In der Kunsthalle Vogelmann eröffnet die Ausstellung „Surrealismus – Welten im Dialog“ am 31. August 2024. Anlass der Präsentation ist das 100-jährige Jubiläum des ersten Surrealistischen Manifests und die bis heute andauernde internationale Wirkmacht der kulturrevolutionären Bewegung. Anhand von mehr als 120 Exponaten von 58 Künstler*innen lädt die groß angelegte Ausstellung dazu ein, in die ebenso fantastische wie radikale Bildwelt des Surrealismus einzutauchen. Sie stellt Werke der surrealistischen Avantgarde von Max Ernst, René Magritte oder Joan Miró in einen Dialog mit folgenden Generationen von Künstler*innen wie Cindy Sherman, Douglas Gordon oder Sarah Lucas und verdeutlicht damit: Der Surrealismus ist keine abgeschlossene historische Bewegung, sondern wirkt bis in die Gegenwart fort.

Entstanden unter den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs und im Angesicht des aufziehenden Faschismus, hinterfragten die Surrealist*innen der Avantgarde das bestehende System sowie die damit verbundenen traditionell und rational geprägten Denkmuster. Sie beriefen sich dabei unter anderem auf die Psychoanalyse und Traumdeutung Sigmund Freuds. Auf der Suche nach einer „absoluten Realität“ (André Breton) galt es, das Unbekannte und nicht rational Zugängliche zu erkunden. Ziel war es, das Leben und Denken aus den altbekannten Fesseln zu befreien und Verdrängtes sowie Irrationales zu einer absoluten Wirklichkeit zu erweitern. Die surrealistische Avantgarde suchte den radikalen Bruch mit strukturellen Zwängen sowie bürgerlichen Konventionen und wollte zum Umdenken anregen. Heute, ein Jahrhundert später, erfährt die surrealistische Idee eine aktuelle Brisanz. In einer Phase des Umbruchs und großer Unruhen sind wir mit gegenläufigen Wirklichkeitsperspektiven konfrontiert. Gesellschaftliche und politische Instabilität, tiefgreifende Krisen und Kriege, ein immer schneller fortschreitender Wandel und die damit verbundene Zukunftsunsicherheit bringen unsere Sicht auf die Welt ins Wanken. Das Hinterfragen des eigenen Wahrnehmens von Wirklichkeit rückt wieder in den Fokus: Auf der Suche nach Antworten drängen sich alte Fragen neu auf. Dabei lohnt der Blick auf surrealistische Bildwerke der letzten 100 Jahre, denn sie eröffnen alternative Perspektiven – gestern wie heute.

Indem die Ausstellung einen historischen Bogen von den 1920er Jahren bis heute spannt, macht sie den Surrealismus als eine Haltung, einen unvollendeten, sich stets wandelnden Gedanken sichtbar. Im Zusammenspiel der Jahrzehnte erscheinen die Themen und Motive der surrealistischen Avantgarde aktueller denn je. Identitätssuche, Transformationen, Irrationalität, die Hinterfragung von Wirklichkeit und Wahrnehmung werden bis heute in surrealistischen Bildwerken verhandelt. Die Ausstellung zeigt, wie surrealistische Praktiken über die Generationen hinweg und bis heute nachwirken und einer ebenso kritischen wie humorvollen Befragung von Gegenwart und Zukunft dienen. Damals wie heute suchen Künstler*innen angesichts weltweiter Krisen, politischer und gesellschaftlicher Umbrüche nach einer neuen Sichtweise auf die Welt. Mit Grafiken, Objekten, Fotografien und Filmen zeigt die Ausstellung medial übergreifend die faszinierende Vielfalt surrealistischer Kunst.

Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Institut für Kulturaustausch in Tübingen entstanden und weltweit zum ersten Mal in der Kunsthalle Vogelmann zu sehen.
Gefördert vom Verein der Museumsfreunde Heilbronn.