Organische Formen, natürliche Materialien, geometrische Muster und glänzende Oberflächen – auf den ersten Blick pure Ästhetik und vermeintlich leicht zu „lesende“ Kunst. Doch die Arbeiten von John Franzen, Georg Küttinger und Hilde Trip, die in dieser Gruppenausstellung in einen spannenden Dialog gesetzt werden, bieten mehr als reine Augenlust. In akribischer Vorbereitung entstehen in unterschiedlichen Techniken  einzigartige Kunstwerke, die mit unserer Wahrnehmung spielen und diese hinterfragen. 

John Franzen (*1981 in Aachen) setzt sich in seinen abstrakt minimalistischen Arbeiten mit dem eigenen Ich und der menschlichen Existenz auseinander. Sein Interesse für wissenschaftliche Themen, für Naturwissenschaften und Philosophie bilden den Nährboden für seine Kunst. In meditativer Zurückgezogenheit entstehen freihändig gezeichnete Arbeiten, bei denen jeder Atemzug von John Franzen zu einem zarten Strich auf dem Papier wird. Zugleich prangert er „laut“ die narzisstische Natur des Menschen an, in dem er die Oberfläche von seinen goldglänzenden Stahlobjekten, in denen der Betrachter mit seinem eigenen Spiegelbild konfrontiert wird, durch Axthiebe und Hammerschläge zerstört. 

Georg Küttinger (*1972 in München) bezieht in seiner neuesten Werkreihe „Interferenzen“ eine räumliche Ebene in seine fotografische Arbeit mit ein. Vor tektonischen Kompositionen, die sich aus geometrisch oder linear angeordneten Farbverläufen und Farbfeldern zusammensetzen, montiert Georg Küttinger selbstgegossene, transparente Platten aus Harz. Durch Prägungen der einzelnen, sich überlagernden Platten ändert sich je nach Betrachterstandpunkt der Blick auf die dahinterliegende Fotografie. Jeder Wechsel der der Position lässt neue Erhebungen, Vertiefungen und Brechungen entstehen, so dass immer wieder neue Perspektiven auf das Werk ermöglich werden.

Hilde Trip (*1980 in Emmen, NL) bedient sich in ihrer Kunst aus dem unerschöpflichen Fundus der Natur. Pfauenfedern, Pusteblumen, Blätter, Samen und Federn sammelt und konserviert die Künstlerin, um sie anschließend zu einzigartigen Wandobjekten neu zusammenzufügen. Natürliche Materialien „re-organisiert“ Hilde Trip in sich wiederholenden Formen, Mustern und Farben, die über das eigentliche „Naturprodukt“ hinwegweisen. Fragile Schönheit und Vergänglichkeit werden durch sie in etwas Dauerhaftes verwandelt und ermöglichen uns, die Natur und die Kunst mit anderen Augen erfassen.