Die von Lola Hinojosa Martínez, Leiterin der Sammlung Performance und Intermedia am Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía Madrid, kuratierte Ausstellung stellt eine in Deutschland noch wenig bekannte weibliche Avantgarde Spaniens von 1960 bis heute vor. Dabei bewegen sich die präsentierten Werke an den Schnittstellen zwischen Kunst, Sprache, Schrift und Abstraktion.

Zugleich unterstreicht die Schau die kulturelle Verbindung zwischen Deutschland und Spanien. ESCRIBIR TODOS SUS NOMBRES ehrt eine Frau, die dabei im Bereich der Kunst für diesen Austausch in den letzten Jahrzehnten eine wesentliche Rolle gespielt hat: Helga de Alvear, eine der renommiertesten Galeristinnen Spaniens. Sämtliche Werke in der Schau stammen aus ihrer Sammlung und werden im Anschluss im neuen Erweiterungsbau im Museo de Arte Contemporáneo Helga de Alvear in Cáceres präsentiert. Alvear wurde in Deutschland geboren und begann in den 1960er-Jahren Kunst zu sammeln. 1995 eröffnete sie ihre eigene Galerie in Madrid mit den Schwerpunkten Fotografie, Video- und Installationskunst, die die Diskurse der internationalen Gegenwartskunst maßgeblich mitprägen konnte. 

Auch mit dem Sammeln der in dieser Ausstellung vertretenen Künstlerinnen hat sie Pionierarbeit geleistet. Seit den 1960er-Jahren, als diese Sammlung entstand, hat sich die politische, soziale und kulturelle Realität Spaniens grundlegend gewandelt. Das Ende der vierzigjährigen Militärdiktatur im Jahr 1975, der Übergang zur Demokratie und der Beitritt zur Europäischen Union wurden von einem gesellschaftlichen Umbruch begleitet, bei dem junge Menschen und insbesondere Frauen die Hauptrolle bei der Umgestaltung dieser neuen Gesellschaft übernahmen. Das spiegelt ESCRIBIR TODOS SUS NOMBRES wider: Die Ausstellung präsentiert mehrere Generationen spanischer Künstlerinnen, die sich von der Nachkriegszeit bis heute auf unterschiedliche Weise mit Abstraktion, Serialität, Partituren, Sprache, Schrift und Performance beschäftigt haben.

Im ersten Teil der Ausstellung zeigen Elena Asins und Esther Ferrer, deren künstlerische Anfänge in den 1960er-Jahren liegen, wie sie Themen der Linguistik, Mathematik, Philosophie und Musik in ihren Arbeiten umsetzen. Als ungewöhnliche Formen einer „Verschriftlichung“ können die verschlungenen Knoten in den Textilskulpturen von Aurèlia Muñoz oder die surrealistisch-spielerischen Arbeiten von Eva Lootz verstanden werden. Künstlerinnen wie Vera Chaves Barcellos, Sarah Grilo und Soledad Sevilla entführen uns an einen anderen Ort: auf die Straße. Der öffentliche Raum wird zum Schauplatz urbaner und sozialer Kritik oder auch literarischer Erzählungen.

Im zweiten Teil der Ausstellung setzen sich Cristina Iglesias, Susana Solano und Carmen Laffón poetisch mit dem Verhältnis zur Natur, mit bedrohten und verschwundenen Landschaften auseinander. Erlea Maneros Zabala und Ángela de la Cruz stellen die Kunstgeschichte – hier die Geschichte der „Helden“ der männlich dominierten Malerei – infrage. Eulàlia Valldosera und Dora García laden mit filmischen Sequenzen oder direkten Texten und Zitaten dazu ein, über Frauen und ihre historischen Rollen in Bezug auf Liebe, Sexualität und Familie nachzudenken.

Der Titel der Ausstellung ESCRIBIR TODOS SUS NOMBRES. Schreibt all ihre Namen stammt aus dem 2001 entstandenen Werk 100 obras de arte imposibles (100 unmögliche Kunstwerke) von Dora García. Dafür listet sie hundert Sätze auf einer Wand auf, die abstrakte Konzepte sein könnten, aber auch ermutigen, aktiv zu werden, etwas möglich werden zu lassen – die Welt aus weiblicher Sicht zu beschreiben, zu benennen und auch in der Kunst eine eigene Geschichtsschreibung zu beanspruchen.

Die Ausstellung ESCRIBIR TODOS SUS NOMBRES gehört zu den rund 200 Kulturveranstaltungen, die Spanien als Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse in Deutschland fördert. Die Realisierung der Ausstellung wurde unterstützt durch die Spanische Botschaft und die Agencia Española de Cooperación Internacional para el Desarrollo (AECID).
Die Schau ist eine Kooperation des PalaisPopulaire, Berlin, des Museo de Arte Contemporáneo Helga de Alvear, Cáceres, und der Spanischen Botschaft in Berlin.

Im kommenden Jahr wird ESCRIBIR TODOS SUS NOMBRES im Museo de Arte Contemporáneo Helga de Alvear, Cáceres, zu sehen sein. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit einer Einführung von Lola Hinojosa Martínez sowie einem Interview mit den Künstlerinnen Esther Ferrer und Dora García.


Öffnungszeiten:
Montag: 11:00 - 18:00 Uhr
Dienstag: geschlossen
Mittwoch: 11:00 - 18:00 Uhr
Donnerstag: 11:00 - 21:00 Uhr
Freitag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr

Weitere Informationen direkt unter: palaispopulaire.db.com