Die Berliner Künstlerin Aneta Kajzer (geb. 1989) gehört zu den interessantesten Vertreter*innen einer jüngeren Malerei in Deutschland. Ihre farbintensiven Gemälde erscheinen als freie, gestische Malerei von betörender Sinnlichkeit, in der sich unser Blick verlieren kann. Doch zugleich schälen sich aus den fließenden Farben ihrer Leinwände Menschen, Tiere oder andere Wesen heraus, oft vage und ungefähr, die grundlegende Eigenschaften des Menschseins ausdrücken.

Für ihre Auseinandersetzung mit dem Thema „Porträt / Menschenbild“ erhält Kajzer den Kallmann-Preis 2022. Erstmals wird damit eine malerische Position mit dem Preis ausgezeichnet. Die Ausstellung „Fließende Wesen“, in der eine repräsentative Auswahl ihres Schaffens der letzten Jahre gezeigt wird, ist Kajzers erste museale Einzelausstellung.

Auf Kajzers Bildern, die sich in einem Spannungsfeld von Figuration und Ungegenständlichkeit bewegen, sehen wir Gesichter und Körper oder auch nur einzelne Elemente davon wie Augen, eine Nase, einen Mund, Haare oder eine Hand. Doch lässt sich das Gesehene kaum greifen, die Gesichter bleiben konturlos, lösen sich wieder auf und verschwimmen in der reinen, bewegten Malerei der Leinwände. Bisweilen lässt sich nicht einmal entscheiden, ob es sich um Mensch oder Tier handelt. Diese Offenheit entspricht dem malerischen Prozess, in dem Aneta Kajzer ihre Bilder entwickelt. Ausgehend von Entscheidungen über Farben und das Format der Leinwand gelangt sie während des Malens an Punkte, an denen sich erste Anzeichen von Gegenständlichkeit zeigen, die sie aufgreift und weiterverfolgt. Dabei können einzelne Gesichter entstehen, die die gesamte Bildfläche füllen, oder auch Konstellationen von Köpfen und Figuren, die in narrativen Zusammenhängen erscheinen. Mal wirken die Figuren dabei traurig, liebevoll oder sympathisch, dann wieder grotesk oder komisch, mal niedlich und harmlos, dann wieder unheimlich, mal erinnern sie uns an Comics, Märchen oder Karikaturen, dann womöglich an uns bekannte Gesichter. Mögen auch die Titel, die Kajzer ihren Bildern gibt, unseren Blick lenken, so bedeuten sie doch keine Festlegung auf eine bestimmte Bildaussage. Aneta Kajzers Bilder stellen keine konkreten Personen oder Erzählungen dar. Sie sind vielmehr als eine Auseinandersetzung mit dem Malen selbst zu verstehen und erscheinen als Projektionsflächen für unsere eigenen Assoziationen und Gefühle.

Aneta Kajzer wurde 1989 in Kattowitz geboren. Sie studierte an der Kunsthochschule Mainz. 2017 erhielt sie das Winsor & Newton Malerei Stipendium, das ihr einen sechsmonatigen Arbeitsaufenthalt am Künstlerhaus Bethanien ermöglichte. 2018 nahm sie am Goldrausch Künstlerinnenprojekt teil, einem Programm zur Professionalisierung für Bildende Künstlerinnen. 2019 erhielt sie das Stiftung Kunstfonds Arbeitsstipendium und verbrachte drei Monate in Südkorea am MMCA Goyang. Ihre Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen, darunter 2019/20 in der großen Gruppenausstellung „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ im Kunstmuseum Bonn, im Museum Wiesbaden, in der Kunstsammlung Chemnitz und in den Deichtorhallen Hamburg. Aneta Kajzer lebt und arbeitet in Berlin.

Der Kallmann-Preis richtet sich an in Deutschland lebende bildende Künstler*innen und zeichnet besondere zeitgenössische künstlerische Leistungen in den Themen aus, die Schwerpunkte im Schaffen von Hans Jürgen Kallmann (1908-1991), dem Gründer des Kallmann-Museums, waren: Porträt, Tier und Landschaft. Der Preis ist mit 8.500 Euro dotiert, die sich aufteilen in 1.000 Euro Preisgeld und 7.500 Euro für eine Einzelausstellung mit Katalog.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Samstag: 14:30 - 17:00 Uhr
Sonntag: 13:00 - 17:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kallmann-museum.de

Aneta Kajzer Badesaison, 2020· Öl auf Leinwand, 160 x 131 cm Copyright die Künstlerin und Galerie Conrads Berlin
05.11.2022 - 26.02.2023

Kallmann-Preis 2022: Aneta Kajzer – Fließende Wesen

Kallmann-Museum

Schloßstr. 3b
85737 Ismaning