Das Bayerische Nationalmuseum stellt in der Studioausstellung „Wissensdurst und Aufklärung. Das Physikalische Kabinett der Universität Würzburg“ etwa 50 faszinierende Objekte aus dem Physikalischen Kabinett der Universität Würzburg in den Fokus. Wie prägte die Epoche der Aufklärung die Naturwissenschaften? Welche neuartigen Erfindungen gab es? Und warum sollten wir uns gerade heute wieder mit der Epoche der Aufklärung beschäftigen?
Seit 1877 befindet sich ein wahrer Schatz in den Beständen des Bayerischen Nationalmuseums: die wissenschaftlichen Instrumente des Physikalischen Kabinetts der Universität Würzburg.
Die Universität Würzburg ist die älteste Hochschule Bayerns und die viertälteste in Deutschland, nachdem sie nach einer ersten Gründungsphase im frühen 15. Jahrhundert im Jahr 1582 neu gegründet wurde. Sie stand unter der Obhut der Würzburger Fürstbischöfe, und Jesuiten verantworteten die Lehre in allen Fächern. Es wäre aber falsch, von dem Einfluss der katholischen Geistlichen auf einen rückschrittlichen Unterricht der Naturwissenschaften zu schließen. Durch die Aufgeschlossenheit der Fürstbischöfe gegenüber der Aufklärung erfolgt die Lehre der Physik im 18. Jahrhundert auf international vergleichbarem Niveau.
Die Epoche der Aufklärung hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Naturwissenschaften, es wurden zunehmend empirische Methoden und systematische Experimente angewandt, um Naturphänomene zu untersuchen.
Das spiegelt sich auch deutlich an der Universität Würzburg wider: Durch neue Reformen wurden die einzelnen naturwissenschaftlichen Disziplinen gestärkt und finanziell gefördert. Die Würzburger Gelehrten reisten in Metropolen wie Wien, Prag oder Dresden und besuchten Länder wie Frankreich oder die Niederlande, um sich über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu informieren und auszutauschen. Von dort brachten sie zahlreiche wissenschaftliche Instrumente mit oder wurden zur Konstruktion eigener Instrumente inspiriert.
Ein Physikalisches Kabinett ist in Würzburg seit der Mitte des 17. Jahrhunderts nachweisbar, etwa 100 Jahre später wuchs die Sammlung beträchtlich. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kamen etliche wissenschaftliche Instrumente des Kabinetts außer Gebrauch, sodass im Jahr 1877 die Universität über 200 Objekte an das Bayerische Nationalmuseum verkaufte. Das größte Werk, die Planetenmaschine des Johann Georg Neßtfell, ist dauerhaft in Saal 46 ausgestellt.
Erstmals seit über 100 Jahren sind in der Studioausstellung „Wissensdurst und Aufklärung“ weitere 47 Werke aus dieser Sammlung öffentlich zu sehen.
Die ausgestellten Instrumente aus den Bereichen Mechanik, Hydraulik, Optik, Magnetismus und Elektrizität laden zum Staunen ein. Manche erklären ihre Funktion auf den ersten Blick, bei anderen ist Fantasie und Vorstellungskraft gefragt. So erklärt zum Beispiel ein Modell die Funktionsweise einer Ramme, die Bedeutung eines Periskops wird erläutert oder auch das menschliche Auge wird in einem Modell dargestellt.
Welche verschiedenen Modelle der Sonnenuhr gab es? Wozu wurden die Leidener Flaschen entwickelt? Und was sollen zwei hölzerne Vögel erklären?
Die Prunkstücke der Ausstellung sind ein Barometer-Thermometer und eine Wanduhr, die in den Wohnräumen des Fürstbischofs in der Würzburger Residenz hingen. Hier handelt es sich vermutlich um das älteste erhaltene deutsche Barometer, ergänzt um zwei verschiedene Temperatur-Skalen. Diese Werke mit prächtigem Rokoko-Rahmen und Hinterglasmalereien wurden in monatelanger Arbeit in den Restaurierungswerkstätten des Bayerischen Nationalmuseums wieder ausstellungsfähig gemacht.
Schülerinnen und Schüler des Luitpold-Gymnasiums München, das in engster Nachbarschaft zum Museum liegt, entwickelten unter der Betreuung ihres Physiklehrers eigene Zugänge zu ausgewählten Stücken und erläutern deren Funktion in unterhaltsamen Videos. Diese Filme sind in der Ausstellung zu sehen.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation: Wissensdurst und Aufklärung. Das Physikalische Kabinett der Universität Würzburg, hg. von Frank Matthias Kammel, mit Texten von Raphael Beuing, München 2025, 128 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, 15 Euro Die außerordentlich aufwendige Restaurierung des Barometers wurde ermöglicht durch Dr. Franziska Müller-Pabst und Dr. Werner Wiemer.
Die Ausstellung wird gefördert von Martin Huber. Es finden regelmäßig Führungen in der Ausstellung mit dem Kurator der Ausstellung Dr. Raphael Beuing statt. Die Termine können dem jeweils aktuellen Dreimonatsprogramm sowie der Website entnommen werden.
Öffnungszeiten:
Dienstag - Mittwoch: 10:00 - 17:00 Uhr
Donnerstag: 10:00 - 20:00 Uhr
Freitag - Sonntag: 10:00 - 17:00 Uhr
Montag: geschlossen
Weitere Informationen direkt unter: bayerisches-nationalmuseum.de