Der Kunstraum München nimmt sein bevorstehendes 50-jähriges Jubiläum 2023 zum Anlass, sich intensiv der eigenen Historie zu widmen, die Arbeit am Archiv zu intensivieren und den Blick für eine Auseinandersetzung über Aufgaben, Rollen und Potenziale der Institutionsform Kunstverein zu öffnen. In den nächsten zwei Jahren wird es fortlaufend Veranstaltungen geben, die sich auf das Jubiläum beziehen. MODELL KUNSTRUM startet am 14. November mit der Präsentation des neuen Archivdisplays und der Eröffnung der Jahresgaben EDITIONEN 1998–1986 sowie einem Round Table und Gesprächen am 4. Dezember.

Der Gründung des Kunstraums 1973 geht ein Vorgängerverein voraus, der sich 1926 als „Die Freunde der Bildenden Kunst“ formiert hatte und auch über den 2. Weltkrieg hinaus fortbestand. Auf dieser Vereinsstruktur gründete sich der Kunstraum München e.V. als Alternative zum Kunstverein München, der seit den späten 1960er Jahren ein dezidiert politisches Programm verfolgte. Der Schwerpunkt des Kunstraum München lag und liegt auf der Ausstellung und Vermittlung zeitgenössischer Kunst. Neben regionalen und überregionalen Positionen wurden in den 1970er Jahren insbesondere US-amerikanische, abstrakte Künstler:innen in Einzelausstellungen präsentiert; häufig wurden erstmals internationale Positionen in Deutschland gezeigt. Seit Beginn fanden hier wegweisende Ausstellungen beispielsweise von Agnes Martin und Richard Tuttle (beide 1973), Franz Erhard Walther (1976, 1982), Jonas Hafner und Joseph Beuys (1981), Olaf Metzel (1982) sowie Hanne Darboven (1988) oder Gustav Metzger (1996) statt. Seit den 1990er Jahren richtet sich der Fokus verstärkt auf thematische Gruppenausstellungen und schwerpunktmäßig auf gesellschaftspolitischen Themen, wie Mädchenzimmer (1998), Lara Croft:ism (1999) oder The Domain of the Great Bear (2006/07).

Ein Teil des Ausstellungsarchivs ist bereits seit 2013 online über die Homepage zugänglich und wird seitdem kontinuierlich fortgeschrieben. Im Zuge des Archivprojekts entstehen eine erweiterte digitale Archivstruktur sowie eine Innenraumarchitektur des Künstlers rasso rottenfusser, die im Kunstraum bis zum Jubiläumsjahr als Display für Forschung und Diskurs dient. Hier wird historisches Material aus Archivalien und Digitalisaten mit Oral History-Veranstaltungen und Round Table-Gesprächen mit aktiven und ehemaligen sowie externen Akteur:innen verbunden.

Neben der jeweiligen zeitgenössischen Kunst- und Ausstellungspraxis spielen Fragen von Organisation und Institution, kunstsoziologische Zusammenhänge und die Aspekte von Mitgliedschaft und Teilhabe eine wichtige Rolle. Der Kunstraum München wurde immer kollektiv und ehrenamtlich geleitet, zunächst vor allem von Sammler:innen und professionelle Autodidakt:innen, dann vermehrt von Kunsthistoriker:innen und Künstler:innen. Damit nimmt er in der Landschaft der deutschen Kunstvereine nach wie vor mit wenigen anderen eine Sonderstellung ein.

Der Kunstraum München lädt auch dieses Jahr zur Entdeckung und zum Kauf seiner ›EDITIONEN 1998–1986‹ ein, dem dritten Teil der 2019 begonnenen Reihe, in der bis zu unserem 50. Jubiläum in 2023 alle nicht vergriffenen Editionen annähernd dekadenweise vor- und ausgestellt werden.
Die Editionen verweisen auf zurückliegende Ausstellungsprojekte und spiegeln dabei archivarisch unser bisheriges Programm und die unterschiedlichen kuratorischen Ansätze wider.

Das Projekt MODELL KUNSTRAUM wird gefördert von Der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Sonderprogramms NEUSTART KULTUR sowie der Kulturstiftung der Länder im Rahmen des Förderprojekts KULTUR.GEMEINSCHAFTEN.