2024 auf dem Programm: Vom 8. April bis 22. Juni zeigt die Landesbibliothek Coburg in Schloss Ehrenburg eine ergänzende Schau unter dem Titel „Musicalischer Grillenvertreiber“. Anhand von Büchern und Notendrucken wird Franck hier in seinem musikalischen und gesellschaftlichen Umfeld verortet. Zu den Ausstellungen auf der Veste und in der Ehrenburg gibt es ein gemeinsames Begleitprogramm aus Führungen, Vorträgen und kleinen Konzerten. Am Wochenende vom 8. und 9. Juni schließlich lädt die Melchior-Franck-Gesellschaft zu den Melchior-Franck-Tagen in der Coburger Altstadt ein, an denen es ein reiches musikalisches Programm zum Hören und Mitmachen geben wird.
Das Melchior-Franck-Jahr 2024 steht unter der Schirmherrschaft des 3. Bürgermeisters der Stadt Coburg, Can Aydin. Beteiligt sind die Kunstsammlungen der Veste Coburg, die Landesbibliothek Coburg und die Melchior-Franck-Gesellschaft in Kooperation mit dem Kammerchor Bad Homburg, der Kirchengemeinde St. Moriz Coburg sowie dem Melchior-Franck-Kreis.
Öffnungszeiten:
Bis 22.03.2024:
Dienstag - Freitag: 13:00 - 16:00 Uhr
Samstag - Sonntag: 11:00 - 16:00 Uhr
Montag: geschlossen
Ab 23.03.2024:
Montag - Sonntag: 9.30 - 17:00 Uhr
Weitere Informationen direkt unter: veste.kunstsammlungen-coburg.de