Felix Kiessling (*1980 in Hamburg, lebt und arbeitet in Berlin) realisiert in Heilbronn mit Quitte Eisen Soda eine ortsspezifische Installation, in der er die Welt zum Klingen bringt.  Die Ausstellung ist seine erste Einzelpräsentation in einer Institution in Deutschland.  2014 schloss Felix Kiessling sein Studium als Meisterschüler bei Olafur Eliasson  am Institut für Raumexperimente an der Universität der Künste in Berlin ab. 

In einem komplexen Zusammenspiel aus Licht, Farbe, Sound, gefundenen Objekten und Methoden der Datenverarbeitung konstruiert der Künstler ein Ensemble, das kosmische Phänomene auditiv und visuell in den Ausstellungsraum transportiert und erlebbar macht. Mit einem selbstspielenden Kontrabass und Drumsticks aus Eichenästen gelingt es dem Künstler, globale Erdbebenparameter sowie die sogenannte Schumann-Niederfrequenz zu visualisieren. Felix Kiessling macht gewissermaßen den Takt der Welt sichtbar.

In der medialen Zusammenführung von Gemälden aus Sprüh- und Kunstharz basiertem Farblack auf Leinwand, einem grün-bläulich schimmernden gegenstandslosen LED-Wandobjekt das den Titel Grüne Sonne trägt und zwei weiteren Licht-Arbeiten, die in Echtzeit weltweite Blitzvorkommen einer Wetterkarte abbilden, entfaltet sich in der Ausstellung ein Licht-und Klangraum als Labor der Sinne.

In der Ausstellung steht ein Autowrack, das Signale aussendet. So ergründen spielerisch angeeignete technologische Funktionen das Unsichtbare, den verborgenen Sinn und widmen sich der Erforschung von Umweltkräften mittels dieses ausrangierten Objekts. Die Welt als chaotisch wahrzunehmen, mit unendlichen Möglichkeiten der Vernetzung, ist eine der Arbeitshypothesen des Künstlers. 

Damit lenkt er auch den Blick auf unsere Um-Welt, die den Menschen im Anthropozän – durch die anhaltend rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen – umgibt. Dieser wird mit einem daraus resultierenden, desillusionierten Lebensgefühl zusammengeführt und entwirft folglich Bilder von einem Prozess, der zu kollabieren droht. 

In der visuellen Vielfalt und Fülle entwickelt Felix Kiesslings Installation eine konfuse Dynamik im Raum, die der Frage nachgeht, wie sich Verschleiß, Zerstörung und die Absurditäten unseres Alltags auf Grundlage diverser methodischer Betrachtungen beschreiben, verstehen, zusammenführen oder zweckentfremden lassen. 

Quitte Eisen Soda skizziert in ihrer experimentellen Anlage neuartige, ‚glokale‘ Perspektiven, die einen empathischen Blick auf den urbanen Stadtraum im Kontext eines geschlossenen Kreislaufsystems liefert. 

Als Echtzeitkonzert entwickelt die Ausstellung eine Partitur, die weder in künstlerischer noch menschlicher Hand liegt. Die innere Komplexität der Welt, die hinter der Erscheinungsform steht, wird als lautes Spektakel beleuchtet und erfahrbar gemacht.

27.01. - 16.04.2023

Felix Kiessling: Quitte Eisen Soda

Kunstverein Heilbronn

Allee 28
74072 Heilbronn