Beim Betreten der Ausstellung stoßen die Besucher*innen unmittelbar auf einen stürzenden, nahezu lebensgroßen Stier. Wucht und Masse des Tiers werden unmittelbar körperlich erfahrbar und die Skulptur macht sichtbar, dass es dem Künstler auch um Inszenierung von Erzählungen geht. Thomas Duttenhoefer (geb. 1950) sieht sich nicht als Bildhauer im klassischen Sinne, der Motive aus dem Stein haut, sondern als Schöpfer dreidimensionaler modellierter Bilder, mit denen er Geschichten und Schicksale erzählt.

Die Versehrtheit des Lebens sucht der Künstler an verschiedensten Orten auf, beim Stierkampf, im Schlachthof oder bereits Anfang der 1970er-Jahre während seines Zivildienstes in einem Altenheim. Er verschreibt sich allem Existentiellen und für ihn scheint die Darstellung von Leid auch etwas Tröstliches zu haben. Immer wieder findet er eine Balance zwischen dem Schrecklichen, dem Todesmoment und der Würde der Kreatur (Mensch und Tier) bis hin zur Vitalität. 

Im Zentrum von Duttenhoefers Plastiken steht die menschliche Figur verknüpft mit großen Fragen nach Leben und Tod. Um sich diesen Herausforderungen zu stellen, entwickelte er im Laufe der Jahre ein bemerkenswertes Themenspektrum, die ihn von Köpfen und Figuren über die Kombination von Bischof und Stier schließlich hin zur antiken Mythologie führte.

Die Ausstellung wirft Schlaglichter auf die verschiedenen Kosmen seines Œuvres und legt Verbindungen zwischen Arbeiten aus frühen Werkphasen bis hin zu Duttenhoefers neuen Plastiken. Insgesamt sind 36 Skulpturen, 24 Zeichnungen und Grafiken zu sehen. Auch werden zwei seiner vielen prominenten Porträts (des Juristen Fritz Bauer und des Schauspielers Mario Adorf) zu entdecken sein. Es sind Bildnisse, die an genauen, akribischen Beobachtungen entstanden sind. Meisterlich setzt Duttenhoefer das innere Wesen des jeweiligen Menschen um.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Anlässlich des 75. Geburtstags von Thomas Duttenhoefer erschien außerdem Anfang des Jahres ein Werkverzeichnis.