Mit der Ausstellung »Walter Giers. Electronic Art« eröffnet das ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe am 14. Oktober 2022 erstmals einen umfassenden Überblick zum Werk von Walter Giers, der international zu den Pionieren der elektronischen Kunst zählt. Für die Ausstellung am ZKM wurden die Werke des 2016 verstorbenen Künstlers umfangreich konservatorisch aufgearbeitet.

Walter Giers (1937–2016) zählt international zu den Pionieren der elektronischen Kunst. Der in der Tradition der kinetischen Kunst und Op-Art stehende Künstler lebte und arbeitete in Schwäbisch Gmünd und entwickelte dort ab den späten 1960er-Jahren Licht- und Klangobjekte. Ab 1974 verwendete er für seine Werke den Begriff »Electronic Art«. Zeit seines Lebens war Walter Giers, der zugleich auch als Jazzmusiker und Designer tätig war, eng mit dem ZKM verbunden. Im Rahmen der Eröffnung findet am 14. Oktober um 19.00 und 20.30 Uhr im Kubus des ZKM eine Wiederaufführung von Walter Giers‘ Komposition »Homo lusus« von 1980 statt.

Die Ausstellung »Walter Giers. Electronic Art« zeigt mit mehr als 120 Werken aus Walter Giers’ Nachlass, der Sammlung des ZKM sowie von privaten und institutionellen Leihgebern erstmals einen umfassenden Überblick aller Werkphasen. An der Schwelle zu einem neuen Zeitalter, in dem computergesteuerte Systeme weitgehend alle Lebensbereiche kontrollieren, regen die analogen Werke von Giers dazu an, hinter die opaken Oberflächen heutiger elektronischer und digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien zu blicken.

Die offen sichtbaren elektronischen Bauteile wie Lautsprecher, Schaltknöpfe, Kondensatoren, Widerstände, Relais oder Batterien, deren technische Funktion die Erzeugung und Steuerung von Lichtern und Klängen ist, werden von Giers mit zunehmender Komplexität seiner Arbeiten zugleich auch als formales Gestaltungsmittel eingesetzt. Walter Giers setzt die technischen Mittel gezielt ein, um Emotionen und Assoziationen bei den Betrachtenden zu wecken.

Peter Weibel, künstlerisch-wissenschaftlicher Vorstand des ZKM sagt: „Walter Giers hat ab 1974 den Begriff ‚electronic art‘ für seine Arbeiten eingeführt. 1979 wurde in Linz die Ars Electronica gegründet. Den Begriff erfand Herbert W. Franke. Wir sehen, Walter Giers ist ein absoluter Pionier und entscheidender Wegbereiter der Kunst des 21. Jahrhunderts, der elektronischen Kunst.“
 
Basierend auf der einzigartigen Expertise des ZKM bei der Erhaltung historischer Werke der Medienkunst wurde am ZKM in Vorbereitung der Ausstellung mit Unterstützung des Innovationsfonds Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und der Stiftung Kunstfonds der Nachlass von Walter Giers umfangreich konservatorisch aufgearbeitet. Seit 2020 befindet sich das schriftliche Archiv des Künstlers am ZKM und wird schrittweise der kunstwissenschaftlichen Forschung zugänglich gemacht. 2023 erscheint im Rahmen der Ausstellung eine Publikation zum Werk des Künstlers, der zu seinen Lebzeiten eng mit dem ZKM verbunden war.