Mit der Ausstellung FIGUR UND LANDSCHAFT präsentiert die Hamburger Kunsthalle ein bezauberndes Panorama der Kunst des 19. Jahrhunderts aus zwei sich perfekt ergänzenden Privatsammlungen der Hansestadt. Die Leihgaben kommen einmalig für den Besuch ins Harzen-Kabinett, um sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die sonst im Privaten verborgenen, qualitätvollen Werke lassen die persönlichen Vorlieben der Sammlerinnen erkennen: Zu sehen sind in verschiedensten künstlerischen Techniken eindrückliche Landschafts- und Figurenbilder italienischer, französischer, deutscher sowie einiger englischer Künstler*innen. Die rund 100 Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle und kleineren Gemälde – darunter eine Reihe reizvoller Ölstudien – stammen aus dem späten 18. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

Den Reigen der Landschaftsbilder eröffnet eine frühe Ölstudie des Franzosen Pierre-Henri de Valenciennes (1750–1819), der mit seinen in Rom und Umgebung entstandenen Pleinair-Studien als »Erfinder« der Freilichtmalerei bezeichnet werden kann. Zu den weiteren Höhepunkten zählt das Bild eines sinnenden Mönches in den Ruinen der Caracalla-Thermen in Rom von Franz Ludwig Catel (1778–1856) und eine der seltenen in Italien entstandenen Pastellarbeiten von Max Liebermann (1847–1935): Seine Ansicht von Monte Oliveto bei Florenz von 1902 ist eine fast abstrakt zu nennende, vom gegenüberliegenden Arno-Ufer aus festgehaltene Momentaufnahme. Ganz besonders dem Ausstellungstitel FIGUR UND LANDSCHAFT entsprechend ist das Aquarell des französischen Künstlers Henri Joseph Harpignies (1819–1916) von 1880, auf dem er seine Frau auf einem Waldweg trotz schwarzer Kleidung im gleißenden Sonnenlicht wunderbar erstrahlen lässt. Für die Generation der Impressionisten und Nachimpressionisten sind zwei Blätter hervorzuheben: Édouard Vuillard (1868–1940) zeichnete aus einem Fenster seiner Wohnung in Paris immer wieder den Square Berlioz an der Place Vintimille, heute Place Max-Adolph – so auch in diesem überwältigenden Pastell von 1915, mit dem er das zwischen den Bäumen flirrende Licht einfängt; Berthe Morisot (1841–1895) skizzierte meisterhaft die sich streckende Figur eines Kirschenpflückenden Mädchens 1891 mit dem Rötelstift auf einen recht großen Bogen Papier.

Die Sammlerinnen, von denen die Leihgaben für diese Ausstellung kommen, sind seit mehr als 20 Jahren in Hamburg tätig und erwerben ihre Werke – dem jeweiligen Profil ihrer Kollektionen entsprechend – bei Hamburger Händlern ebenso wie im nationalen und internationalen Kunsthandel, auf Auktionen und beispielsweise auf dem alljährlich im März stattfindenden Salon du Dessin in Paris, der wohl renommiertesten internationalen Kunstmesse für Zeichnungen.

Die Ausstellung präsentiert unter anderem Werke folgender Künstler*innen: Oswald Achenbach, Giovanni Battista Bassi, Carl Gustav Carus, Franz Ludwig Catel, Johan Christian Dahl, Simon Denis, Johann Georg von Dillis, Johann Joachim Faber, Thomas Fearnley, Ercole Gigante, François-Marius Granet, Louis Gurlitt, Jakob Philipp Hackert, Henri Harpignies, Ferdinand Hodler, Emil Orlik, Franz Kobell, Max Liebermann, August Lucas, Adolph Menzel, Georges Michel, Berthe Morisot, Eugène Le Poittevin, Joseph Rebell, Johann Christian Reinhart, Ludwig Richter, Louise Joséphine Sarazin de Belmont, Giovanni Domenico Tiepolo, Pierre-Henri de Valenciennes, Felix Valloton, Albert Venus, Édouard Vuillard, Robert Thorne Waite und Adrian Zingg.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Edition H. W. Fichter, Frankfurt am Main, 35 Euro). Die 114 weitgehend erstmals veröffentlichten und einzeln kommentierten Werke machen die Entwicklung der Kunst des 19. Jahrhunderts erlebbar. Die Publikation ist unter www.freunde-der-kunsthalle.de und im Museumsshop erhältlich.