Seit über 20 Jahren zeigt die Hamburger Kunsthalle erstmals wieder eine thematische Skulpturen-Ausstellung: VON MISCHWESEN. Skulptur in der Moderne versammelt rund 25 Werke international renommierter Bildhauer*innen, darunter Julio González, Karl Hartung, Marino Marini sowie Henry Moore und zeigt auch eine Arbeit der weniger bekannten Hamburger Künstlerin Ursula Querner. Zentrale Arbeit ist das aus fünf Skulpturen bestehende Hauptwerk der französischen Künstlerin Germaine Richier: Das große Schachspiel (1959/61) eröffnet mit seinem hybriden Charakter einen Dialog mit anderen Skulpturen, die formale oder inhaltliche Parallelen zu ihr aufweisen und ebenfalls Kreuzungen oder Mischungen sind. Die Werke aus dem Bestand der Hamburger Kunsthalle entstanden in den 1940er und 1950er Jahren und sind zum Teil jahrzehntelang nicht ausgestellt worden.

Wie Richier befassten sich viele Künstler*innen zur Mitte des 20. Jahrhunderts mit Prozessen von Veränderung, Transformation und mit dem Urtümlichen der Natur. Obwohl die Natur ihrem Wesen nach Veränderung bedeutet, verstand man sie in einer Zeit historischer und politischer Umbrüche nicht nur als inspirierende Quelle, sondern auch als eine verlässliche Konstante. Eine zweite wesentliche Komponente bei der Entstehung der plastischen »Mischwesen« jener Zeit ist die Erfahrung des Krieges. Zwar bedeutete die Kapitulation des Deutschen Reiches und die Abwürfe der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki im Jahr 1945 das endgültige Ende des Zweiten Weltkrieges, doch verursachte der Beginn des Kalten Krieges auch eine latente atomare Bedrohung.

Die vielfältige Ausstellung umfasst handtellergroße Objekte ebenso wie überlebensgroße Figuren, und auch die verwendeten Materialien sind variantenreich: Sie reichen von Bronze über Stahl, Messing und Holz bis hin zu Marmor. Kraftvoll und eigenwillig im Ausdruck regen die »Mischwesen« eine Bandbreite von Eindrücken, Gedanken und Empfindungen an. Sie können in bedrohliche Welten von Absurdität und Surrealität führen, bieten aber auch Trost in der Natur als einem ewigen Wachsen und Zusammenwachsen.

Ein eigens für die Skulpturen-Präsentation produzierter Film – der ab dem Ausstellungsbeginn auf der Website der Kunsthalle zur Verfügung steht – vermittelt wesentliche inhaltliche Aspekte und gibt einen Einblick in die Entwicklungsgeschichte der Skulptur in der Moderne. Zur Begleitung der Ausstellung steht zudem in der App der Hamburger Kunsthalle eine Audiotour kostenfrei zum Download bereit. Sie stellt exemplarisch fünf Werke vor, unter anderem Germaine Richiers Das große Schachspiel. Zudem sind für VON MISCHWESEN inklusive Tastführungen in der Kunsthalle für Menschen mit und ohne Seheinschränkung geplant.

In der Serie Kleine Reihe der Freunde der Kunsthalle e. V. erscheint eine Publikation (12,90 Euro) mit Beiträgen von Jasper Warzecha und Karin Schick sowie Abbildungen sämtlicher Exponate. Sie ist im Museumsshop und unter www.freunde-der-kunsthalle.de erhältlich.