Ortsspezifische Kunst für Haus Lange Haus Esters HLHE DIALOG Der besondere Ort
In diesem Jahr feiern die Kunstmuseum Krefeld 70 Jahre Museum Haus Lange. 1955 wurde die Villa von der Familie Lange in einer großzügigen Geste der Stadt Krefeld überlassen. Aus dem privaten Wohnhaus wurde ein öffentliches Museum für zeitgenössische Kunst. Seither stehen an diesem besonderen Ort Architektur, Kunst und Design in einem produktiven Verhältnis. Anlässlich des Jubiläums richten die Kunstmuseen Krefeld erstmals den Fokus auf Projekte und Werke, die Künstlerinnen im direkten Austausch mit dem Ort geschaffen haben und die ohne den Ort nicht existieren würden. Die Ausstellung Teilweise möbliert, exzellente Aussicht. Ortsspezifische Kunst für Haus Lange Haus Esters stellt anhand von Gemälden, Skulpturen, Installationen, Filmen, Grafiken und zahlreichen Dokumenten dieses reiche und bis heute lebendige Erbe der Ortsspezifik mit über 70 Projekten vor.
Eine klare architektonische Sprache, ausdruckvolle Materialien, Natur, Licht, Transparenz und viel Liebe zum gestalteten Detail: das sind einige der Eigenschaften, die mit den Häusern Lange und Esters in Krefeld verbunden werden. Ende der 1920er Jahre von Ludwig Mies van der Rohe gebaut, verkörpern die benachbarten Villen den Aufbruch der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts. Ihre ehemaligen Bewohner, die Familien Lange und Esters, erprobten in den offenen Räumen ein neues Lebensgefühl. „Wir sind bis heute der Familie Lange wie auch der Familie Esters dankbar", so Museumsdirektorin Katia Baudin, „dass sie ihre Elternhäuser der Stadt Krefeld übergeben haben und damit dieses einmalige architektonische Ensemble der Moderne für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ulrich Lange, der Sohn des Bauherrn, hat 1968 Haus Lange der Stadt geschenkt, und 1976 haben die Erben der Familie Esters ihre Villa der Stadt entgegenkommend verkauft. Diese Gesten stehen für ein bürgerschaftliches Engagement, das die kulturelle Vielfalt in unserer Stadt so lebendig hält. Und wie sehr sich dies gelohnt hat, zeigt die Erfolgsschichte der beiden Villen, die seit den 1960er Jahren international als Orte für zeitgenössische Kunst bekannt sind." Die Geschichte der Ortsspezifik beginnt, als der junge französische Künstler Yves Klein 1961 seine erste und einzige Museumsausstellung zu Lebzeiten selbst konzipiert. Der bis heute erhaltene Raum der Leere, Le Vide, im Haus Lange bezeugt diesen Start zu einer Zeit, als es für ein Museum noch ausgesprochen ungewöhnlich war, dass Künstler innen vor Ort und mit dem Ort arbeiten. „Ende der 1960er Jahre setzt die Reihe von ortsspezifischen Projekten mit heute renommierten Künstlern wie Christo, Jan Dibbets, Hans Haacke, Richard Long, Fred Sandback und der Gruppe Haus-Rucker-Co dann fulminant und mit zum Teil spektakulären Projekten ein", so Sylvia Martin, Kuratorin der Ausstellung. Bis heute haben sich rund 65 Künstlerinnen wie auch seit 2019 Designer:innen mit dem Ort auseinandersetzt.
Galt ihr Interesse in den 1970er und 1980er Jahren vor allem der Transparenz zwischen Gebäude und Natur wie auch der Materialität des Hauses, rückt ab den 1990er Jahren zunehmend der Lebensraum, das Haus als Ort des Privaten in den Blick. So hat das Künstlerduo Elmgreen & Dragset 2017 Haus Lange wieder zu einem Wohnhaus für eine Familie gemacht. Die Geschichte, die sie erzählten, war in einem tagespolitischen Kontext verankert: Die Zugezogenen kamen aus Großbritannien, sind vor dem Brexit geflohen.
Die Ausstellung Teilweise möbliert, exzellente Aussicht gibt einen umfassenden Einblick in die reiche Geschichte der ortsspezifischen Kunst für Haus Lange Haus Esters. Sie zeigt, wie der Ort in seinen wesentlichen Identitätsmerkmalen - physisches Gebäude, Lebensraum Haus und Institution Museum - mit unterschiedlichen Ansätzen zum Thema wurde. Die Moderne, wie sie von Ludwig Mies van der Rohe formuliert wurde, steht immer wieder auf dem Prüfstand. Die Ausstellung bringt Arbeiten aus der Sammlung der Kunstmuseen Krefeld wieder in den architektonischen Kontext zurück, für den sie geschaffen wurden.
Leihgaben von Künstler: innen erweitern den Uberblick, so ist unter anderem die konzeptuelle Arbeit von Lara Almarcegui nochmals zu sehen, die 2014 die Baumaterialien von Haus Lange ermittelt hat. Viele Künstler innen haben in ihren Projekten Möbel und bauliche Details aufgegriffen, die von Mies van der Rohe gestaltet wurden. Diese Komponenten formen gemeinsam mit originalen Kunstwerken eine Atmosphäre zum Eintauchen und Erinnern. Zahlreiche, selten oder noch nie gezeigte Dokumente wie Filme, Fotos, Entwürfe, Plakate, Tonmitschnitte und Bücher ergänzen die Inszenierung und machen das Erbe der Ortsspezifik in den Häusern Lange und Esters sichtbar.
Mit Werken und Projekten von:
Lara Almarcegui, Céline Berger, BLESS, Daniel Buren, Christo, Jasmina Cibic, Bogomir Ecker, Elmgreen & Dragset, Barry Flanagan, Hans Haacke, Haus-Rucker-Co, Bethan Huws, Anna K.E., Yves Klein, Karin Kneffel, Richard Long, Mario Merz, Claes Oldenburg, David Reed, Andreas Schmitten, Gregor Schneider, Richard Serra, Timm Ulrichs, Lawrence Weiner, Andrea Zittel u.a.
Zur Ausstellung Teilweise möbliert, exzellente Aussicht entsteht eine Publikation, in der die Geschichte der Ortsspezifik in den Häusern Lange und Esters anhand zahlreicher Dokumente nachgezeichnet und erstmals erforscht wird. Das Nachschlagewerk wird am 4. Mai 2025 vorgestellt.
Wilhelmshofallee 91–97
47800 Krefeld