Im Gegensatz zu musealen Sammlungen, die oft nach historischen oder wissenschaftlichen Gesichtspunkten zusammengestellt werden, setzen Privatkollektionen individuelle Akzente und reflektieren persönliche Leidenschaften. Sie gewähren einen tiefen Einblick in die Welt der sammelnden Person – eine Welt, die durch subjektive Vorlieben, Erlebnisse und Entdeckungen geprägt ist. Die Slg. Wilhelm Otto Nachf. ist ein beeindruckendes Beispiel für eine solche, persönlich kuratierte Sammlung.
Ihren Ursprung hat die Privatkollektion in Köln. In den 1980er-Jahren entwickelte sich die Stadt zum Zentrum der europäischen Gegenwartskunst: Bereits 1967 fand die Art Cologne erstmals statt. Sie gilt als die erste Kunstmesse weltweit, die von und für kommerzielle Galerien organisiert wurde, um moderne und zeitgenössische Kunst zu präsentieren und zu veräußern. Die legendäre Ausstellung Westkunst – Zeitgenössische Kunst seit 1939, von dem 2024 verstorbenen Kurator Kasper König mitverantwortet, wurde 1981 in Köln präsentiert. Und spätestens nach dem Erfolg der „Neuen Wilden“, einer Künstlergruppe, die Anfang der 1980er-Jahre mit ihrer unbeschwerten und ausdrucksstarken Malerei für Aufsehen sorgte, erlangte die Domstadt internationale Bekanntheit. Während Düsseldorf mit seiner renommierten Kunstakademie und den bedeutenden Ausstellungshäusern glänzte, formierte sich die Kölner Kunstszene informell: Man traf sich in Kneipen und Clubs wie dem Roxy, in Cafés wie dem Broadway und Central. Dieses Umfeld war Nährboden und Impulsgeber für die Slg. Wilhelm Otto Nachf. Zu den herausragenden Kölner Positionen der Sammlung zählen Künstler*innen wie Cosima von Bonin, Isa Genzken, Georg Herold oder Marcel Odenbach. Doch die Sammelleidenschaft des Unternehmers, der anonym bleiben möchte, beschränkte sich nicht auf die Kunstszene der Domstadt: Heute umfasst seine Kollektion auch Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Videoarbeiten international gefeierter Künstler*innen wie Ed Atkins, Miriam Cahn, Petrit Halilaj, Cindy Sherman oder Wolfgang Tillmans.
Für die Ausstellung Theatre of Speaking Objects wurden rund 90 Werke von 38 Künstler*innen ausgewählt, die einen abwechslungsreichen Parcours durch die Oberlichtsäle der Kunsthalle Nürnberg ermöglichen. Die Exponate sind thematischen Kontexten zugeordnet: So entfaltet sich eine abwechslungsreiche und multimediale Erzählung in sechs Kapiteln, die einen intimen Einblick in das Universum des Sammlers gewährt und neue Bezüge zwischen den Werken herstellt. Mit dem Namen Slg. Wilhelm Otto Nachf. erinnert der Unternehmer übrigens an seine beiden Großväter Wilhelm und Otto ...
Der Titel Theatre of Speaking Objects zitiert das in der Ausstellung präsentierte gleichnamige Langzeitprojekt der tschechischen Künstlerin Eva Kot‘ átková, das sich mit der Isolation derjenigen auseinandersetzt, die, zu verbaler Kommunikation unfähig, abseits der gesellschaftlichen Norm stehen. Die Installation besteht aus einem hölzernen Wandregal, bestückt mit Collagen, Cut-Outs und Fotografien. Linien fassen die dargestellten Menschen und Tiere in geometrische Formen ein und bilden einengende Architekturen. Inspiriert ist die Arbeit von einer Serie an Skizzen des tschechischen Architekten Jirˇi Kroha. Diese sind im Zuge des Puppentheaters Theatre of Things entstanden, das Kroha in einem Sanatorium in Kosmonosy für Patient*innen und Mitarbeitende entwickelte. Im Kontext der Ausstellung fungiert der Titel als universelle Metapher für die gezeigten Exponate. Obwohl auch diese nicht in der Lage sind, verbal zu kommunizieren, erzählen sie dennoch auf ihre eigene, außergewöhnliche Weise faszinierende Geschichten.
Während der Laufzeit der Ausstellung wird im Verlag der Buchhandlung Walther König eine zweisprachige Publikation veröffentlicht, die unter anderem Werktexte zu allen für die Ausstellung ausgewählten Arbeiten umfasst.
Öffnungszeiten:
Dienstag: 11:00 - 18:00 Uhr
Mittwoch: 11:00 - 20:00 Uhr
Donnerstag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen
Weitere Informationen direkt unter: kunstkulturquartier.de/kunsthalle