Die Ausstellung „Innere Strukturen – Äußere Rhythmen: Zeitgenössisches arabisches und persisches Grafikdesign“ im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) stellt aktuelle Entwicklungen in Grafikdesign und arabischer Typografie anhand ausgewählter Werke von Gestalter*innen aus Nordafrika und Westasien und der Diaspora vor. Zu sehen sind Plakate, Videos, Animationen, Murals, Installationen, Bücher und Schriftarten. Als wichtigstes Gestaltungselement in islamisch geprägten Kulturen spiegeln arabische Buchstaben immer auch den kulturellen Dialog sowie Wandel und Herausforderungen einer Gesellschaft wider. Die Designer*innen greifen dabei auf verschiedene islamische Traditionen und regionale Ästhetiken zurück und thematisieren drängende gesellschaftspolitische Fragen unserer Zeit, wie beispielsweise Gendergerechtigkeit und Meinungsfreiheit.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Idee, dass arabische Buchstaben und ihre persische Variation, bestehend aus vier weiteren Buchstaben und leichten Modifikationen, eine innere Struktur aufweisen, die sie zusammenhält. Zugleich folgen sie einem äußeren Rhythmus, der von Musik, Poesie, kulturellen Dynamiken und der Kraft politischer Bewegungen bestimmt wird. Dieses Spannungsfeld zwischen Struktur und Rhythmus dient als Leitmotiv für die vier übergreifenden Themen der Ausstellung.

THEMEN DER AUSSTELLUNG
Im Gegensatz zur klassischen islamischen Kalligrafie, die sich an strenge typografische Regeln hält, werden unter dem Thema Jenseits der Kalligrafie Werke präsentiert, die die Grenzen der arabischen Schrift ausloten. So gestaltet Lara Assouad beispielsweise modulare Buchstaben, die von Geometrie und frühen arabischen Buchstaben inspiriert sind. Ein weiterer Schwerpunkt ist Poesie und Musik – Visualisierung von Rhythmus durch Schrift – ein Aspekt, der in persischen Kulturen einen besonderen Stellenwert einnimmt. Diese Analogie zwischen Schrift und Rhythmus ist ein Schwerpunkt in den Arbeiten des renommierten Grafikdesigners Reza Abedini, der die iranische Grafikdesignszene in den letzten Jahrzehnten maßgeblich geprägt hat. Die innovativen Entwicklungen im arabischen und persischen Grafikdesign ist eng mit der Bedeutung von arabischer Schrift als Medium im politischen Protest verbunden. International bekannt für ihre Arbeit im Bereich des politischen Grafikdesigns sind die Graffiti und Murals der libanesischen Grafikdesignerin Bahia Shehab. Für Shehab ist die politische Bedeutung der Schrift ein zentraler Aspekt nicht nur in ihrer künstlerischen, sondern auch in ihrer lehrenden Tätigkeit als Professorin in Kairo. Unter dem Thema Design für Kultur und Kunst werden Designer*innen und Studios, die mit ihrem Grafikdesign die lebendige Kultur- und Kunstszene in Nordafrika und Westasien mitgestalten, wie beispielsweise das Studio Kargah aus Teheran vorgestellt. Ergänzt wird die Ausstellung durch einen Lesebereich mit ausgewählten Publikationen.

DESIGNER*INNEN
Mohammadreza Abdolali (Iran), Reza Abedini (Iran), Muiz (SWANA/Großbritannien), Lara Assouad (Libanon/Kanada), Nadine Chahine (Libanon/Deutschland), Homa Delvaray (Iran), Studio Kargah (Iran), Wael Morcos (Libanon), Kristyan Sarkis (Libanon/Kanada), Studio Safar (Libanon), Bahia Shehab (Libanon/Ägypten), Jana Traboulsi (Libanon), Mariem Abutaleb (Ägypten) und weitere.

KHATT FOUNDATION
Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Huda Smitshuijzen AbiFarès, Grafikdesignerin, Wissenschaftlerin und Gründungsdirektorin der Khatt Foundation. Die 2004 in Amsterdam gegründete Khatt Foundation ist eine gemeinnützige Kulturinstitution, die sich für die Förderung des zeitgenössischen Grafikdesigns einsetzt und als Netzwerk und Plattform für Designer*innen aus Nordafrika und Westasien fungiert. Zu den weiteren Zielen der Stiftung gehören die Förderung der Designforschung, interdisziplinäre Zusammenarbeit, und die Schaffung eines spezialisierten Wissenszentrums für zeitgenössisches Design.

Wael Morcos, Ausstellungsgrafik „Inner Structures – Outer Rhythms“, 2021, © Wael Morcos
26.04.2024 - 17.08.2025

Innere Strukturen – Äußere Rhythmen: Zeitgenössisches arabisches und persisches Grafikdesign

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Steintorplatz
20099 Hamburg