Im 13. Jahr kehrt die internationale Wanderausstellung ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN! ZNE! für die 20. Ausgabe an ihre erste Station zurück – bereichert durch die Expertise internationaler Künstler:innen und Wissenschaftler:innen. Die Diskussionen um Umweltaktivismus und Nachhaltigkeit haben in den letzten Jahren stetig an Dringlichkeit gewonnen und die zentralen Fragen des Pionierprojekts ZNE! zur Verbindung von Kunst, Wissenschaft und politischen Aktivismus sind aktueller denn je. 

In den Uferhallen begann im September 2010 die Wanderausstellung ZNE!, die bezogen auf Größe, Internationalität und Fülle der künstlerischen Herangehensweisen längst zur Pionierin einer anderen künstlerischen Praxis geworden ist. Die Ausstellung wurde auf vier Kontinenten gezeigt, in Addis Abeba, Lima und Peking, in Mumbai, São Paulo, Puebla, Haifa und Jerusalem, in Bonn, Bremen, Essen und Hamburg. An insgesamt 29 Ausstellungsorten haben 225.000 Besucher:innen Arbeiten von insgesamt 128 Künstler:innen und Grenzgänger:innen aus 29 Ländern gesehen. An jedem neuen Ausstellungsort veränderte und verdichtete sich die Präsentation aufs Neue, indem jeweils lokale künstlerische, wissenschaftliche und umweltaktivistische Kompetenzen integriert wurden. Über 700 Gespräche konnten zwischen Kunst, Wissenschaft, NGOs, Unternehmen und Politik initiiert und beherbergt werden. 

Aus diesem reichen Fundus präsentiert die Abschlussausstellung in Berlin über 70 künstlerische Arbeiten sowie viele weitere Ergebnisse und offene Fragen. Elf neu ausgewählte Werke beschäftigen sich mit der Kolonialgeschichte der Muskatnuss und des Kautschuk, mit den Verheerungen des Anthropozäns und mit nachwachsenden Baustoffen. 

Der katastrophale Anteil der konventionellen Bauindustrie am Klimadesaster ist Kernthema des Ausstellungsfinales. Heute ist der Gebäudesektor für knapp 30 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich, für 40 Prozent des Energieverbrauchs, für 50 Prozent des Ressourcenverbrauchs, 60 Prozent des Abfallaufkommens und mehr als 70 Prozent des Flächenverbrauchs. Ohne einen Wandel dieses Sektors durch Kreislaufwirtschaft und nachwachsende Baustoffe wird eine nachhaltige Zukunft nicht möglich sein. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass Kriegs- und Erdbebengebiete nicht nur Schauplätze humanitärer, sondern immer auch ökologischer Tragödien sind. Welche Rolle können Naturbaustoffe wie Schafwolle, Pilze, Hanf und Rinde zukünftig auch beim Wiederaufbau in diesen Regionen spielen?

„Eine grundlegende Erkenntnis dieser 13 Jahre ist, dass uns immer noch die Möglichkeit zu kontinuierlicherem, interdisziplinärem Forschen und Handeln fehlt“, so künstlerische Leiterin Adrienne Goehler. „Wir brauchen dritte Orte, an denen Wissenschaft und Kunst ernsthaft kooperieren können, ein Fördergefäß, aus dem beide Disziplinen schöpfen können für ein Mit-, nicht Nebeneinander der unterschiedlichen Wissensformen.“

Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm bringt in Gesprächen, Vorträgen und Workshops Expert:innen unterschiedlicher Felder zusammen, die unter anderem diskutieren, wie künstlerische und wissenschaftliche Forschung z. B. durch einen „Fonds Ästhetik und Nachhaltigkeit“ weiter vernetzt und gefördert werden kann.

