Die Ausstellung im Museum für Sepulkralkultur eröffnet einen spannenden Dialog zwischen der Endlichkeit des Lebens und der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Gegenwart. Till Müllers Werke, die sowohl die Vergänglichkeit als auch die Konservierung von Zuständen thematisieren, bieten dabei einen einzigartigen Blick auf die Transformation von Material und Gedanken. Einige seiner Arbeiten sprechen direkt die Schwere des Todes an, während andere das Thema mit Humor und Leichtigkeit aufgreifen. Müller selbst beschreibt seine Kunst als eine Brücke zwischen Leben und Tod: „Es geht mir darum, die Transformation von Materialien und Gedanken in eine künstlerische Form zu übersetzen, die dem Leben im ‚Hier und Jetzt‘ eine neue Bedeutung gibt.“
Müllers Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Skulptur und Objekt, Zeichnung und Malerei. Besonders markant ist sein Ansatz, ausgediente Grabsteine als Material zu verwenden, wobei er diese einstigen Erinnerungsstücke einem „Recycling“-Prozess unterzieht. Dabei geht es ihm nicht nur um die materielle Transformation der Steine, sondern auch um die Bewahrung und den Erhalt von Gedanken und Erinnerungen, die in der Kunst eine Form der Unsterblichkeit finden. In seinen Reliefs aus verwittertem Holz wird der natürliche Verfall sichtbar, gleichzeitig aber auch der kreative Prozess, der diese Vergänglichkeit in neue ästhetische Formen überführt.
Müllers Arbeitsprozess ist vielseitig und von spontanen Ideen ebenso wie von langwierigen Überlegungen geprägt. So gibt es Momente der Eingebung, in denen er sofort nach dem passenden Material für eine Umsetzung des Gedankens in eine künstlerische Arbeit sucht. Im Kontrast dazu bietet er dem kreativen Fluss jedoch einen Raum, indem einige Arbeiten auf einem vorproduzierten Rohling aufbauen und die entscheidenden Elemente erst nach und nach in das Werk eingefügt werden.
Allgegenwärtig in seinen Arbeiten ist eine gewisse Ehrfurcht vor dem Material. Diese wird besonders deutlich bei der Arbeit mit alten Grabsteinen, mit deren Bedeutung einmal die Trauerbewältigung verbunden war. Ebenso sichtbar wird diese Ehrfurcht in seiner Verwendung von Hölzern, die entweder stark verwittert sind oder im ideellen Sinne als wertvoll gelten. In Müllers Kunst erfahren diese Materialien eine Aufwertung und Konservierung, wären sie an anderer Stelle doch gegebenenfalls für eine Zerstörung bestimmt gewesen.
Till Müller wurde 1992 in Schlüchtern geboren und wuchs im Vogelsbergkreis auf. Nach seiner handwerklichen Ausbildung an verschiedenen Stationen und einem Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, wo er auch als Meisterschüler von Stephan Balkenhol arbeitete, hat er sich als freischaffender Künstler etabliert. Müller lebt und arbeitet heute in Freiensteinau und ist bekannt für seine Arbeiten mit Holz und Stein, die sowohl handwerklich anspruchsvoll als auch tiefgründig in ihrer thematischen Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit und Erinnerung sind.
Öffnungszeiten:
Dienstag : 10:00 - 17:00 Uhr
Mittwoch: 10:00 - 20:00 Uhr
Donnerstag - Sonntag: 10:00 - 17:00 Uhr
Montag: geschlossen
Weitere Informationen direkt unter: sepulkralmuseum.de
Weinbergstraße 25–27
34117 Kassel