Die Ausstellung »Modigliani. Moderne Blicke« ist die erste Ausstellung zu Amedeo Modigliani seit 15 Jahren in Deutschland. In Kooperation mit dem Museum Barberini in Potsdam ist eine Schau entstanden, die das Bild der Frau im Werk Modiglianis überraschend neu bewertet und viele seiner Arbeiten erstmals in Gegenüberstellung mit Werken deutschsprachiger Künstlerinnen und Künstler der Klassischen Moderne zeigt.

Der in Livorno als Sohn einer jüdischen Familie geborene Amedeo Modigliani gilt als einer der bekanntesten Vertreter der Pariser Bohème im Vorfeld und Verlauf des Ersten Weltkriegs. Modigliani porträtierte renommierte Künstler seiner Zeit, darunter Pablo Picasso, Chaim Soutine und Diego Rivera. Für einen regelrechten Skandal sorgte ein weiteres Genre, dem sich der junge Amedeo schon seit seinen Studientagen in Livorno und Florenz verschrieben hatte: der weibliche Akt. Im Rahmen einer Vernissage erregte ein vermutlich im Schaufenster platziertes Werk Modiglianis im Jahr 1917 eine solche Aufregung, dass die Galeristin Berthe Weill alle Akte abhängen musste, um sie vor einer Beschlagnahmung durch die Polizei zu bewahren.

Eines dieser Werke, »Der liegende Akt mit weißem Kissen«, zählt heute zu den Höhepunkten der Sammlung der Staatsgalerie. Gemeinsam mit dem Barberini Museum in Potsdam hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, diese Frauenbildnisse, die lange Zeit in der Tradition des Skandals, als Ausdruck der exzessiven Perspektive eines männlichen Künstlers gedeutet wurden, nun als Zeugnisse des sich herausbildenden Selbstbewusstseins der modernen Frau zu begreifen.

Die Ausstellung »Moderne Blicke«, letztmals war eine Schau zum Werk Amedeo Modiglianis in Deutschland vor 15 Jahren zu sehen, rückt daher erstmals auch die Porträts von Frauen in den Fokus – Schriftstellerinnen, Modeschöpferinnen, Malerinnen – kurz Künstlerinnen, die mit ihren Kurzhaarfrisuren und in Männerkleidung wie ein Vorgriff auf die »Neue Frau« in Art Deco und Neuer Sachlichkeit erscheinen.

»Die Ausstellung schlägt eine Brücke von der Emanzipation der Frau als Modell – zur Emanzipation der Frau im Kunsthandel (wie Berthe Weill) und der Emanzipation der Frau als Künstlerin (wie Emilie Charmy oder Natalia Gontscharowa)«, sagt Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie.

Von Pablo Picasso über Paula Modersohn-Becker bis hin zu Egon Schiele reichen so die Bezüge eines Werkkomplexes, der häufig und vielleicht zu Unrecht außerhalb der großen Stilrichtungen seiner Zeit (wie des Expressionismus und des Fauvismus) platziert wurde. »Moderne Blicke« zeigt daher neben rund 50 Gemälden und Zeichnungen von Modigliani auch 30 Werke von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus europäischen und amerikanischen Museums- und Privatsammlungen.

»Erstmals weitet eine Ausstellung zu Modigliani den Blick über Paris hinaus, und zeigt Modigliani auch im Dialog mit deutschsprachigen Künstlern wie Lehmbruck, Klimt, Schiele, Kirchner oder Paula Modersohn-Becker und verdeutlicht, dass bereits während des Ersten Weltkriegs und nicht erst in den 1920er Jahren ein ›zurück zur Figur‹ in verschiedenen europäischen Städten formuliert wurde,« sagt Nathalie Lachmann, Kuratorin der Ausstellung.

Die Ausstellung »Modigliani. Moderne Blicke« entsteht in Kooperation mit dem Museum Barberini in Potsdam, wo sie im Anschluss an die Laufzeit in der Staatsgalerie (24.11.2023 bis 17.3.2024) zu sehen sein wird. Sie steht unter der Schirmherrschaft der Botschaft der Italienischen Republik in Deutschland.