2010 startete die Ausstellung mit dem Titel ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN! expeditionen in ästhetik und nachhaltigkeit. Sensibilisiert durch die gesellschaftliche Diskussion zum Kolonialismus, wurde der koloniale Ursprung des Begriffs „Expeditionen“ klar. Stattdessen wird im Titel nun „expeditionenerkundungen“ verwendet. So wird die Veränderung sichtbar, der Denkprozess nachvollziehbar.

Die Bedeutung von ZNE! fand internationale Anerkennung. In den vergangenen Jahren wurde die Ausstellung vielfach ausgezeichnet, u. a. als Beste Internationale Ausstellung des Jahres 2017 in Chile (El Circulo de Criticos de Arte de Chile), 2014 als offizielles Projekt der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie 2010 mit dem Mediensonderpreis der Deutschen Umwelthilfe.

Die Ausstellung wird gefördert von Hauptstadtkulturfonds Berlin, Bundeszentrale für politische Bildung, Heinrich Böll Stiftung.

Die Umweltstiftung Michael Otto ermöglicht die Performance-Installation Suspended State der brasilianischen Künstlerin Néle Azevedo am Eröffnungsabend.

Dank an Research Institute for Sustainability, anstiftung, Rudolf Augstein Stiftung, ENERTRAG.

Beteiligte Künstler:innen
Ravi Agarwal, Marc Aldinger, Jennifer Allora & Guillermo Calzadilla, Francis Alÿs, Néle Azevedo, Joseph Beuys, Richard Box, David Brandstätter, Jens Burde, Yaacov Chefetz, Ines Doujak, Olafur Eliasson, Emine Ercihan, Enrico Freitag, Susanne Gabler, Galerie für Landschaftskunst, Emiliano Godoy, Lola Göller, Dionisio González, Nele-Marie Gräber, Sonja Guggisberg, Swaantje Güntzel, Herman Josef Hack, Ilkka Halso, Christine Henry, Cornelia Hesse-Honegger, Edi Hirose, Klara Hobza, Vincent J. F. Huang, Alejandro Jaime, Anne Duk Hee Jordan, Folke Köbberling, Köbberling&Kaltwasser, Christian Kuhtz, Christin Lahr, Antal Lakner, Sigalit Landau, Jae Rhim Lee, Till Leeser, Dana Levy, Sarah Lewison, Marlen Liebau & Marc Lingk, Rudolf zur Lippe, Ma Yongfeng, Marcus Maeder, Renzo Martens, Ayumi Matsuzaka, Vera Meyer, Lucia Monge, Manish Nai, Eliana Otta, Shirley Paes Leme, Dan Peterman, Alejandra Prieto, Vanessa Ramos-Velasquez, Rebecca Raue, Dodi Reifenberg, Pedro Reyes, Ariel Rojo, Gustavo Romano, Michael Saup, Künstlergruppe SCHAUM, Michal Schmidt, Hannah Schneider, Dina Shenav, David Smithson, Robert Smithson, SUPERFLEX, Jakub Szcz?sny, Roberto Uribe Castro, Maria Vedder, Wang Jiuliang, Andreas Wegner, Natalia Wehler, Gal Weinstein, Charlett Wenig & Johanna Hehemeyer-Cürten, Xing Danwen, Yang Shaobin, The Yes Man, Zwischenbericht

In Berlin neu dabei: David Brandstätter, Nele-Marie Gräber, Christine Henry, Anne Duk Hee Jordan, Vera Meyer, Vanessa Ramos-Velasquez, Roberto Uribe Castro, Charlett Wenig & Johanna Hehemeyer-Cürten

Beteiligte Wissenschaftler:innen: Cornelia Ertl, Dr. Norbert Höpfer, Prof. Dr. Vera Meyer, Dr. Manuel Rivera, Dr. Susanne Schmitt


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 12:00 - 20:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: zur-nachahmung-empfohlen.de

12.05. - 16.07.2023

zur nachahmung empfohlen

Uferhallen Berlin-Wedding

Uferstr. 8
13357 Berlin