Arbiten von Dorit Bearach, Agathe Böttcher, Brigitte Fugmann, Reinhard Jacob, Konrad Knebel, Josef Nowinka, Thomas J. Richter, Bernd Schlothauer, Hannelore Teutsch und Heidi Lamira Woitinek. Kuratiert von Christoph Tannert
Die Ausstellung „Hidden Layers“, kuratiert von Christoph Tannert, präsentiert 10 vereinzelte Progressive aus Berlin, fünf Künstlerinnen und fünf Künstler – alle in vorgerücktem Alter. Brigitte Fugmann und Josef Nowinka bereits verstorben. Mit der Einrichtung dieser Ausstellung könnte zumindest die Rezeptionszeit ihrer Werke ein Stück weit verlängert werden. Sind sie doch allesamt Stabilitätsfaktoren in vielfach übersehenen, wenn nicht gar „verborgenen Schichten“ (Hidden Layers), die aufgrund ihrer bewahrenswerten Solidität im jeweiligen Kunst-Segment dem Inbegriff der Untergrabung gängiger Standards des heutigen „common sense“ entsprechen.
Sie alle waren bzw. sind sich sicher, dass das Defizitäre, auch der Mangel an offen zirkulierenden Ressourcen des Geistigen wie an Werteorientierung, in der Zukunft eine größere Bedeutung in Kunst und Gesellschaft haben wird, als wir das in den vergangenen Jahrzehnten gewohnt waren. Zwangsläufig werden dadurch Präzision der Aussage und ästhetische Pointierung noch wichtiger. Dieser Geist des Solitären ringt in „betäubter Zeit“ (Schlothauer) darum, gänzlich pathosfrei zu formulieren, nachhaltig, das Fragile schützend, von Erwartung geprägt, kaum von Erfüllung.
So subtil aber kann nur denken und leben, wer klare Orientierungen hat bzw. hatte. Nicht optimistische Strategien, die Effizienzgewinne regelmäßig durch Mehrverbräuche aufzehren, sind angebracht, sondern eine gründliche Umkehr des Menschen in Demut vor der Natur. Diese künstlerischen Positionen sind belastbar, sie sind das Gegenteil der Verschwendung von Sinn und Sinnlichkeit. Sie zeigen sich als von zeitgeistigen Gimmicks freie Positionen im Aufbäumen gegen die neuerliche Ideologisierung des gesellschaftlichen Lebens und in der Beharrung auf intellektueller Wachheit und Stetigkeit.
Es handelt sich in dieser Ausstellung insofern um im besten Sinne Ich-konzentrierte künstlerische Aussagen, viel zu wenig gezeigt oder sogar vergessen, die kontrastiert werden durch die Wegwerfgesellschaft, aber nicht etwa durch die Konkurrenz zu medialen Entwicklungen. Im Gegenteil, diese Kunst lässt ahnen, dass Verwertungsinteressen und Geschmackswandel die Zeit niemals stillstehen lassen.
Die Auftritte und Ansagen der selbsternannten Häuptlinge der Propaganda- wie der Unterhaltungsindustrie nahmen bzw. nehmen sie schulterzuckend zur Kenntnis. Ihre Werke sind dem Schönen verpflichtet, sind Ausdruck der Arbeit an der Form, aber anti-hysterisch gepolt. In ihnen lebt die Hoffnung, dass vieles auch ganz anders werden kann, bevor es katastrophal endet. Denn dass es so kommt, ist gewiss.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.