Die Moderne Galerie zeigt mit der Ausstellung „Im Auge des Kosmos – Fabienne Verdier“ die erste Einzelausstellung der französischen Künstlerin in Deutschland und die erste museale Präsentation ihres zeichnerischen Werks. Zu sehen sind 70 Arbeiten auf Papier und zwei großformatige Gemälde.

Dass es uns in Saarbrücken gelungen ist, diese großartige, in Frankreich gefeierte Künstlerin zu zeigen und nun auch dem deutschsprachigen Publikum bekannt zu machen, erfüllt uns mit großer Freude“, so Dr. Andrea Jahn, Vorständin der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz.

Fabienne Verdier (*1962 in Paris) lebt und arbeitet in der Nähe von Paris. Sie studierte an der École des Beaux-Arts in Toulouse, wo sie nach ihrem Abschluss 1982 als erste ausländische Studentin ein Stipendium für die Kunsthochschule von Sichuan in Chongqing in China erhielt. Dort suchte sie nach den finsteren Jahren der Kulturrevolution (1966-1976) die Begegnung mit den letzten noch lebenden Meistern der chinesischen Malerei. Tatsächlich durfte Meister Huang Yuan sie mit einer Ausnahmegenehmigung unterrichten. Das Studium der Kalligraphie und der klassischen chinesischen Malerei schloss sie 1989 ab.
Seit ihrer Rückkehr nach Frankreich 1992 entwickelt sie kontinuierlich ihren individuellen Stil, der die Prägung durch die östliche Kunsttradition mit den Errungenschaften der gestischen abstrakten Malerei Europas und der USA seit 1945 verbindet. In immer neuen künstlerischen Projekten setzt sich Fabienne Verdier mit umfassenden Themenkomplexen auseinander. So studierte sie ab 2010 im Groeningemuseum in Brügge die flämische Malerei des 15. Jahrhunderts mit Werken von Jan van Eyck und Hans Memling. Hier entdeckte sie die gleiche Wertschätzung der kleinsten Details wie in der Landschaftsmalerei der alten Chinesen - die sie in Wolkenstudien, Wasserspiegelungen und Felszeichnungen umsetzte.

Durch ihre Beschäftigung mit der chinesischen Kunstlehre erlebt Fabienne Verdier alles auf der Welt als belebt, als von Atem durchwoben: 
Die Vertrautheit mit der Natur inspiriert mich in höchstem Maße. Mit jedem Pinsel- oder Zeichenstrich versuche ich unermüdlich, ihr lebendiges Werden zu vermitteln“, so die Künstlerin.
In ihren Atelierbüchern, die sie begleitend zu ihrem künstlerischen Schaffen führt, sammelt sie in Bildern, Zitaten und Skizzen Analogien von Formensprachen, um archetypische Muster zu finden.

2014 wurde Fabienne Verdier als erste Bildende Künstlerin als artist-in-residence an die Juilliard School of Music in New York eingeladen. Ihr Anliegen war es, die Interaktion zwischen Malerei und Musik zu erforschen. Die Klänge von Jazz, Improvisation und Klassik setzte die Künstlerin live in Zeichnungen auf Polyesterfolie um. Verdier begab sich 2019 auf die Spuren Paul Cézannes, einem der Begründer der Klassischen Moderne. Mit einem „nomadischen Atelier“ suchte sie seine Motive in der Landschaft der Provence rund um die Montagne Sainte-Victoire auf. In diesem „mobilen Wanderatelier“ transportierte die Künstlerin ihre gesamten Werkzeuge und Bildträger mit Packern und Eseln in die Natur auf die Berge.

Ihre Mal- und Zeichenmittel entwickelt die Künstlerin dabei stetig weiter. So malt sie ihre großformatigen Bilder mit Pinseln, die bis zu 30 Pferdeschwänze umfassen. Seit 2012 macht sie mit ihrer Serie „Walking / Painting“ auch ihren eigenen Körper immer wieder zum Malwerkzeug: während sie die auf dem Boden ausgebreiteten Papiere abschreitet, fällt die Farbe aus einer Tülle auf die Blätter und erzeugt neuartige Linienformationen.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Generalkonsuls der Republik Frankreich in Saarbrücken, Sébastien Girard.
Begleitend zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog (deutsch/französisch).

Parallel zeigt das Musée Unterlinden in Colmar vom 1.10.22 bis 27.3.23 die Ausstellung „Fabienne Verdier – Le chant des étoiles“ mit einem neuen Gemäldezyklus der Künstlerin, der sich mit dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald auseinandersetzt.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr 
Mittwoch: 10:00 - 20:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kulturbesitz.de

Fabienne Verdier, Wasserspiegelungen, Studie Nr. 3, nach Hans Memling, „Moreel-Triptychon“ (1484), 2011 © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
03.09.2022 - 26.02.2023

Im Auge des Kosmos – Fabienne Verdier

Saarlandmuseum - Moderne Galerie

Bismarckstraße 11-15
66111 Saarbrücken