Das Kunstgewerbemuseum arbeitet kontinuierlich an der Neupräsentation seiner Bestände – der Vielfalt der Sammlungsschwerpunkte entsprechend in unterschiedlichen Formaten. Die europäischen Porzellane und Fayencen des 18. Jahrhunderts bilden einen Kernbestand des Museums und sind von herausragender Qualität. Ihre Neupräsentation innerhalb des historischen Rundgangs umschließt mit über 450 ausgewählten Objekten das 2014 neu eingerichtete Kabinett mit Mode und Accessoires des Rokoko, so dass sich viele faszinierende Querbezüge ergeben.

Unter Fürsten, Aristokraten und vermögendem Bürgertum griff im Rokokozeitalter die „maladie de porcelaine“ um sich. Man war regelrecht süchtig nach dem damals noch exklusiven Porzellan. Wer sich das „weiße Gold“ nicht leisten konnte, schmückte seine gedeckten Tafeln, Konsolenund Kommoden mit Fayence.

Das Kunstgewerbemuseum zeigt in seiner neu konzipierten Dauerausstellung über 450 ausgewählte Porzellane und Fayencen. Statt der bisherigen Präsentation nach Manufakturen werden nun thematische Schwerpunkte gesetzt. In drei Hauptthemenbereichen geht es um den Weg des Porzellans von Asien nach Europa, um aristokratische Lebenswelten des Rokoko sowie um gestalterische und herstellungstechnische Aspekte. Für die Neupräsentation werden auch bislang selten ausgestellte Objekte nun erstmals gezeigt. Zudem wurden zusammenhängende Werkgruppen, die teils im Haupthaus des Kunstgewerbemuseums am Kulturforum, teils in dessen Dependance in Schloss Köpenick ausgestellt waren, wieder zusammengeführt. Für speziell interessierte Besucherinnen und Besucher gibt es angrenzend an den Hauptrundgang noch eine Studiensammlung zu sehen, die wie ein begehbares Schaudepot konzipiert ist.

Porzellan besteht aus Kaolin, Feldspat und Quarz. Sein Scherben zeichnet sich durch das strahlende Weiß, die Härte und Lichtdurchlässigkeit sowie den hellen Klang aus. Diese Eigenschaften unterscheiden es von der zinnglasierten Fayence. Obwohl ostasiatisches Porzellan in Europa seit Marco Polos Reisen bekannt war, blieb dessen Rezeptur, insbesondere die Erkenntnis, dass es des Tonminerals Kaolin bedarf, um die herausragenden Materialqualitäten zu erreichen, lange Zeit unbekannt. Erst 1708/09 gelang in Meißen dem Alchemisten Johann Friedrich Böttger und dem Naturwissenschaftler Ehrenfried Walther von Tschirnhaus die Herstellung von Hartporzellan. 1710 erfolgte die Gründung der ersten europäischen Porzellanmanufaktur.

Nicht nur die faszinierende Geschichte der Verbreitung – und Nachahmung – des Porzellans in Europa wird in der Neupräsentation dargestellt. Anhand der ausgewählten Exponate ist auch viel zu erfahren über die Tafelkultur des Rokoko, die neuen Luxusgetränke Tee, Kaffee und Schokolade oder auch die Vergnügungen, Moden sowie den Theater- und Musikgeschmack der Rokokogesellschaft. Dass Porzellan bis heute für Gestalterinnen und Gestalter aktuell und attraktiv ist, wird exemplarisch unter dem Aspekt „Porzellan und 3D-Druck“ beleuchtet.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Freitag: 10:00 - 18:00 Uhr
Samstag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: smb.museum