Ernst Gamperl: Das Lebensbaumprojekt

Das Bayerische Nationalmuseum zeigt in der Sonderausstellung „Ernst Gamperl. Das Lebensbaumprojekt“ den Ausnahmekünstler Ernst Gamperl und seine faszinierenden Meisterwerke der Drechselkunst. Dabei steht erstmals in Deutschland das Langzeitprojekt „Lebensbaum“ im Fokus. Daneben werden aktuelle Arbeiten Gamperls in den Dialog mit Prunkstücken aus der Sammlung des Bayerischen Nationalmuseums gestellt.

Der in Bayern beheimatete und international renommierte Künstler Ernst Gamperl (geb. 1965) hat die historische Technik des Drechselns revolutioniert und neue Maßstäbe in diesem Handwerk gesetzt. Mit einer an Magie grenzenden Bearbeitungstechnik modelliert er faszinierende Gefäße und Objekte, die rätseln lassen, wie so etwas entstehen kann. Gamperl bezieht nicht nur den natürlichen Trocknungsprozess des Holzes bewusst in die Gestaltung seiner Arbeiten ein, sondern auch Unregelmäßigkeiten, Risse und Bruchstellen. Die Urkraft des Materials spiegelt sich in den archaischen, geradezu monumental wirkenden Formen. Gleichzeitig überraschen die äußerst dünnwandigen Werke durch ihre Zartheit.
Die Ausstellung präsentiert Ernst Gamperls „Lebensbaumprojekt“ erstmals in Deutschland. Eine mächtige 230 Jahre alte, von einem Sturm entwurzelte Eiche wurde 2008 kreative Inspiration und Ausgangsbasis für einen zehn Jahre währenden Arbeitsprozess. Gamperl verwandelte den Giganten mit einem Durchmesser von 2,7 Metern und einem Gewicht von 33 Tonnen in ein einzigartiges Ensemble aus 97 unterschiedlich geformten Gefäßen von skulpturaler Anmutung.
Ergänzend zu den Objekten des „Lebensbaums“ zeigt die Ausstellung aktuelle Arbeiten des Künstlers im Dialog mit Werken der barocken Drechselkunst in Holz und Elfenbein sowie weiteren beeindruckenden Kunstwerken aus der Sammlung des Museums. Einige neue Skulpturen Ernst Gamperls erinnern in ihrer Dynamik an Tanzende und werden zu Partnern der Leuchte in Gestalt der berühmten Tänzerin Loïe Fuller von François Raoul Larche, einer Ikone des Art Nouveau.
Neben den beeindruckenden und faszinierenden Stücken erwartet die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung der inspirierende Film „Ernst Gamperl – Dialog mit dem Holz“ von Niklas Goslar, der den Künstler während der zehnjährigen Schaffensperiode des Lebensbaumprojektes begleitete. Er nimmt die Betrachterinnen und Betrachter mit auf eine Reise des Handwerks, der Virtuosität, der Kreativität.

Über den Künstler:
Der in München geborene Ernst Gamperl lebt und arbeitet in Steingaden. Nach einer Ausbildung als Schreiner gründete er 1990 sein eigenes Atelier. Mit dem Drechseln begann Gamperl zunächst als Autodidakt. Seine freie Herangehensweise an diese historische, fast ausgestorbene Handwerkstechnik bewahrte er sich auch nach der Ausbildung zum Drechslermeister. Gamperl arbeitet in bewusstem, intensivem Dialog und Einklang mit dem Werkstoff. Er verwendet nur Stämme europäischer Hölzer – vorwiegend Eiche –, die gefällt werden mussten und arbeitet ausschließlich mit nassem Holz. Das Schwinden und natürliche Verformen beim Trocknen bezieht Gamperl ebenso ein wie die individuelle Geschichte des Baumes, Wachstumsunregelmäßigkeiten, Äste, Verletzungen. Mit handwerklicher Virtuosität und experimentellen Methoden erschafft Gamperl spannungsgeladene, zum Teil mannshohe Gebilde, die die Grenzlinie zwischen angewandter und freier Kunst überwinden.
Die Arbeiten Ernst Gamperls wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk (1993, 1998, 2002), der Bayerische Staatspreis für hervorragende gestalterische Leistung im Handwerk (1992, 2002), der Danner-Preis (1993, 1999) und der Loewe Foundation Craft Prize (2017), die international bedeutendste Auszeichnung im Bereich der Angewandten Kunst. Seine Werke sind weltweit in privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten. 

Öffnungszeiten:
Dienstag - Mittwoch: 10:00 - 17:00 Uhr
Donnerstag: 10:00 - 20:00 Uhr
Freitag - Sonntag: 10:00 - 17:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: bayerisches-nationalmuseum.de